Gert Westphal

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* 5.10.1920 Dresden (D), † 10.11.2002 Zürich, eigentlich Curt Gerhard W. ∞ II. Gisela Zoch, Schauspielerin und Journalistin.

Nach dem Abitur Schauspielausbildung am Konservatorium Dresden und bei Paul Hoffmann. 1940 Einzug zum Kriegsdienst. 1946 debütierte er an den Kammerspielen Bremen als Inspektor in Priestleys "Ein Inspektor kommt" und war dort bis 1948 als Charakterschauspieler engagiert. 1948 inszenierte er am Bremer Künstlertheater Alfred Neumanns "Der Patriot" und Svend Rindoms "Die kupferne Hochzeit". Ab 1948 widmete sich W. vorwiegend der Radioarbeit: 1948–52 war er Oberspielleiter von Radio Bremen, 1953–59 Leiter der Hörspielabteilung, zeitweise auch Chefregisseur der Fernsehabteilung beim Südwestfunk Baden-Baden. Zudem gastierte W. als Regisseur und Sprecher bei verschiedenen Rundfunksendern. Daneben führte W. weiterhin Theaterregie, unter anderem an den Württembergischen Staatstheatern Stuttgart (1951 Schillers "Die Räuber", 1953 Pär Lagerkvists "Barabas"), am →Schauspielhaus Zürich (1952 Pirandellos "Sechs Personen suchen einen Autor", 1954 Eliots "Der Privatsekretär"), am Theater der Stadt Baden-Baden und am Thalia-Theater Hamburg. 1960–80 war W. als Schauspieler und Regisseur am Schauspielhaus Zürich tätig. Er spielte dort unter anderem 1960 Dicker in Ionescos "Das Gemälde", Amalric in Claudels "Mittagswende", Senator Nicia in Machiavelli/Feilers "Mandragola" und Christian Maske in Sternheims "Der Snob", 1961 Helmer in Ibsens "Nora", 1962 Kurt in Strindbergs "Totentanz", 1963 Kreon in Grillparzers "Medea", 1966 Friedrich Georgen in der Uraufführung von →Friedrich Dürrenmatts "Der Meteor", Malvolio in Shakespeares "Was ihr wollt" und Doktor Couillard in Billetdoux’ "Durch die Wolken", 1968 Graham in →Bertolt Brechts "Die heilige Johanna der Schlachthöfe" und 1978 Willie in Becketts "Glückliche Tage". Zu seinen Inszenierungen zählten beispielsweise 1961 Roussins "Viola" und die Uraufführung von David Wechslers "Wege zu Rahel", 1962 Goethes "Iphigenie auf Tauris", 1964 →Curt Goetz’ "Der Lügner und die Nonne", 1971 Daniel Berrigans "Der Prozess gegen die neun von Catonsville", 1973 Goethes "Clavigo". Daneben inszenierte W. an zahlreichen deutschsprachigen Bühnen, in der Schweiz etwa an der →Komödie Basel (1960 Shakespeares "Die lustigen Weiber von Windsor"), am →Stadttheater Basel (1966 Ibsens "Gespenster"), am →Theater Heddy Maria Wettstein Zürich (1967 Monodramen von →Walter Matthias Diggelmann, →Walter Vogt, Aldo Nicolai), am →Stadttheater Bern (1968 →Rolf Hochhuths "Soldaten" und Tom Stoppards "Rosenkranz und Güldenstern sind tot", 1969 Shakespeares "Romeo und Julia", 1971 Schillers "Don Carlos") und am →Städtebundtheater Biel-Solothurn (1973 →Max Frischs "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie"). W. gastierte an diversen Bühnen und auf zahlreichen Tourneen, unter anderem inszenierte er für das Hamburger Tourneetheater Greve eine eigene Bühnenfassung von Kafkas "Der Prozess". Er führte Opernregie in Düsseldorf, Braunschweig, Mannheim, Darmstadt, Nürnberg und am Stadttheater Bern (1970 Mozarts "Die Gärtnerin aus Liebe"). W., der als "König der Vorleser" bezeichnet wurde, galt als bedeutender Rezitator und veröffentlichte über hundert Schallplatten und Hörbücher, darunter Lesungen von Werken Thomas Manns, Hesses, Fontanes, Goethes und in Zusammenarbeit mit Joachim Ernst Berendt die Reihe "Jazz und Lyrik". W. war Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg.

Auszeichnungen

unter anderem

  • 1975 Literaturpreis des Kantons Zürich,
  • 1982 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse,
  • 1988 Deutscher Schallplattenpreis,
  • 1991 Ehrenurkunde der deutschen Schallplattenkritik.


Autorin: Julia Danielczyk



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Danielczyk, Julia: Gert Westphal, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2084–2085, mit Abbildung auf S. 2085.

Normdaten

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