Hans Zimmermann

Aus Theaterlexikon - CH
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* 11.10.1901 Weiach ZH, † 3.10.1976 Zürich. Sohn des Pfarrers am Neumünster in Zürich Arnold Z.

Ausbildung am Konservatorium Zürich (unter anderem Dirigieren bei →Volkmar Andreae) und an der Hochschule für Musik Berlin (Chor- und Orchesterdirigieren bei Siegfried Ochs). Bereits während der Studienzeit Schlagzeuger im Tonhalleorchester Zürich. Engagements 1923/24 am Neuen Theater Leipzig als Korrepetitor, 1924–27 am Stadttheater Görlitz als Kapellmeister und 1927/28 am →Stadttheater Zürich als Korrepetitor, Operettendirigent und Regieassistent. Als Regisseur wirkte Z. 1928/29 am →Stadttheater Luzern, 1929/30 am Stadttheater Saarbrücken und 1930–34 erneut am Stadttheater Zürich (1933 deutschsprachige Erstaufführung von →Arthur Honeggers "Amphion"). 1934–37 war er Direktor des →Stadttheaters Bern. Dort leitete er als Regisseur und Dirigent 1934 Bizets "Les Pêcheurs de perles" und inszenierte unter anderem die Schweizer Erstaufführungen von Tschaikowskys "Die goldenen Schuhe" (1934, musikalische Leitung: →Luc Balmer), Ravels "L’Heure espagnole" (1935, musikalische Leitung: →Otto Ackermann), Giordanos "Andrea Chénier" (1935) und →Othmar Schoecks "Penthesilea" (1936) sowie die Uraufführung von →Paul Burkhards Revueoperette "Match und Meitschi" (1936, musikalische Leitung: Ackermann). Zu den Höhepunkten im Sprechtheater unter Z.s Direktion zählten unter anderem die Berner Erstaufführung von Shakespeares "König Heinrich IV.", die Schweizer Erstaufführungen der Shaw-Dramen "Der Teufelsschüler", "Die Häuser des Herrn Sartorius" und "Major Barbara" sowie die Uraufführungen von →Ulrich Bechers "Niemand" (1936) und →John Knittels "Protektorat" (1935, Regie: Z.) und "Hochfinanz" (1937). 1937–47 wirkte Z. als Oberregisseur wieder am Stadttheater Zürich. In der Spielzeit 1937/38 in­szenierte er zusammen mit →Karl Schmid-BloßRichard Wagners "Der Ring des Nibelungen" und "Die Meistersinger von Nürnberg". Marksteine seiner Regietätigkeit in Zürich waren ausserdem die Uraufführungen von →Paul Hindemiths "Mathis der Maler" (1938 gemeinsam mit Schmid-Bloß), Honeggers «Jeanne d’Arc au bûcher» (1942), Paul Burkhards "Casanova in der Schweiz" (1943), seiner eigenen textlichen Neufassung von Rossinis "Guillaume Tell" mit vollständig neuer Handlung unter dem Titel "Der korsische Tell" (24.11.1945), →Hans Haugs "Der unsterbliche Kranke" nach Molière (1947, musikalische Leitung: Haug) sowie die Schweizer Erstaufführungen von Verdis "Luisa Miller" (1938), Richard Mohaupts "Die Wirtin von Pinsk" (1938), Richard Strauss’ "Friedenstag" (1939) und "Daphne" (1941), →Heinrich Sutermeisters "Romeo und Julia" (1940) und "Die Zauberinsel" (1942), Orffs "Carmina burana" (1941) sowie Berlioz’ "La Damnation de Faust" (1944). 1947–56 stand Z. als Nachfolger von Schmid-Bloß dem Stadttheater Zürich als Direktor vor. Während im Repertoire weiterhin Werke von Verdi, Mozart, Wagner, Lortzing, Puccini und Richard Strauss im Mittelpunkt standen, führte Z. zur Belebung des Spielplans die Montagsveranstaltungen ein, welche mit wenig Aufwand kleinere zeitgenössische Opernwerke zur Erstaufführung brachten, so beispielsweise 1949 Weills "Down in the Valley", Menottis "The Telephone", Schönbergs "Erwartung" und Bartóks Ballettpantomime "Der wunderbare Mandarin", 1950 Alfredo Casellas "La favola d’Orfeo", Mario Peragallos "La collina" und Brittens "Let’s Make an Opera!", 1951 Orffs "Die Kluge" und →Frank Martins "Le Vin herbé", 1952 Martinůs "Komödie auf der Brücke" und de Fallas "La vida breve", 1953 Sutermeisters "Die schwarze Spinne", Schoecks "Vom Fischer un syner Fru" und →Rolf Liebermanns Mimodram "Furioso", 1954 Leo Justinus Kauffmanns "Das Perlenhemd" sowie 1955 Milhauds "Les Malheurs d’Orphée", Jean Françaix’ "Le Diable boîteux", Strawinskys "Le Renard" und Marcel Mihalovicis "Die Heimkehr". Zu herausragenden Ereignissen in Z.s Direktionsära wurden ausserdem die Uraufführungen von →Willy Burkhards "Die schwarze Spinne" (1949), Paul Burkhards Ballett "Die Weibermühle" (1951), der Neufassung von Hindemiths "Cardillac" (1952, Regie: Z.) und →Armin Schiblers "Die Füsse im Feuer" (1955) sowie die deutschsprachigen Erstaufführungen von Strawinskys "The Rake’s Progress" (1951) und Honeggers "Die Abenteuer des Königs Pausole" (1953), die Schweizer Erstaufführungen von Busonis "Doktor Faust" (1955) und Werner Egks "Die Zaubergeige" (1955, musikalische Leitung: Egk) sowie zwei Richard-Strauss-Zyklen innerhalb der Juni-Festwochen 1953 und 1954. 1956–67 wirkte Z. am Stadttheater/→Opernhaus Zürich wiederum als Oberregisseur (unter anderem 1963 Uraufführung von →Rudolf Kelterborns "Die Errettung Thebens"). 1967–70 war er Konsulent des Regievorstands. Verpflichtungen als Gastregisseur in Avignon, Cincinnati, Madrid, an der Scala in Mailand, in Marseille und am Staatstheater am Gärtnerplatz in München sowie bei der →Theatergesellschaft Wil und der →Theater- und Musikgesellschaft Zug. Z. verfasste ausserdem die Libretti zu →Kurt Pahlens Kindermusicals "Das Märchen von der Prinzessin und dem Schweinehirten" und "Pinocchio", welche 1966 beziehungsweise 1968 in seiner Regie am Opernhaus Zürich uraufgeführt wurden.



Autor: Paul Suter



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Suter, Paul: Hanz Zimmermann, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2146–2147.

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