Hans Reinhart

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* 18.8.1880 Winterthur ZH, † 5.6.1963 Winterthur ZH.

Der aus einer Industriellen- und Mäzenatenfamilie stammende R. besuchte die Schulen in Winterthur und studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik, Kunst-, Theater- und Musikgeschichte in Heidelberg, Berlin, Zürich, Paris, Leipzig und München. In den neunziger Jahren entstanden erste Stücke nach Märchen von Hans Christian Andersen, die Felix Petyrek vertonte: die dramatische Rhapsodie "Der Garten des Paradieses" (Privataufführung 1916, Uraufführung 29.12.1917, →Pfauentheater Zürich, Regie: →Alfred Reucker; Uraufführung als Oper 1.11.1942, Bühnen der Reichsmessestadt Leipzig), das Nachtstück "Der Schatten" (Privataufführung 1897, Uraufführung 16.11.1921, Zürich) sowie "Die arme Mutter und der Tod" (Uraufführung 9.1.1923 und als Oper 10.4.1930, jeweils am →Stadttheater Winterthur). 1909–10 Reise nach Indien und Ceylon, theosophische Studien in Madras. 1910 nahm R. Wohnsitz in München, wo er sich der Anthroposophischen Gesellschaft →Rudolf Steiners anschloss. Nach seiner Rückkehr nach Winterthur beteiligte er sich 1914–15 mit zahlreichen Kunstschaffenden aus verschiedenen Ländern unter Steiners Leitung an der Planung und am Bau des →Goetheanums in Dornach, war 1915–23 Mitglied der Winterthurer Theaterkommission und gründete 1917 mit →Hans Kägi die Literarische Vereinigung Winterthur. Neben eigenen Gedichten und Bühnenwerken schuf R. eine Reihe von Nachdichtungen und Übersetzungen, unter anderem die deutschen Textfassungen der folgenden musikdramatischen Werke →Arthur Honeggers: «Jeanne d’Arc au bûcher» (szenische Uraufführung der deutschen Fassung "Johanna auf dem Scheiterhaufen" 13.6.1942 am →Stadttheater Zürich), "Le Roi David" (szenische Uraufführung der deutschen Fassung "König David" am 2.12.1923 am Stadttheater Winterthur) und "Nicolas de Flue" nach einer dramatischen Legende von →Denis de Rougemont (szenische Uraufführung der deutschen Fassung "Niklaus von Flüe" am 3.2.1946 in der Tonhalle Zürich, Dirigent: Robert Müller, Sprecher: →Hans Bänninger) sowie von Strawinsky/→Charles Ferdinand Ramuz’ "L’→Histoire du Soldat"(Uraufführung der deutschen Fassung "Die Geschichte vom Soldaten" 1923 im Rahmen der Kammermusikwoche Frankfurt am Main, Dirigent: →Hermann Scherchen). Zudem schuf er gemeinsam mit seinem Bruder Werner den deutschen Text zu Daniel Baud-Bovys Legendenspiel "Die Heilige Kümmernis" (Uraufführung 9.7.1918, Marionettentheater der Schweizerischen Werkbundausstellung Zürich, siehe →Schweizerisches Marionettentheater) und Bearbeitungen von älteren Spielen wie "Das St. Galler Spiel von der Kindheit Jesu" (aus dem 13. Jahrhundert, Musik: →Robert Blum, Uraufführung 21.12.1930, →Stadttheater St. Gallen, Regie: →Karl Schmid-Bloß) und "Aus dem Alsfelder Passionsspiel" (entstanden um 1500, Musik: Walter Braunfels). Die Auszeichnung für hervorragende künstlerische Leistungen am Theater, der auf Anregung →Georg Thürers 1957 gestiftete und jährlich von der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur (→SGTK) verliehene →Hans Reinhart-Ring, erinnert an den Winterthurer Dichter. Weitere Bühnenwerke (Auswahl): "Vineta" (1900), "Das Gespensterschiff" (nach Wilhelm Hauff, Musik: Petyrek), "Demetrius" (nach Schillers Fragment), "Manfred" (nach Lord Byron, Musik: Robert Schumann), "Pelleas und Melisande" (nach Maeterlinck, Musik: Claude Debussy).

Literatur

  • R., H.: Das dramatische Werk, 1953.

Nachlass

  • Schweizerische Theatersammlung, Bern,
  • Stadtbibliothek Winterthur.


Autor: Werner Wüthrich



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Wüthrich, Werner: Hans Reinhart, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1476, mit Abbildung auf S. 1476.

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