Annemarie Wenner

Aus Theaterlexikon - CH
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* 31.3.1909 St. Gallen, † 6.8.1990 St. Gallen. Tochter des St. Galler Theaterarztes Otto W. ∞ →Adrian van der Heide, Sänger und Schauspieler.

Gesangsstudium in Wien (bei Felicie Kaschowska) und Berlin (Opernstudio der Städtischen Oper Charlottenburg bei Konrad von Zawilowski). Meisterkurse bei Lotte Lehmann (Wien) und Anna Bahr-Mildenburg (Berlin und Salzburg). Debüt 1934 als zweiter Edelknabe in →Richard Wagners "Tannhäuser" an der Städtischen Oper Berlin-Charlottenburg unter dem Dirigenten Karl Böhm. 1935–38 Engagement am Landestheater Neustrelitz. Ihre höhensichere, warm timbrierte Stimme und eine natürliche Spielbegabung prädestinierten W. für lyrische Sopranpartien ebenso wie für das Fach der Opernsoubrette. Zu ihren wichtigsten Aufgaben gehörten unter anderem: Nuri in d’Alberts "Tiefland", Zerline in Aubers "Fra Diavolo", Marzelline in Beethovens "Fidelio", Micaëla in Bizets "Carmen", Gretel und Gänsemagd in Humperdincks "Hänsel und Gretel" und "Königskinder", die Lortzing-Rollen Marie in "Der Waffenschmied", Gretchen in "Der Wildschütz" und Marie in "Zar und Zimmermann", Lola in Mascagnis "Cavalleria rusticana", die Mozart-Rollen Bastienne in "Bastien und Bastienne", Zerlina in "Don Giovanni", Blondchen in "Die Entführung aus dem Serail", Cherubino in "Le nozze di Figaro", Mimì, Lauretta und Cio-Cio San in Puccinis "La Bohème", "Gianni Schicchi" und "Madama Butterfly", Hirt in Wagners "Tannhäuser" und Ännchen in Webers "Der Freischütz". Am →Stadttheater St. Gallen sang W. gastweise 1937/38 Marie in "Der Waffenschmied" und 1938/39 Mimì mit Hans Beirer als Rodolfo und →Marko Rothmüller als Marcello. 1942–44 wirkte sie als ständiger Gast am Stadttheater Guben. 1947–72 war W. zusammen mit van der Heide am Stadttheater St. Gallen engagiert, wo sie als sensible Gestalterin zahlreicher, meist kleinerer Rollen in Oper, Operette, Schauspiel und Kindermärchen ihre grosse Vielseitigkeit bewies. Sie übernahm auch Partien für Mezzosopran und zeigte als komische Alte Sinn für feinen Humor. Herausragende Rollenporträts dieser Jahre waren beispielsweise die Mutter Gertrud in Humperdincks "Hänsel und Gretel", Mrs. Nolan in Menottis "The Medium", die erste Hexe in Purcells "Dido and Aeneas", Filipjewna in Tschaikowskys "Eugen Onegin", Karline Oberholzer in →Paul Burkhards "Der schwarze Hecht" und Mère Thérèse in Hervés "Mamzelle Nitouche". Ihren letzten Auftritt hatte W. im Frühjahr 1972 zusammen mit van der Heide als Teppichhändlerpaar in →Bertolt Brechts "Der gute Mensch von Sezuan".



Autor: Paul Suter



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Suter, Paul: Annemarie Wenner, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2080.