Harry Buckwitz

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* 13.3.1904 München (D), † 27.12.1987 Männedorf ZH.

Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft an der Universität München, danach Ausbildung zum Schauspieler in München. Engagements als Schauspieler 1925/26 am Stadttheater Recklinghausen, 1926/27 an den Kammerspielen im Schauspielhaus München, 1927–29 am Stadttheater Mainz, 1929–33 an den Vereinigten Stadttheatern Duisburg-Bochum, 1933–36 Schauspieler und Regisseur am Stadttheater Augsburg, 1936/37 an den Städtischen Bühnen Freiburg im Breisgau. 1937 Auftrittsverbot, Auswanderung nach Tanganjika, dort als Hotelier tätig, wurde bei Kriegsausbruch 1939 von den Engländern als "feindlicher Ausländer" in Dar-es-Salaam interniert. 1940 Rückkehr über Italien nach Deutschland. 1941–44 Leiter des Savoy-Hotels in Lodz (im besetzten Polen), 1944–45 Wehrmachtssoldat. 1945/46 Direktor des Volkstheaters München, 1946–51 Verwaltungsdirektor, stellvertretender Intendant und Regisseur an den Städtischen Bühnen/Kammerspielen München (unter anderem Inszenierungen von →Carl Zuckmayers "Des Teufels General" und →Bertolt Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper"). 1951–68 Generalintendant der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main. B. machte sich dort einen Namen mit Brecht-Inszenierungen trotz des Boykotts, darunter 1952 "Der gute Mensch von Sezuan", 1955 "Der kaukasische Kreidekreis" (inszeniert zusammen mit Brecht), 1958 "Mutter Courage" (mit →Therese Giehse in der Titelrolle), 1959 "Schweyk im Zweiten Weltkrieg", 1961 "Leben des Galilei" (mit →Hans-Dieter Zeidler), sämtliche mit →Teo Otto als Bühnenbildner. 1968 Abschied von Frankfurt mit der Uraufführung von Peter Weiss’ "Viet Nam Diskurs". Daneben inszenierte B. unter anderem am →Grand Théâtre in Genf (1963 Beethovens "Fidelio"). 1968–70 freischaffender Regisseur. 1970/71 bis Ende 1977 war B. künstlerischer Direktor des →Schauspielhauses Zürich in der Nachfolge von →Peter Löffler. Er distanzierte sich vom Theater der "aktivistischen Provokation" in den siebziger Jahren und sorgte mit seinem Spielplan für Publikumszuspruch. B. setzte sich für die Renovation des Hauses am Heim­platz anstatt eines Neubaus ein und leitete das Schauspielhaus Zürich durch die Schwierigkeiten während des Umbaus im Ausweichquartier des →Corso-Theaters. Uraufgeführt wurden während B.s Direktion unter anderem →Hansjörg Schneiders "Sennentuntschi", →Rolf Hochhuths "Die Hebamme", →Friedrich Dürrenmatts "Der Mitmacher", →Herbert Meiers "Stauffer-Bern" und Zuckmayers "Der Rattenfänger"; unter den Schweizer Erstaufführungen finden sich Werke von Thomas Bernhard, Edward Albee, Tom Stoppard, Peter Shaffer und Neil Simon. B. selbst inszenierte unter anderem 1970 Goethes "Egmont" und die Uraufführung von →Adolf Muschgs "Die Aufgeregten von Goethe", 1971 Hochhuths "Guerillas", 1972 Peter Weiss’ "Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats", 1974 Shakespeares "Hamlet" (mit →Helmut Lohner) und Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" (mit →Heidemarie Hatheyer), 1975 Schillers "Maria Stuart" (mit →Christiane Hörbiger und →Renate Schroeter) und Giraudoux’ "Die Irre von Chaillot" (mit →Brigitte Horney), 1977 Brechts "Schweyk im Zweiten Weltkrieg". Am →Opernhaus Zürich, Zürich ZH setzte B. 1971 die Schweizer Erstaufführung von Gottfried von Einems Oper "Der Besuch der alten Dame" und 1976 Brecht/Weills "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" in Szene. Ab 1978 arbeitete B. erneut als freier Regisseur, unter anderem weiterhin am Schauspielhaus Zürich (1981 de Filippos "Filumena Marturano" mit →Maria Becker), am Deutschen Nationaltheater Weimar (1979 Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame") und bei den Festspielen Bad Hersfeld (1980 Goethes "Faust"). B. war unter anderem korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR und Präsident der Deutschen Akademie der darstellenden Künste Frankfurt.

Auszeichnungen

  • Grosses Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland,
  • Frankfurter Goetheplakette,
  • Ehrenmitglied der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main,
  • Chevalier des Arts et des Lettres.

Literatur

  • Rätz, Renate (Zusammenstellung): H. B. Schauspieler, Regisseur, Intendant 1904–1987, 1998.
  • Kröger, Ute/Exinger, Peter: "In welchen Zeiten leben wir!"Das Schauspielhaus Zürich 1938–1998, 1998.

Nachlass

  • Archiv der Akademie der Künste, Berlin.


Autorin: Ute Kröger



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Kröger, Ute: Harry Buckwitz, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 288–289.

Normdaten

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