Claus Helmut Drese

Aus Theaterlexikon - CH
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* 25.12.1922 Aachen (D).

Studium der Germanistik, Philosophie, Geschichte und Geografie in Köln, Bonn und Marburg (1946 Promotion "Der geistige Aufbau einer neuen Tragödie nach dem Naturalismus"). 1946–50 war D. am Marburger Schauspiel Dramaturg und ab 1949 auch Regisseur, 1950–52 am Theater am Domhof in Osnabrück Dramaturg und Regisseur, 1952–59 am Nationaltheater Mannheim zunächst Dramaturg, ab 1953 Chefdramaturg und ab 1954 auch Regisseur. 1959–63 Intendant der Städtischen Bühne Heidelberg, 1962–68 Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden und Leiter der Internationalen Maifestspiele Wiesbaden. Zunächst inszenierte D. vor allem im Schauspiel, am Ende seiner Wiesbadener Zeit verlagerte er den Schwerpunkt seiner Regietätigkeit auf die Oper. 1968–75 Generalintendant der Bühnen der Stadt Köln (dort Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Ponnelle in einem Mozart-Zyklus). 1975–86 war D. Direktor des →Opernhauses Zürich. Dort wandelte er den Repertoire- in einen Semi-Stagione-Betrieb um. Als legendär und nachhaltig prägend für den hervorragenden Ruf des Zürcher Opernhauses gelten ein von D. initiierter Monteverdi- und ein Mozart-Zyklus in der Regie und im Bühnenbild von Ponnelle und unter der musikalischen Leitung von →Nikolaus Harnoncourt (Monteverdi-Zyklus 1975–79, Gastspiele in Berlin, Hamburg, München, Wiesbaden, Wien, Edinburgh und Mailand; Mozart-Zyklus 1980–89). Daneben nahm D. diverse Musicals in den Spielplan auf, wie beispielsweise Loewes "My Fair Lady" (1975), Jerry Hermanns "Hello Dolly" (1976) und Bocks "Anatevka" (1979). D. war auch die treibende Kraft bei dem Umbau und der Restaurierung des Opernhauses 1981–84. In diesen Jahren der "Opera mobile" wurde an diversen Orten gespielt, etwa in Kirchen (unter anderem 1983 Brittens "The Burning Fiery Furnace" im Grossmünster), im →Corso-Theater, im →Stadthof 11 (1982 Rihms "Jakob Lenz"), im Kongresshaus (1982 Händels "Saul", 1983 →Arthur Honeggers «Jeanne d’arc au bûcher», Regie beide: D.) und im Hallenstadion (1983 Verdis "Aida"). In D.s Direktionszeit fällt die Bildung eines eigenen Opernorchesters: 1985 wurde das Tonhalle- und Theaterorchester aufgeteilt in das Tonhalle Orchester und das Orchester der Oper Zürich. Ein grosser Verdienst von D. in Zürich war ausserdem die Entdeckung und Förderung zahlreicher Sängerinnen und Sänger (unter anderen →Francisco Araiza, →Simon Estes, →Thomas Hampson und →Gösta Winbergh). Ständige Dirigenten unter seiner Intendanz waren →Ferdinand Leitner, →Nello Santi und Harnoncourt, als Regisseure band er neben Ponnelle unter anderen Götz Friedrich (1977 Uraufführung von →Rudolf Kelterborns "Ein Engel kommt nach Babylon" sowie 1979 die Schweizer Erstaufführung von Berg/Cerhas "Lulu") und →Werner Saladin ans Haus. Als Ballettdirektoren verpflichtete D. →Hans Meister und →Jürg Burth (beide 1975–78), →Patricia Neary (1978–85) und →Uwe Scholz (ab 1985). D. inszenierte während seiner Direktionszeit in Zürich dreizehn Neuproduktionen, unter anderem 1984 zur Wiedereröffnung des Opernhauses →Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg", sowie nach seiner Zeit als Opernhausdirektor unter seinem Nachfolger →Christoph Groszer 1987–89 Wagners "Der Ring des Nibelungen". 1986–91 war D. Direktor der Staatsoper Wien, wo er wiederum den Versuch wagte, vom Repertoire- zum Semistagione-Betrieb überzugehen. Anschliessend 1991–92 Präsident des Mozartfestivals in Prag und 1991–96 künstlerischer Berater und Regisseur des Musikzentrums Megaro Musikis in Athen. Seinen künstlerischen Schwerpunkt sieht D. in den Wagner-, Verdi- und Richard-Strauss-Inszenierungen. Publikation zahlreicher Schriften (unter anderem 1984 die Aufsatzsammlung "Theater, Theater", 1993 die Aufzeichnungen seiner Wiener Zeit "Im Palast der Gefühle", 1999 die Autobiografie "Aus Vorsatz und durch Zufall" und 2002 der Erzählband "Nachklänge … Fünf Künstlerschicksale").

Auszeichnungen

unter anderem

  • 1986 Hans-Georg-Naegeli-Medaille der Stadt Zürich,
  • 1987 Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland,
  • 1991 Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper.

Literatur

  • Opernhaus Zürich (Hg.): Dokumentation anlässlich der Übergabe der Hans-Georg-Nägeli-Medaille an Dr. C. H. D., 1986.
  • Wiener Staatsoper (Hg.): Die Direktion C. H. D., 1991.


Autor: Matthias von Orelli



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

von Orelli, Matthias: Claus Helmut Drese, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 490–491.

Normdaten

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