Julia Marcus

Aus Theaterlexikon - CH
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* 24.12.1905 St. Gallen, † 17.7.2002 Champcueil (F).

Erster Tanzunterricht und erste Aufführungen mit →Margrit Forrer in Richard Strauss’ "Josephslegende" am →Stadttheater St. Gallen. 1923–25 →Labanschule für Bewegungskunst in Zürich bei →Suzanne Perrottet, 1925–27 bei →Mary Wigman in Dresden, 1927 Wigman-Diplom. 1928 präsentierte M. beim →Tanz an der SAFFA, Bern, ihre erste Choreografie "Ägyptisches Lied". 1927–33 Engagement im Ensemble der Städtischen Oper Berlin, daneben als Grotesktänzerin beim Kabarett "Die Wespen" ("Hitler Parodie"), bei dem Nachwuchsstudio des "Kabaretts der Komiker" und dem "Korso-Kabarett", alle Berlin. Von September 1931 bis Januar 1933 regelmässig avantgardistische Tanzparodien in Werner Fincks Katakombe: "Der Pianist", "Der Dirigent", "Briand", "Die nackte Tänzerin", "Walzer 1933". Als Kommunistin Teilnahme an politischen Anlässen der Berliner Linken. Emigration. Im Herbst 1933 erhält M. die Auszeichnung für den besten Grotesktanz am Warschauer Choreografiewettbewerb mit "Gandhi und der britische Löwe", Weiterreise nach Paris. Dort tanzte sie unter anderem im Kabarett "Der Ballon", in der Revue "Un coup de rouge" und führte ihre politischen und sozialkritischen Tanzparodien erfolgreich wieder auf (zum Beispiel "Noch eine Gerhart-Hauptmann-Feier"). Verschiedene Auftritte mit Valeska Gert in Paris sowie bei einer Gala mit Jérôme Andrews im Gaîté Lyrique. Letzte Choreografie "En attendant la pluie" (1945). Nach dem Krieg Teilnahme an den Internationalen Sommerkursen des →SBTG in Magglingen, Montreux, Zürich. Übersetzerin, dann Mitarbeiterin von "Lettres nouvelles" und "La Quinzaine littéraire" sowie Tanzkritikerin für die "Neue Zürcher Zeitung" (1947–75) und das "St. Galler Tagblatt" (1946–51). Reportagen und Berichte für Schweizer Publikationen ("Tanz & Gymnastik", "Sie und Er", "Luzerner Neuste Nachrichten"). Im Rahmen des französischen Choreografiewettbewerbs Prix Volinine stiftete M. den "Prix Tatjana Barbakoff" zum Gedenken an die von den Nationalsozialisten ermordete russische Tänzerin.

Literatur

  • Robinson, Jacqueline: L’aventure de la danse moderne en France (1920–1970), 1990.
  • Eine schöne Bescherung – Magdalena Kempner im Gespräch mit J. Tardy-M. In: Hirschbach, Denny/Nowoselsky, Sonia (Hg.): Zwischen Aufbruch und Verfolgung. Künstlerinnen der zwanziger und dreissiger Jahre, 1993.


Autorin: Marianne Forster



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Forster, Marianne: Julia Marcus, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1173.

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