Klaus Huber

Aus Theaterlexikon - CH
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* 30.11.1924 Bern. ∞ II. Younghi Pagh-Paan, Komponistin. Sohn des Kirchenmusikkomponisten Franz H., Vater des Puppenspielers →Michael H.

Zunächst Primarlehrer, dann Musikstudium am Konservatorium Zürich (Violine bei Stefi Geyer, Komposition bei seinem Taufpaten →Willy Burkhard) und 1954/55 an der Musikhochschule Berlin/West (Komposition bei Boris Blacher). 1950–60 Violinlehrer am Konservatorium Zürich, 1960–63 Dozent für Musikgeschichte und Literaturkunde am Konservatorium Luzern und 1961–72 Dozent an der →Musik-Akademie der Stadt Basel, wo er ab 1964 die Kompositionsklasse und ab 1968 die Meisterklasse für Komposition leitete. 1961 Teilnahme an den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt, 1969 Gründung des Internationalen Komponistenseminars im aargauischen Boswil. 1973 wurde H. Nachfolger von Wolfgang Fortner an der Musikhochschule in Freiburg im Breisgau, wo er bis 1990 die Kompositionsklasse und das Institut für Neue Musik leitete. 1984 begann H. eine internationale Tätigkeit als Gastprofessor und Composer in Residence, unter anderem in Montréal, Siena, Paris, Mailand, Darmstadt, Basel, London und Luzern. H.s Komponieren hat eine religiöse Ausgangsbasis, ausgehend von der schweizerisch-reformierten Chor- und Oratorientradition, und ist immer politisches respektive gesellschaftskritisches Bekenntnis, "eine äusserst komplexe, kritische, seismografisch genaue Möglichkeit der Ausseinandersetzung und Äusserung von Bewusstsein heute und jetzt". (Huber) Er arbeitet in Werkfolgen, die, diktiert von einer übergreifenden Idee, in einem Hauptwerk als Summe einer Entwicklung kulminieren. Auch die Kombination der Klangmittel ist als dramaturgische Summe der Elemente zu verstehen: Sologesang, Sprecher, Chöre, Orchester, Tonbänder sowie Film- und Diaprojektionen. Dies gilt auch für die dramatischen Werke: die dialektische Oper "Jot, oder Wann kommt der Herr zurück" (Text: Philip Oxman, Uraufführung als Fragment 27.9.1973, Deutsche Oper Berlin in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg, Regie: Helge Thoma, musikalische Leitung: Gerd Albrecht), "Im Paradies oder Der Alte vom Berge" (fünf schematische Opernakte, Text: Alfred Jarry, Uraufführung 3.3.1975 an den →Basler Theatern, Regie: →Erich Holliger, musikalische Leitung: →Jürg Wyttenbach) und die Oper "Schwarzerde", Auftragswerk des →Theaters Basel (Libretto: →Michael Schindhelm nach Texten von Ossip Mandelstam, Uraufführung 3.11.2001 am Theater Basel, Regie: Claus Guth, musikalische Leitung: Arturo Tamayo). Da H.s Musik immer gestisch gedacht ist und die Werke oft eine szenische Disposition forden, gehören nebst den eigentlichen Kompositionen für das Musiktheater viele weitere Werke in einen dramatischen Kontext, etwa das Augustinus-Oratorium "Soliloquia" (integrale Uraufführung 1964 in Zürich unter Erich Schmid), das politisch-kritische Monumentalwerk "Erniedrigt – Geknechtet – Verlassen – Verachtet" (Texte unter anderen von Ernesto Cardenal und George Jackson, integrale Uraufführung 1983 an den Donaueschinger Musiktagen unter Mathias Bamert) und "Spes contra spem", ein Contraparadigma zur "Götterdämmerung" (Texte unter anderem von →Richard Wagner, Friedrich Nietzsche, Rosa Luxemburg, Elias Canetti, Dorothee Sölle, Uraufführung 1989 im Düsseldorfer Schauspielhaus, Regie: Werner Schröter, musikalische Leitung: Eberhard Kloke). Eine szenische Realisierung als Ballett erfuhren H.s Werke "Tenebrae" (1971 an den Basler Theatern, Choreografie: →Pavel Šmok, musikalische Leitung: Francis Travis) und "… inwendig voller Figur …"(1976 unter dem Titel "Fiery Chariot" in Tel Aviv, Choreografie: Gene Hill Sagan). Veröffentlichung mehrerer Schriften, eine Auswahl davon in "Umgepflügte Zeit. Schriften und Gespräche", herausgegeben von Max Nyffeler, 1999. H. war 1979–82 Präsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins.

Auszeichnungen

unter anderem

  • 1986 Musikpreis des Kantons Bern,
  • 1970 Beethovenpreis der Stadt Bonn für "Tenebrae",
  • 1975 Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins,
  • 1978 Kunstpreis der Stadt Basel,
  • 1985 Reinhold-Schneider-Preis der Stadt Freiburg im Breisgau,
  • 1986 Premio Italia.
  • Ehrenmitglied der IGNM und
  • seit 2000 Ehrendoktor der Universität Strassburg.

Ausserdem ist H. Mitglied

  • der Bayerischen Akademie der Schönen Künste,
  • der Akademie der Künste, Berlin sowie
  • der Freien Akademie der Künste Mannheim.

Literatur

  • K. H., 1989.


Autor: Hanspeter Renggli



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Renggli, Hanspeter: Klaus Huber, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 880–881.

Normdaten

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