Delly und Willy Flay

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Delly Waldvogel, * 4.7.1904 Schaffhausen, †  18.1.1970 Genf, eigentlich Adelheid, ∞ 1933 Willy F., * 11.2.1909 Basel, † 14.9.1984 Orselina TI, eigentlich Wilhelm Fleig.

Waldvogel trat mit fünfzehn Jahren erstmals am →Stadttheater Schaffhausen, Schaffhausen SH auf und ging dann zur Ausbildung nach Zürich, Deutschland und Frankreich. Willy F. ging mit fünfzehn Jahren nach Deutschland, bildete sich gegen den Willen seiner Familie ebenfalls bei →Mary Wigman, Kurt Jooss und →Harald Kreutzberg sowie im klassischen Tanz aus. Beiden war sowohl der deutsche Ausdruckstanz als auch die französisch-russische Ballettkultur vertraut. Seit den dreissiger Jahren lebten und arbeiteten sie zusammen, unternahmen mit ihren Tanzabenden Europatourneen und gastierten in der Schweiz, zum Beispiel 1932, 1935 und 1941 (als Studio F., Ascona) in Luzern, 1934 in Basel und 1937/38 in Zürich. Ein früher Höhepunkt ihrer gemeinsamen Karriere war die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten →Ernest Ansermet bei der Aufführung von "L’→Histoire du Soldat"(von Igor Strawinsky/→Charles Ferdinand Ramuz) in Luzern. 1935/36 waren sie als Ballettmeisterin und Ballettmeister sowie als Tänzerin und Tänzer am Stadttheater Schaffhausen. 1937–40 in gleicher Funktion am →Stadttheater Basel, wo, wie schon in Schaffhausen, acht weitere Tänzerinnen engagiert waren. Eigenständige Ballettabende gab es nicht, nur Tanzeinlagen in Operetten und Opern und einmal pro Jahr eine Tanzmatinee mit eigenen Werken. Wichtige Aufbauarbeit für die Tanzkunst leisteten sie dann in der französischsprachigen Schweiz. 1942–51 arbeiteten sie als Ballettmeisterin und Ballettmeister sowie Solotänzerin und Solotänzer am →Grand Théâtre in Genf, bauten hier eine Balletttruppe nach ihren Vorstellungen auf, brachten Balletteinlagen, beispielsweise zu Glucks "Orpheus und Eurydike", heraus und choreografierten Werke wie "Les Beaux Dimanches" (Musik: →Pierre Wissmer), "Le Festin de l’araignée" (Musik: Albert Roussel), "Boléro", "La Valse", "Daphnis et Chloé"(Musik alle: Maurice Ravel), "L’Après-midi d’un faune", "Les Epigraphes antiques" (Musik beide: Claude Debussy) und "Les Créatures de Prométhée" (Musik: Ludwig van Beethoven). Der Theaterbrand in Genf setzte dieser Arbeit ein Ende. Unvergessen blieben ihre Ballettaufführungen im Rosengarten des Parks La Grange. Daneben übernahmen sie 1943 die Klassen für Fortgeschrittene an der Tanzabteilung des →Conservatoire de Genève, die sie bis zum Tod von Delly F.-Waldvogel gemeinsam leiteten, anschliessend war Willy F. alleiniger Leiter bis 1980. Gemeinsam hatten sie auch eine private Ballettschule in Genf eröffnet, das Studio F., das bis heute besteht.



Autorin: Ursula Pellaton



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Pellaton, Ursula: Delly und Willy Flay, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 606.