Alexander Ziegler

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* 8.3.1944 Zürich, † 11.8.1987 Zürich.

Schauspielausbildung in Wien. Engagements an verschiedenen Bühnen in der Schweiz und in Deutschland, unter anderem am →Theater am Käfigturm in Bern (1970 in Philip King/Falkland L. Carys "(Sex wie’s well)"). Zudem verkörperte Z. die Hauptrolle in der amerikanischen Fernsehserie "(Boys and Girls)". Z.s erstes Buch "(Labyrinth. Report eines Aussenseiters)" (1970) entstand während eines zweijährigen Gefängnisaufenthalts, zu dem Z. im Juni 1967 wegen Verführung eines Minderjährigen verurteilt worden war. Der Text, eine Mischung aus Liebesgeschichte, Prozessbericht sowie Anekdoten aus der Welt des Films und des Theaters richtet sich vor allem gegen die gesellschaftliche Ächtung der Homosexuellen. Auch Z.s Werke "(Die Konsequenz)" (1975, 1977 unter demselben Titel von Wolfgang Petersen für den Westdeutschen Rundfunk verfilmt), "(Kein Recht auf Liebe)" (1978) und "(Eines Mannes Liebe)" (1980) thematisieren Homosexualität. Z.s autobiografisches, dokumentarisches Theaterstück über Strafvollzug "(Zellengeflüster. Ein Stück Realität)" wurde am →Galerietheater Die Rampe in Bern uraufgeführt (25.11.1970, Regie: →Paul Roland). 1976–87 wurde im →Kammertheater Stok in Zürich fast jährlich jeweils im Juli ein Stück von Z. gezeigt, darunter zahlreiche Uraufführungen, beispielsweise "(Samstagabend. Eine Liebesgeschichte)" (18.7.1978, Regie: Hans-Peter Rieder), ein Stück über Homosexualität, "(Willkommen in Mariental)" (17.7.1979, Regie: Rieder) zum Thema Erziehungsheime, "(Nachtwache)" (15.7.1980, Regie: Rieder), das die Situation in psychiatrischen Kliniken problematisiert, "(Entlassen – Szenen einer Heimkehr)" (1981, Regie: Rieder), das sich mit der Resozialisierung nach einer Haftstrafe befasst, "(Es wird nie wieder Frühling)" (13.7.1982, Regie: →Helmuth Fuschl), das Homosexualität während des Nationalsozialismus thematisiert, "(Drogenstation)" (17.6.1984, Regie: Rieder), das von Drogenabhängigen in einer Entzugsanstalt handelt, und "(Kokain oder Der einsame Kampf des Philipp Neukomm)" (14.7.1987, Regie: Rieder), für das Z. auf den Bahamas und in Südamerika über Drogenhandel und -kartelle recherchiert hatte. Z.s Stücke lieferten Diskussionsbeiträge, welche die Öffentlichkeit mit Aussenseitern und Missständen konfrontierten und bisweilen auch schockierten. Z. nahm sich mit grossem Engagement als Autor wie als Darsteller in vielen seiner eigenen Stücke der Minderheiten an und war Anlauf- und Kontaktstelle für Menschen in Nöten. Im Zuge seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Homosexuellen-Zeitschrift "(Du und ich)" sammelte Z. Material über den Bundeswehr-General Günter Kießling. Als diesem 1984 unterstellt wurde, er sei homosexuell, sorgte Z. mit angeblichen Beweisen für politischen Zündstoff. Kurz nach der Uraufführung seines letzten Stückes 1987, in dem Z. die Hauptrolle verkörpert hatte, wurde er im Kammertheater Stok tot aufgefunden.

Auszeichnungen

  • 1978 Adolf-Grimme-Preis für das Drehbuch zum Fernsehfilm "(Die Konsequenz)".


Autorin: Brigitte Marschall



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Marschall, Brigitte: Alexander Ziegler, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2143–2144.

Normdaten

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