Hans Hartleb

Aus Theaterlexikon - CH
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* 3.5.1910 Kassel (D).

Studium der Germanistik, Kunst- und Musikwissenschaft an der Universität München, Abschluss mit Promotion. 1935–47 zunächst Dramaturg, dann auch Spielleiter und ab 1942 Oberspielleiter an der Volksoper im Theater des Westens Berlin/Volksoper Berlin, dort 1937 Regiedebüt mit Puccinis "Madama Butterfly". 1947–56 Oberspielleiter der Oper an den Städtischen Bühnen Essen, wo er sich besonders für Werke, die der Zensur des Hitler-Regimes zum Opfer gefallen waren, engagierte und mit kargen, durch Reduktion aufs Wesentliche stilisierten Inszenierungen den so genannten Essener Stil schuf. Seine Inszenierung von →Paul Hindemiths "Cardillac" wurde zu einem grossen Erfolg, es folgten deutsche Erstaufführungen unter anderem von Kreneks "Karl V."(1950) und Bergs "Lulu" (1953). 1956–61 war H. Oberspielleiter an den Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main, 1961–67 an der Bayerischen Staatsoper München (Intendanz: Rudolf Hartmann). Danach freischaffender Regisseur. H. inszenierte an über fünfzig Opernhäusern in mehr als fünfzehn Ländern, beispielsweise in Aachen, Berlin, Dortmund, Düsseldorf-Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Karlsruhe, Kassel, Kiel, Köln, Leipzig, München, Wuppertal, Wien, Graz, Salzburg, Buenos Aires, Chicago, Antwerpen, London, Paris, Amsterdam, Den Haag, Stockholm und Tokio. Neben der Pflege der italienischen Oper (Verdi, Puccini) machte H. sich in besonderem Masse verdient um das zeitgenössische Musiktheater, er übersetzte zahlreiche Libretti und realisierte unter anderem die deutsche Erstaufführung von →Frank Martins "Der Sturm" (Frankfurt am Main 1956), Dallapiccolas "Il prigioniero" (Essen 1954) die Uraufführung von Fortners "Der Wald" (Essen 1954) sowie dessen "In seinem Garten liebt Don Perlimpin Belisa" (München 1965), Hermann Reutters "Die Brücke von San Luis Rey" (Essen 1954), →Arthur Honeggers «Jeanne d’Arc au bûcher», Menottis "Das Telefon", Robert Hegers "Der Bettler Namenlos" (München 1966), Henzes "Il re cervo oder Die Irrfahrten der Wahrheit" (Uraufführung der zweiten Fassung Kassel 1963, erneut in München 1964), Hindemiths "Mathis, der Maler" (München 1960), Werner Egks "Der Revisor" (München 1962), Walter Steffens "Eli" (Dortmund 1967). In der Schweiz inszenierte H. zwischen 1965 und 1978 unter der Direktion von →Walter Oberer am →Stadttheater Bern rund ein Dutzend Opern, so beispielsweise Verdis "Falstaff" (1965) und "Giovanna d’Arco" (1974), Puccinis "Il tabarro", "Gianni Schicchi", "Mosè"(alle 1968), "La Bohème" (1975), "Tosca" und "Manon Lescaut" (beide 1978), Lortzings "Der Wildschütz" (1972) und Mussorgskys "Boris Godunow" (1973). Unter der Intendanz von →Glado von May am →Stadttheater St. Gallen inszenierte er zwischen 1980 und 1987: Glucks "Orpheus und Eurydike", Brittens "The Rape of Lucretia", Wolf-Ferraris "Die vier Grobiane", →Othmar Schoecks "Vom Fischer un syner Fru" zusammen mit der Schweizer Erstaufführung von Peter Maxwell Davies "Der Leuchtturm" sowie Mozarts "Die Entführung aus dem Serail". Ausserdem Inszenierungen am →Stadttheater Zürich (1956 Honeggers "Antigone" und →Richard Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg").

Auszeichnungen

unter anderem

  • Grosses goldenes Ehrenzeichen der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger.


Autorin: Silke Christiane Keckeis



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Keckeis, Silke Christiane: Hans Hartleb, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 799.

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