Hans Rogorsch

Aus Theaterlexikon - CH
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* 16.6.1868 Berlin (D), † Mai 1938 Zürich.

Musikstudien (Dirigieren, Klavier, Fagott, Klarinette) am Konservatorium Leipzig. Weiterführende Studien (Dirigieren, Korrepetition) in Bayreuth bei Julius Kniese und Gesangsunterricht in Frankfurt am Main bei Julius Stockhausen. Engagements als seriöser Bass 1892/93 am Stadttheater Trier, 1893/94 am Stadttheater Koblenz und 1894–1900 am Stadttheater Danzig. In der Spielzeit 1900/01 wirkte R. freischaffend, unter anderem in Halberstadt, Essen und Prag. 1901–29 Engagement am →Stadttheater Zürich: anfänglich als Regisseur der Oper und Sänger, dann als Oberspielleiter der Oper und ab 1924 als Vortragsmeister. Seine wichtigsten Zürcher Auftritte als Charakterbass waren der Fischer Borella in Aubers "La Muette de Portici", Pater Maximin in Edmond Audrans "La Poupée", Zuniga in Bizets "Carmen", Malvolino in Flotows "Alessandro Stradella", Tobias in Lortzings "Undine", Don Pédro in Meyerbeers "L’Africaine", Leporello in Mozarts "Don Giovanni", Conradin in Viktor Nesslers "Der Trompeter von Säckingen", Herr Reich in Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor", Aristée-Pluton in Offenbachs "Orphée aux enfers", Don Basilio in Rossinis "Il barbiere di Siviglia" und Gessler in dessen "Guillaume Tell", die Verdi-Partien Pistola in "Falstaff" und Ferrando in "Il Trovatore", Fasolt in →Richard Wagners "Das Rheingold", Cecco del Vecchio in dessen "Rienzi" und Biterolf in "Tannhäuser", Kuno in Webers "Der Freischütz", Don Inigo de Gazmonero in Hermann Zumpes "Farinelli" sowie Förster Schmitt in der Schweizer Erstaufführung von Karel Weis’ "Der polnische Jude" (1901, Regie: →Alfred Reucker, musikalische Leitung: Richard L’Arronge). Als Regisseur debütierte R. am Stadttheater Zürich im September 1901 mit Halévys "La Juive". Es folgte eine Vielzahl von Inszenierungen. Während Jahren war R. für den überwiegenden Teil des musikalischen Repertoires beinahe allein verantwortlich. Höhepunkte seiner Regietätigkeit waren unter anderem 1902 ein achtteiliger Donizetti-Zyklus ("L’elisir d’amore", "Lucrezia Borgia", "Lucia di Lammermoor", "La Fille du régiment", "Belisario", "La Favorite", "Linda di Chamounix" und "Don Pasquale") sowie das Gesamtwerk Richard Wagners, von dem er 1903 erstmals den gesamten "Ring des Nibelungen" inszenierte und 1913 zusammen mit Reucker die Schweizer Erstaufführung von "Parsifal" realisierte. Ausserdem betreute R. eine Vielzahl heute selten aufgeführter Opern von Adam ("Le Postillon de Lonjumeau", "Si j’étais roi"), Auber ("La Muette de Portici", "Fra Diavolo", "Le Domino noir"), Boieldieu ("La Dame blanche", "Jean de Paris"), Gluck ("Iphigénie en Tauride"), Meyerbeer ("Les Huguenots", "L’Africaine", "Le Prophète"), Thomas ("Mignon"), Weber ("Oberon" und "Euryanthe") sowie die Schweizer Erstaufführungen von →Hermann Goetz’ "Francesca da Rimini" (1901), Paderewskis "Manru" (1902), Leo Blechs "Alpenkönig und Menschenfeind" (1903), d’Alberts "Flauto solo" (1906), "Tiefland" (1907), "Die toten Augen" (1917) und "Revolutionshochzeit" (1919), Richard Strauss’ "Salome" (1907), "Ariadne auf Naxos" (1912) und "Elektra" (1916), Gabriel Piernés "La Coupe enchantée" (1907), Tschaikowskys "Eugen Onegin" (1909), Puccinis "Madama Butterfly" (1909), Pierre Maurices "Misé Brun" (1910), Wolf-Ferraris "Il segreto di Susanna" (1910) und "Le donne curiose" (1920, musikalische Leitung: Wolf-Ferrari), Verdis "Don Carlo" (1911), Humperdincks "Königskinder" (1911), Berlioz’ "Benvenuto Cellini" (1912), Weber/Mahlers "Die drei Pintos" (1915), Julius Bittners "Das höllisch Gold" (1918) und Schrekers "Der Schatzgräber" (1920). Ferner führte er Regie bei den Uraufführungen von →Othmar Schoecks "Erwin und Elmire" (1916) und "Don Ranudo" (1919) sowie Ferruccio Busonis "Turandot" und "Arlecchino oder Die Fenster" (1917 am gleichen Abend, musikalische Leitung: Busoni). Als Regisseur war R. bekannt dafür, seine einmal als richtig erkannte Sicht auf Komponist und Werk konsequent durchzusetzen. Er wirkte in Zürich auch als Gesangspädagoge; zu seinen Schülern gehörten unter anderen →Bernardo Bernardi und →Marie Smeikal.



Autor: Paul Suter



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Suter, Paul: Hans Rogorsch, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1512–1513.

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