Caspar Neher

Aus Theaterlexikon - CH
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* 11.4.1897 Augsburg (D), † 30.6.1962 Wien (A).

1914 Besuch der einjährigen Kunstgewerbeschule in München. 1915–19 Kriegsdienst, danach Kunst­akademie in München. Debüt mit der Ausstattung zu Kleists "Das Käthchen von Heilbronn" am Staatstheater Berlin (Regie: Jürgen Fehling, 1923). Schon als Schüler war N. mit →Bertolt Brecht befreundet, mit dem er in den zwanziger Jahren in München und Berlin zusammenarbeitete, beispielsweise schuf er die Ausstattung für die Uraufführung von Brechts "Im Dickicht der Städte" (Residenz-Theater München, Regie: Erich Engel, 1923). 1924 erster grösserer Erfolg mit der Ausstattung von Brecht/Lion Feuchtwangers "Das Leben Eduards des Zweiten von England" nach Marlowe (Uraufführung an den Kammerspielen München, Regie: Brecht). Nach N.s erster Anstellung an den Münchner Kammerspielen folgte 1924–26 ein Engagement am Deutschen Theater Berlin (künstlerische Oberleitung: Max Reinhardt), unter anderem 1924 Ausstattung von Brechts "Im Dickicht der Städte". Bei der Uraufführung von Brechts "Mann ist Mann" am Landestheater Darmstadt 1926 verwendete er den halbhohen Bühnenvorhang, der als "Brecht-Vorhang" bekannt wurde. Auch Arbeiten für das Staatstheater Berlin, Zusammenarbeit unter anderen mit den Regisseuren Engel, Fehling und Leopold Jeßner. 1927–28 war N. Ausstattungsleiter an den Städtischen Bühnen Essen, bis 1931 blieb er dem Haus als Gast verbunden. Im August 1928 wurde Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper" am Theater am Schiffbauerdamm in Berlin in N.s Ausstattung uraufgeführt. 1929 weitere Arbeiten an der Volksbühne (Intendant: →Heinz Hilpert) und an der Städtischen Oper Berlin. 1934–38 Engagement am Opernhaus und am Schauspielhaus Frankfurt am Main, später an den Städtischen Bühnen Frankfurt am Main (Oberspielleiter: →Oskar Wälterlin und bis 1936 →Walter Felsenstein). 1934–37 war N. zudem an den Städtischen Bühnen Düsseldorf tätig, 1937–44 wieder am Deutschen Theater Berlin (Intendant: Hilpert), nach dem Anschluss Österreichs auch an dem von Hilpert übernommenem Theater an der Josefstadt in Wien. 1937 begann seine Tätigkeit für das Staatliche Schauspielhaus Hamburg, 1940 die langjährige Zusammenarbeit mit Oscar Fritz Schuh (Verdis "La Traviata", Staatsoper Wien). Ab 1941 regelmässig an der Hamburgischen Staatsoper. 1946–49 schuf er rund zwanzig Ausstattungen am →Schauspielhaus Zürich (Direktion: Oskar Wälterlin), darunter Shakespeares "Macbeth" (1946, Regie: →Leonard Steckel), die Uraufführungen von →Carl Zuckmayers "Des Teufels General" (1946, Regie: Hilpert) und von →Max Frischs "Als der Krieg zu Ende war" (1949, Regie: →Kurt Horwitz) sowie Goethes "Faust I" und "Faust II" (1949, Regie: Steckel). Auch später dort weitere Arbeiten, beispielsweise 1954 Sophokles’ "König Oedipus" (Regie: →Kurt Hirschfeld, Übersetzung: Emil Staiger) und 1961 Knut Hamsuns "Vom Teufel geholt" (Regie: →Leopold Lindtberg). Am →Stadttheater Basel stattete N. 1947 die schweizerische Erstaufführung von Brechts "Furcht und Elend des dritten Reiches" (Regie: →Ernst Ginsberg) und Rossinis "Der Barbier von Sevilla" (Regie: Wälterlin) aus. Seit 1947 war er für die Salzburger Festspiele tätig. Ab 1948 wieder Zusammenarbeit mit Brecht: Er inszenierte mit ihm die Uraufführung von dessen "Antigone des Sophokles" am →Stadttheater Chur. Es folgten mehrere Arbeiten für das Berliner Ensemble. In den fünfziger Jahren arbeitet N. unter anderem in Berlin, Hamburg, München, New York, Stuttgart, Salzburg und Wien. 1953–58 Engagement unter der Intendanz von Schuh am Theater am Kurfürstendamm Berlin, 1959–62 ebenfalls unter dessen Intendanz an den Bühnen der Stadt Köln. 1958 bis zu seinem Tod Professor an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit einer Meisterklasse für szenischen Bühnenbau. N. schrieb auch Opernlibretti, eines für Kurt Weill und vier für Rudolf Wagner-Régeny. Brecht beschrieb N.s Bauweise als die des "grössten Bühnenbauers unserer Zeit". Seit 1956 Mitglied der Akademie der Künste, Berlin.

Auszeichnungen

  • 1954 Preis der Stadt Berlin.

Literatur

  • Willett, John: C. N. Brecht’s Designer, 1986 [mit Bibliografie und ausführlicher Biografie].

Nachlass

  • Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien,
  • Schweizerische Theatersammlung, Bern.


Autor: Christian Jauslin



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Jauslin, Christian: Caspar Neher, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1312–1313, mit Abbildung auf S. 1312.

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