Freie Bühne Zürich, Zürich ZH: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 26. August 2022, 17:05 Uhr

Amateur-Wandertheatergruppe, Sprechtheater, oft in Mundart, Marionettentheater, Hörspiel (1917–50)

Die Förderung schweizerischer Volks- und Mundartdramatik, das spätere Hauptanliegen der Gruppe, wurde bereits anlässlich der Landesausstellung 1914 als Ziel formuliert. 1917 gründeten →Jakob Bührer, →August Schmid und Emil Gyr das "Jakob Bührer-Ensemble", das mit der Uraufführung von Bührers "Das Volk der Hirten" im →Imthurneum in Schaffhausen sein erfolgreiches Debüt gab. Das Ensemble, das durchschnittlich dreissig Mitglieder zählte, wurde 1918/19 in "Freie Bühne Zürich" unbenannt. Zur Kerngruppe gehörten neben den Initianten unter anderen Emmy Gyr, Fritz Pauli, Elisabeth Thommen, Albert Isler und Moritz Ruckhäberle. Ab 1921 wurde die F. eine Genossenschaft, ab 1929 organisierte sich die Gruppe in Gesellschafts- bzw. Vereinsform. Bührers Absicht, die Laiengruppe in ein professionelles Berufswandertheater umzuwandeln, stiess auf Widerstand seitens der Spieler. Nach einer internen Krise und dem Rücktritt Bührers übernahm 1923 Robert Ammon die Leitung der Gruppe. 1927 ging die Leitung an →Wilhelm Zimmermann über. Die F. finanzierte sich neben den Theatereinnahmen anfangs ausschliesslich durch private Geldgeber, später unter anderem durch Beiträge der Stadt Zürich. Sie inszenierte bis zu vier Stücke pro Saison, weitere waren im Repertoire. Von den fünfzig Inszenierungen der F. waren dreissig Uraufführungen, gesamthaft wurden über 600 Vorstellungen in der ganzen Deutschschweiz (unter anderem an diversen Stadttheatern) gespielt. Das Repertoire reichte vom Schwank bis hin zu ernsten Dramen und umfasste neben Bührers zum Teil satirischen Arbeiten, unter anderem Werke von →Cäsar von Arx ("Vogel friss oder stirb!"), →Richard Schneiter ("Wer erbt?"), →Paul Haller ("Marie und Robert"), →Paul Schoeck ("Tell"), →Walter Lesch, →Max Werner Lenz, →René Morax und →Albert Jakob Welti. Neben Eigenproduktionen wirkte die F. bei verschiedenen Aufführungen von Calderóns "Das grosse Welttheater" in Einsiedeln (→Welttheater Einsiedeln), bei Schüleraufführungen von Schillers "Wilhelm Tell" am →Schauspielhaus Zürich, Zürich ZH sowie bei Edwin Arnets "Das Eidgenössische Wettspiel" an der Landesausstellung 1939 mit. Hierbei arbeitete die Gruppe, angesiedelt an der Peripherie zwischen Amateur- und Berufstheater, mit professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern zusammen. Zusätzlich zu den Schauspiel-Aufführungen entwickelte die F. zeitweilig eine rege Tätigkeit im Bereich des Marionettentheaters (1942/43 Neugründung der →Zürcher Marionetten als Nachfolgebühne des →Schweizerischen Marionettentheaters im Kunstgewerbemuseum der Stadt Zürich) und spielte eine entscheidende Rolle bei der Etablierung des neuen Mediums Radio durch die Gestaltung von Hörspielabenden. Am 11. November 1950 fand die letzte Aufführung der F. (von Arx’ "Vogel friss oder stirb!") statt.

Literatur

  • Beck, Anna: Die F. (1917–1950). In: Kotte, Andreas (Hg.): Theater der Nähe, 2002.

Archiv: Schweizerische Theatersammlung, Bern.



Autorin: Sonja Galler



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Galler, Sonja: Freie Bühne Zürich, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 629–630.