Karlheinz Böhm

Aus Theaterlexikon - CH
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* 16.3.1928 Darmstadt (D). Sohn des Dirigenten Karl B. und der Sängerin Thea Linhard. ∞ II. Gudula Blau, Schauspielerin, ∞ III. Barbara Lass, Schauspielerin. Vater der Schauspielerinnen Katharina B. und Kristina B.

Erste Bühnenerfahrung als Internatsschüler in Zuoz, wo B. Goethes "Urfaust" inszenierte und selbst die Titelrolle spielte. Zwei Semester Studium der Germanistik und Anglistik in Graz und ein Semester Kunstgeschichte in Rom. Daneben inszenierte B. an Studententheatern in Graz Tagores "Chitra" und in Wien dessen "Postamt". 1948 Regieassistent bei Karl Hartl in Wien, gleichzeitig Schauspielunterricht bei Albin Skoda und Helmuth Krauß. 1949/50 am Burgtheater Wien (Debüt als Georg Rottenkirch in Schupplers "Junger Herr von vierzig Jahren"), 1950–53 am Theater in der Josefstadt Wien. 1953 Wechsel zum Film. B. drehte mehr als vierzig Filme in Deutschland, Österreich, Frankreich, England und den USA (unter anderem 1955–57 Kaiser Franz Joseph in Ernst Marischkas "Sissi"-Trilogie mit Romy Schneider und 1960 Mark Lewis in Michael Powells "Peeping Tom"). Ab 1960 wieder Theaterarbeit: 1960–68 und 1974/75 Stückverträge an der Kleinen Komödie München, 1966 am →Schauspielhaus Zürich, Zürich ZH (Fritz Lobheimer in Schnitzlers "Liebelei", Regie: Wolfgang Glück), 1969–72 wieder am Theater in der Josefstadt. Gastengagements unter anderem in Bad Hersfeld, Darmstadt, Frankfurt, Hannover, Heidelberg, Köln, Leoben, München, Neustadt und Paris. 1965–72 ging B. sechsmal mit verschiedenen Gruppen auf Tournee durch Deutschland, Österreich, die Schweiz, die Niederlande und Luxemburg, unter anderem mit der →Bühne 64 Zürich (Lord Goring in Wildes "Ein idealer Gatte", Regie: Franz Josef Wild). 1964 debütierte B. als Opernregisseur mit Richard Strauss’ "Elektra" an der Staatsoper Stuttgart (musikalische Leitung: Karl B.), es folgten Puccinis "Tosca" in Graz und Johann Strauß’ "Der Zigeunerbaron" in München. Seit den sechziger Jahren versuchte B. zunehmend von seinem durch die "Sissi"-Filme geprägten Image des "anständigen", romantischen, etwas weltentrückten Jünglings wegzukommen. Am meisten half ihm dabei die Arbeit mit Rainer Werner Fassbinder 1973–75, unter dem B. drei Film- und zwei Theaterrollen spielte: Tesman in Ibsens "Hedda Gabler" an der Freien Volksbühne Berlin und Dr. Astrow in Tschechows "Onkel Wanja" am Theater am Turm in Frankfurt. Unter der Direktion von →Hans Hollmann spielte B. 1975–77 an den →Basler Theatern (Friedrich Hofreiter in Schnitzlers "Das weite Land" und Rittmeister in Strindbergs "Der Vater", Regie jeweils: →Horst Zankl; Josef Reissner in →Frank Wedekinds "Musik", Regie: Nicolas Brieger). 1977–81 Engagement am Düsseldorfer Schauspielhaus (unter anderem Titelrolle in Shakespeares "König Lear"). 1981 beendete B. seine Schauspielkarriere und gründete die humanitäre Stiftung "Menschen für Menschen". 1983 gastierte er als Kari Bühl in Hofmannsthals "Der Schwierige" (Regie: Ernst Haeusserman) abermals am Theater in der Josefstadt in Wien. Danach wirkte er noch als Rezitator in Konzertaufführungen, unter anderem 1990 mit dem Radio-Sinfonieorchester Basel. 1991 veröffentlichte B. seine Autobiografie "Mein Weg". Fernsehporträts von Martin-Jochen Schulz ("Wortwechsel", Südwestfunk Baden-Baden, 1990) und Vreni Wächter ("Das Sonntagsgespräch", Schweizer Fernsehen DRS, 1991).

Auszeichnungen

unter anderem

  • diverse Filmpreise,
  • 1985 Theodor-Heuss-Preis,
  • 1998 Grosses goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark,
  • 2001 Grosses Bundesverdienstkreuz mit Stern.

Literatur

  • Beyer, Friedemann: K. B., 1992. Blum, Dieter/Strieder, Swantje: K. B., 1993.


Autor: Nathanael Busch



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Busch, Nathanael: Karlheinz Böhm, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 229–230.

Normdaten

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