Jakob Gretser

Aus Theaterlexikon - CH
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* 27.3.1562 Markdorf (D), † 29.1.1625 Ingolstadt (D), auch Jakob Gretscher.

Ab 1576 Ausbildung an den Jesuitenschulen von Innsbruck, Landsberg am Lech und München, 1578 Eintritt in den Orden, 1584–86 Lehrer am Jesuitengymnasium in Freiburg, 1586 Studium in Ingolstadt (1588 Magister der Philosophie, 1589 Priesterweihe). Seit der Übernahme der Fakultät durch die Jesuiten (1588) lehrte G. dort als Professor für Philososphie, dann scholastische Theologie (1592–1605) und Moraltheologie (1609–16). Der schriftstellerisch und rhetorisch begabte Gelehrte veröffentlichte zahlreiche gegenreformatorisch-apologetische Schriften, philosophische Disputationen, Lehrbücher zur griechischen Grammatik, Rhetorik und Prosodie und historische Arbeiten. G. war ein vehementer Verfechter der Lehren des Tridentinums; um die Gegenreformation publizistisch zu unterstützen, wurde er in den Jahren 1605–09 und ab 1616 von der Lehre freigestellt. Besondere Bedeutung gewann B. als Verfasser von Jesuitendramen, in denen er neben antiken Stoffen Heiligenviten gestaltete. Unter seinen 23 Dramen in lateinischer Sprache befassen sich zwei mit schweizerischen Legenden: ein Bruderklausenspiel (1586 «Comoe­dia de vita Nicolai Unterwaldii») und ein Spiel über das Leben der Ida von Toggenburg ("Ita Doggia. Tragicocomoedia"). Am bedeutendsten ist die in zwei Fassungen (1587 und 1598) vorliegende Dramatisierung der Udo-Legende "Dialogus Udonis Archiepiscopi Magdeburgensis", mit der er – im Dienste jesuitischer Erneuerungsbestrebungen – die hybride humanistische Autonomie verurteilt. Mit Stücken wie "De Conversione Sancti Pauli" (1592) und "De Conversione Sancti Augustini" (1592) führte er das Bekehrungsdrama ein. G. übte einen entscheidenden Einfluss auf das Jesuitentheater der Schweiz aus.

Literatur

  • Dürrwächter, Anton: J. G. und seine Dramen, 1912.
  • Scherer, Emmanuel (Hg.): Das Bruder-Klausen-Spiel des P. Jakob Gretser S. J. vom Jahre 1586, 1928.
  • Herzog, Urs: J. G.s Leben und Werk. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch 11/1970.
  • Valentin, Jean-Marie: Le théâtre des Jésuites dans les pays de langue allemande (1554–1680), 1978.
  • Szarota, Elida Maria: Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet, 1979–87.
  • Weber, Dorothea (Hg.): J. G. – Augustinus conversus, 2000.


Autorin: Heidy Greco-Kaufmann



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Greco-Kaufmann, Heidy: Jakob Gretser, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 751.

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