Trudi Schoop

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* 9.10.1903 Zürich, † 14.7.1999 Los Angeles (USA). Schwester der Schauspielerin und Keramikkünstlerin Hedi S., des Komponisten Paul S. und des Malers Max S. ∞ →Hans Wickihalder, Theaterkritiker und -leiter.

Debüt – ohne professionelle Tanzausbildung – am 14.12.1920 am →Pfauentheater Zürich mit ernst gemeinten, aber komisch wirkenden Tanzpantomimen. Danach neunmonatige Ballettausbildung in Stuttgart und Wien, gleichzeitig Tanzstunden bei Ellen Tells, einer Schülerin Isadora Duncans. Schauspielunterricht bei →Richard Révy in Zürich. 1921 Eröffnung der ersten eigenen Schule in Zürich. 1922 erste Deutschlandtournee. Bis 1927 weitere Solotanzabende, ab 1926 begleitet von →Tibor Kasics. 1927 Beginn der Zusammenarbeit mit →Suzanne Perrottet, Gruppentanzabende, begleitet von S.s Bruder Paul. 1928 Tournee mit Soloprogramm, Auftritte in Berlin, Oslo, Amsterdam, Prag, Stockholm, Paris. Als Tänzerin und Regisseurin war S. bei diversen Kabaretts tätig: in Zürich 1928 beim Cabaret Der Krater sowie in Berlin 1929 bei der Katakombe, 1929–31 mehrfach beim Kabarett Der Komiker und 1930 am Tingel-Tangel-Theater. 1931 zweite eigene Schulgründung in der alten Kirche Fluntern in Zürich. 1932 wurde S. als Vertreterin der Schweiz zum Grand Concours international de chorégraphie in Paris eingeladen. Sie erarbeitete mit ihrer Laientruppe "Fridolin en route" (Musik: →Werner Kruse/Kasics), das den vierten Platz erreichte und zusammen mit der erstplatzierten Choreografie "Der grüne Tisch" von Kurt Jooss als Gastspiel eingeladen wurde. Mit dem in späteren Stücken wiederkehrenden Fridolin, einem mit den Widrigkeiten der Welt konfrontierten Jungen, erschuf S. eine Figur, die ihr das Image eines weiblichen Charlie Chaplin eintrug. Auch in ihren weiteren Werken zeichnete sich der Ausdruckstanz von S. und ihrem Ensemble durch einen unverwechselbaren, pantomimisch-heiteren Stil aus. Ab 1933 professionalisierte S. ihre Tanztruppe und schuf weitere Choreografien wie "Zur Annoncenaufgabe", "Ringelreihen 1933", "Fridolin zu Hause", "Die blonde Marie" und "Alles aus Liebe". Bis 1939 folgten zahlreiche Gastspiele in Europa und vier grosse Amerika-Tourneen. 1941 bis Anfang 1946 gehörte S. – mit Unterbrechungen – zum Ensemble des →Cabarets Cornichon, wo sie beispielsweise Hitler im schwarzen Tutu als "sterbenden Schwan" tanzte. 1946/47 ging S. mit ihrer letzten grossen Tanzkomödie "Barbara" auf Tournee (Musik: →Nico Kaufmann, Ausstattung: →Irène Zurkinden, unter anderem mit →Lukas Ammann, →Blanche Aubry, →Herta Bamert, Werner Belmont, →Lisa Czobel, →Voli Geiler und Jack Menn, Uraufführung 27.10.1946 im →Stadttheater Luzern). 1948 trat S. im Eröffnungsprogramm von Werner Fincks Stuttgarter Kabarett Die Mausefalle auf. Ende der vierziger Jahre zog sich S. von der Bühne zurück. Nach dem Tod ihres Mannes übersiedelte sie 1952 nach Los Angeles, dem Wohnsitz ihrer Schwester. Trotzdem wirkte sie zeitweise noch als choreografische Mitarbeiterin in der Schweiz, etwa für Inszenierungen des →Schauspielhauses Zürich und Programme des →Cabarets Federal. Ab 1957 arbeitete S. als Tanztherapeutin mit psychisch Kranken (unter anderem im Camarillo State Hospital in California) und wurde zu einer Pionierin auf diesem Gebiet. Ab 1972 gab sie auch Kurse und Workshops in der Schweiz und in Deutschland. 1974 publizierte S. "Wont’t You Join the Dance? A Dancer’s Essay into the Treatment of Psychosis", 1981 folgte die deutsche Übersetzung unter dem Titel "Komm, so komm doch, komm, so komm doch, komm und tanz mit mir!". Filme über S. von Claudia Willke: "Komm tanz mit mir" (1991) und "Die Eroberung der Leere" (1992).

Auszeichnungen

unter anderem

  • 1994 Ehrengabe der Stadt Zürich.

Literatur

  • T. S. Teaches, 1949.
  • Seelig, Carl: T. S. Originelle Gestalten der Familie Schoop. In: Thurgauer Jahrbuch 1958.
  • Willke, Mona: T. S.s Leben und ihr tänzerisches und therapeutisches Werk. In: Deutsche Gesellschaft für Tanztherapie (Hg.): Info 37/38/1999.
  • Pellaton, Ursula: Kommunikation durch Körpersprache. Erinnerung an die Tänzerin und Tanztherapeutin T. S. In: Neue Zürcher Zeitung, 4.9.1999.

Nachlass

  • Deutsches Tanzarchiv Köln.


Autor: Mats Staub



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Stab, Mats: Trudi Schoop, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1632–1632, mit Abbildung auf S. 1632.

Normdaten

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