Theo Modes

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* 19.2.1888 Brünn (Brno, heute: CZ), († unbekannt), eigentlich Theodor Anton M. ∞ Luise Wolf, Opernsängerin.

Gymnasium in Brünn, Rechnungsbeamter in Wien. Eleve am Deutschen Volkstheater in Wien. Erste Engagements als Schauspieler 1908/09 am Stadttheater Reichenberg in Böhmen, 1909–11 am →Stadttheater Zürich als jugendlicher Held (unter anderem Osvald in Ibsens "Gespenster", Regie: →Josef Danegger) und 1911/12 am Stadttheater Bremen. 1912–15 Regisseur und Schauspieler in Nürnberg und 1915–17 am Residenz-Theater in Dresden, 1915–18 Schauspieler am Stadttheater Hamburg und 1918/19 Oberspielleiter des Schauspiels und Darsteller am Stadttheater Halle. 1919–23 war M. künstlerisch wie finanziell erfolgreicher Direktor des →Stadt- und Aktientheaters St. Gallen. Er inszenierte dort unter anderem Goethes "Urfaust" und "Faust II", Ibsens "Peer Gynt", Shakespeares "Das Wintermärchen", Hebbels "Genoveva" und →Othmar Schoecks "Erwin und Elmire". 1923–26 war M. Direktor der Städtischen Bühnen in Graz, 1926–30 Intendant des Schauspiels an den Vereinigten Stadttheatern in Köln. 1930 promovierte er in Köln mit einer Dissertation über Schillers "Wallenstein" bei Carl Niessen. 1931 inszenierte er als Gast am →Schauspielhaus Zürich und übernahm die Leitung der "Jedermann"-Festspiele in Haindorf. Ab 1932 war M. erneut Direktor des Stadttheaters St. Gallen, bis er 1938, unter dem Verdacht der nationalsozialistischen Parteimitgliedschaft stehend, demissionieren musste. Seine Gegner – namentlich die Dramatiker →Werner Johannes Guggenheim, →Albert Jakob Welti und →Jakob Bührer – kritisierten den Einfluss von M.s Ideologie auf Spielplan, Personalpolitik und Inszenierungen. Andererseits lobte man die Aktivität des "unschweizerischen" Direktors gerade auch in der Wahl von Schweizer Werken und achtete ihn als modernen Regisseur und nach "rein künstlerischen" Kriterien handelnden Leiter. M.s Inszenierungen galten als äusserst wirkungsvoll, darunter: Kolbenheyers "Jagt ihn – ein Mensch!"(Schweizer Erstaufführung 1933), Kleists "Prinz Friedrich von Homburg", →Cäsar von Arx’ "Der Verrat von Novara", Büchners "Dantons Tod", Schillers "Maria Stuart", "Wilhelm Tell", "Don Carlos" und "Wallenstein" (in eigener einteiliger Bühnenbearbeitung), →Emil Sautters "Hans Böheim, der Pauker von Niklashausen" (Uraufführung 1934), Shakespeares "Macbeth", →Arnold H. Schwengelers "Rebell in der Arche" (Uraufführung 1935), Hebbels "Herodes und Mariamne", Adolf Sennhauser/→Johannes Steiners "Das Retourbillett" (Uraufführung 1936), →Albert Steffens "Friedenstragödie", →Max Gertschs "Menschenrechte" (Uraufführung 1937), Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" und "Othello", Goethes "Iphigenie auf Tauris", Hauptmanns "Die Weber", Calderóns "Das grosse Welttheater", Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen", Mozarts "Don Juan" und "Die Hochzeit des Figaro", Puccinis "Madame Butterfly" und Rossinis "Der Barbier von Sevilla". 1938/39 war M. Intendant des Deutschen Theaters und 1939–42 des Stadttheaters in Brünn, 1938/39 zudem Intendant in Reichenberg. 1934, 1938 und 1939 leitete er die Sudetendeutschen Schiller-Festspiele in Eger. Anfang 1939 übernahm er die Gesamtleitung aller volksdeutschen Bühnen in der Tschechoslowakei. M. war Mitglied der Sudetendeutschen Partei und ab 1939 der NSDAP. 1942/43 war er Intendant des Stadttheaters Thorn, 1943 der Greifenstein-Freilichtspiele und 1943/44 des Stadttheaters Freiberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er 1947/48 Spielleiter und Chefdramaturg an der Deutschen Volksbühne in Dresden, und 1950/51 führte er Regie am Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz.

Literatur

  • Ziegler, Ernst: Theater und Politik um 1933. In: 175 Jahre Stadttheater St. Gallen, 1980.
  • Michel, Marie-Louise: Das Stadttheater St. Gallen um 1933. Unter der Leitung eines nationalsozialistisch gesinnten Theaterdirektors. Diplomarbeit Universität Wien, 1999.


Autorin: Marie-Louise Michel



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Michel, Marie-Louise: Theo Modes, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1254–1255.

Normdaten

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