Zürcher Marionetten, Zürich ZH

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Marionettenbühne mit fester Spielstätte, Eigenproduktionen

1942 gründete Wilhelm Zimmermann (1927–50 Leiter der →Freien Bühne Zürich) die Z. als Nachfolgebühne des →Schweizerischen Marionettentheaters in Zürich. 1943–47 leiteten Dr. Julia Boller-Baer und Dr. Hans Boller die Bühne, die von der 1943 gegründeten "Gesellschaft Zürcher Marionetten" finanziell mitgetragen wurde. 1950–60 übernahm wiederum Zimmermann die Leitung mit Unterstützung der Verwaltungsabteilung des Stadtpräsidenten im städtischen Muraltengut, ab 1963 →Fred Schneckenburger, der jedoch nur noch wenige Male auftrat. Die Z. fühlten sich ihrem Vorbild, dem Schweizerischen Marionettentheater, verpflichtet, sie orientierten sich unter anderem in ihrer Programmation an diesem; einige Inszenierungen aus deren Repertoire wurden übernommen und bearbeitet, beispielsweise Pergolesis "Der getreue Musikmeister" (Ausstattung: →Pierre Gauchat) als Eröffnungsproduktion, Emil Alfred Herrmanns "Das Gotteskind", →Carl Friedrich Wiegand/→Jakob Rudolf Weltis "Doktor Faust. Ein Puppenspiel" (Ausstattung beide: →Otto Morach), Donizettis "Betly" (Ausstattung: Ernst Gubler) und →Traugott Vogels "Der gestiefelte Kater" (Ausstattung: Eugen Früh). Die Z. erarbeiteten sich jedoch auch ein grosses eigenes Repertoire. Die stilistische Konstanz bei den Neuinszenierungen verlieh den Z. vor allem Pierre Gauchat. Die Marionetten zu sämtlichen Inszenierungen schnitzte →Carl Fischer. Neu inszeniert wurden 1942 Carl Maria von Webers "Abu Hassan" (Ausstattung: Gauchat), 1943 Glucks "Die Maienkönigin" (Ausstattung: →Eduard Gunzinger), 1944 Poldinis "Prinzessin und Vagabund" nach Hans Christian Andersen (Ausstattung: Morach), Ursula am Bühls "Kalif Storch" nach Wilhelm Hauff und deren "Bremer Stadtmusikanten" nach den Gebrüdern Grimm (Ausstattung beide: Gauchat) und →Hans Reinharts "Das St. Galler Weihnachtsspiel" (Ausstattung: Richard Seewald), 1945 Seewalds "Mopsuskomödie" in seiner Ausstattung und Pergolesis "La serva padrona" (Ausstattung: Gauchat), 1946 Edwin Arnets "Das Sternenkind" nach Oscar Wilde und Mozarts "Bastien und Bastienne" (beide Gauchat). 1950 in neuer Ausstattung von →Jörg Zimmermann "Faust", 1951 "Cabaret an Fäden" (ebenfalls Zimmermann) und →Paul Hindemiths "Hin und zurück" (Ausstattung: Josef Müller-Brockmann), 1957 Gozzis «Die glücklichen Bettler und 1960 →Herbert Meiers "Der König von Bamako" (Ausstattung beide: Hans Städeli). Erfahrene Marionettenspieler des bis 1935 existierenden Schweizerischen Marionettentheaters ebenso wie Regisseure und professionelle Theaterschaffende arbeiteten teilweise auch bei dieser Nachfolgebühne, die Gastspiele im In- und Ausland gab. In Zürich spielten sie 1942 in einem Gasthofsaal am Kreuzplatz, 1943–48 im ehemaligen Atelier von Ferdinand Hodler im "Baumwollhof" an der Stadelhoferstrasse Nr. 28, ab 1950 stellte die Stadt Zürich das Muraltengut in Zürich-Wollishofen zur Verfügung.

Literatur

  • Zürcher Puppenspiele, 1963 [Katalog zur Ausstellung im Helmhaus Zürich; mit Repertoire].

Nachlass

  • Dokumentation von Wilhelm Zimmermann, Programme, Plakate, Fotos im Stadtarchiv Zürich;
  • Fundus im Museum Bellerive, Zürich, und
  • in der Schweizerischen Theatersammlung, Bern.


Autorin: Hana Ribi



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Ribi, Hana: Zürcher Marionetten, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2161–2162, mit Abbildung auf S. 2162.