Albert Kehm

Aus Theaterlexikon - CH
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* 24.3.1881 Stuttgart (D), † 24.7.1961 Gräfelfing (D). Bruder der Schauspielerin Lisl K. ∞ Margarethe Conrad, * 12.12.1881, † 11.11.1973 Stuttgart (D), Tochter des Hofschauspielers Walter Conrad, im Fach der jugendlichen Liebhaberin und der Sentimentalen in Göttingen, Stralsund, Bremen, Hamburg, Basel, Strassburg sowie 1904–06 und 1914–19 am →Stadttheater Bern engagiert. Vater des Rundfunkintendanten Peter K.

Engagements als Schauspieler am Deutschen Theater Hannover, am Stadttheater Bremen, am Hoftheater Dresden, als Regisseur am Schauspielhaus Königsberg und am Stadttheater Strassburg im Elsass. 1914–20 war K. als Nachfolger von Hofrat Benno Koebke Direktor des Stadttheaters Bern. K. engagierte neben anderen →Leopold Biberti, Conrad, →Ekkehard Kohlund, Reinhold Schünzel und →Carl Weiss. Als Gast trat →Alexander Moissi unter anderem in den Titelrollen von Sophokles’ "(König Oedipus)", Shakespeares "(Hamlet)" und Goethes "(Faust)" auf. Im umfangreichen Repertoire (allein im Schauspiel etwa dreissig Werke je Spielzeit) fanden sich mehrere Dramen von Strindberg und →Frank Wedekind, die Uraufführungen von →Eduard Behrens’ "(Volksfreunde)" und Max Beers "(Der Erlöser)" (Regie jeweils: K.) sowie →Ruth Waldstetters "(Der Künstler)" und deren "(Familie)" (Regie beide: →Werner Wolff); die Oper stand im Zeichen →Richard Wagners, uraufgeführt wurde →Hans Hubers "(Die schöne Belinda)". Der Jahresbericht 1917/18 vermerkte über K.s Direktions­tätigkeit: "(In wechselvoller Zeit ist es ihm gelungen, unser Stadttheater auf eine bis dahin nicht erreichte Höhe zu bringen, das Theater weitesten Schichten der Bevölkerung zu öffnen und zur gut besuchten Bildungsstätte zu machen.)" Von 1920 an war K. Generalintendant des Württembergischen Landestheaters Stuttgart. Die Nationalsozialisten kündigten 1933 K.s Vertrag auf den 1.8.1935, "(beurlaubten)" ihn jedoch schon ab dem 27.3.1933. Vom 15.5.1933 an war K. Intendant des Stadttheaters Freiburg im Breisgau. Eine neuerliche Berufung ans Stadttheater Bern lehnte K. 1934 ab, denn der Wechsel in die Schweiz hätte der Genehmigung durch das Propagandaministerium bedurft und eventuell den Verlust der Penionsansprüche bedeutet. Ab Sommer 1935 war K. aus gesundheitlichen Gründen dienstunfähig geschrieben, zum 29.11.1935 trat er zurück. 1945 wurde er von den amerikanischen Besatzungsbehörden erneut als Generalintendant in Stuttgart eingesetzt; auf Grund von Differenzen über die Spielplangestaltung demissionierte K. jedoch bereits nach kurzer Zeit.

Auszeichnungen

  • Ehrensenator der Universität Tübingen,
  • 1953 Bundesverdienstkreuz,
  • Ehrenmitglied der Württembergischen Staatstheater.

Literatur

  • Nef, Albert: Fünfzig Jahre Berner Theater, 1956.
  • Salb, Thomas: "(Trutzburg deutschen Geistes?)" Das Stadttheater Freiburg in der Zeit des Nationalsozialismus, 1993.


Autor: Thomas Blubacher



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Blubacher, Thomas: Albert Kehm, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 972.

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