See-Burgtheater, Kreuzlingen TG

Aus Theaterlexikon - CH
Version vom 5. Dezember 2013, 16:17 Uhr von de>WikiSysop (Textersetzung - „([a-zA-Z0-9)])"([a-zA-Z0-9(])“ durch „$1" $2“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eigenproduktionen mit Stückverträgen, Sprechtheater

Das S. wurde von den beiden Schauspielern Hans-Ruedi Binswanger und →Gregor Vogel unter dem Namen "Seeburg-Theater" gegründet. Mit der Schaupielerin →Astrid Keller, dem Dramaturgen →Leopold Huber und anderen Beteiligten brachte die Gruppe 1990 →Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" (Regie: Vogel) heraus. Spielort der ersten Produktion war die Seeburg im Seeburgpark bei Kreuzlingen, die dem Theater seinen Namen gab. Das S. spielt in der Grenzregion Kreuzlingen-Konstanz, 1993–2004 war das Schloss Girsberg bei Kreuzlingen der Hauptspielort, der von den Besitzern Jolanda und Kurt Schmid-Andrist jeweils kostengünstig zur Nutzung überlassen wurde. Jährlich fand dort im Sommer ein Freilichtspiel statt, bei dem vor allem der Innenhof, daneben die Räume und die nähere Umgebung des Schlosses mit einbezogen wurden. Ziel des S. ist es, mit professionellem, volksnahem Erlebnistheater alle Bevölkerungsschichten anzusprechen. 1991, im Jubiläumsjahr der Eidgenossenschaft, erregte Vogels Inszenierung von Horváths "Hin und Her" am Grenzzaun zwischen der Schweiz und Deutschland Aufsehen. 1992 folgte unter seiner Regie →Bertolt Brechts "Die Kleinbürgerhochzeit" (aufgeführt in der Seeburg, in den Hauptrollen: Keller und Binswanger, Dramaturgie: Huber). Huber und Keller lösten 1993/94 Vogel und Binswanger in der Leitung ab. Seitdem ist Huber für fast alle Stückbearbeitungen und die Regie verantwortlich. Das Ensemble setzt sich aus freischaffenden Schauspielern zusammen, die in der Bodenseeregion leben, sowie Gästen (in tragenden Rollen fungiert meist Keller, bis 1995 auch Binswanger). Weitere Produktionen: 1994 Nestroys "Der Talisman", 1995 als erste Winterproduktion des S. Pinters "Der Liebhaber" (Bearbeitung und Regie: Carlos Trafic; Spielort: ein Einfamilienhaus in Tägerwilen), 1995 Büchners "Leonce und Lena", 1996 Goldonis "Mirandolina", 1997 →Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" mit →Mathias Gnädinger als Alfred Ill und →Rosalinde Renn als Claire Zachanassian (bespielt wurde das gesamte Areal Girsberg, die Mittelthurgaubahn richtete eigens eine Haltestelle Girsberg-Güllen ein), 1998 Ibsens "Nora oder Ein Puppenheim" (im Puppenmuseum Schloss Girsberg). 1999 fanden auf dem Bodenseeschiff Graf Zeppelin die Uraufführungen von →Philipp Engelmanns "Grosse Fische, kleine Fische" (Auftragswerk) und von Jo Eisfelds "Rocky 10" (Regie: Eisfeld) statt. Die Sommerproduktion war die Schweizer Erstaufführung von Goethes "Der Bürgergeneral" (mit →Inigo Gallo in der Titelrolle). 2000 präsentierte das S. ausschliesslich mit Darstellerinnen Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" (in der Titelrolle Keller, mit →Margrit Ensinger, →Babett Arens), 2001 Molières «Tar­tuffe» (im Schlossgarten Girsberg) und 2002 Shakespeares "Ein SommerNachtsTraum". Das Theater, seit 1999 rechtlich als Verein organisiert, erhielt bis 2001 produktionsbezogene Unterstützungsbeiträge vom Kanton Thurgau, von verschiedenen Städten und Gemeinden der Region, Firmen aus der Region Kreuzlingen, Stiftungen und anderen Geldgebern. 2002–04 stellt der Kanton eine jährliche, fixe Subvention als Grundfinanzierung zur Verfügung. Das S., eine der wenigen professionell tätigen freien Theatergruppen im Kanton Thurgau, gilt als wichtige Bereicherung des lokalen Kulturlebens, ist aber auch über die Kantonsgrenzen hinaus und im angrenzenden süddeutschen Raum bekannt.

Literatur

  • Huber, Leopold: Lust und Frust in der Provinz. 11 Jahre Freie Theaterarbeit, 2001 [mit einer Dokumentation aller Produktionen].


Autorin: Regula Reidhaar



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Reidhaar, Regula: See-Burgtheater, Kreuzlingen TG, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1670.