Marianne de Pury

Aus Theaterlexikon - CH
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* 3.4.1935 Neuenburg.

Ausbildung in Klavier und Komposition am →Konservatorium für Musik Bern und am →Conservatoire de Genève. 1961–72 in New York: 1963–68 Hauskomponistin der damals neu gegründeten Theatergruppe Open Theatre, eines avantgardistischen, experimentell arbeitenden Kollektivs. Dort Komposition von Schauspielmusik, unter anderem zu Megan Terrys "Viet Rock" und "Comings & Goings" und Jean Claude Van Itallies "America Hurrah". Daneben als Kulturjournalistin für Schweizer und französische Zeitschriften und Zeitungen tätig. 1968–72 hatte P. die administrative Leitung des Open Theatre inne: Organisation von Welttourneen und erste Regiearbeiten. 1972 wurde in Santa Fe Richard Bradford/Tim Thompsons Musical "Sherlock" mit der Musik von P. produziert. 1972–75 Verwaltungsdirektorin des →Théâtre de Carouge, wo sie die Finanzen sanieren konnte, organisatorische Änderungen vornahm und zwei zusätzliche kleinere Spielorte initiierte. 1975–92 in Santa Fe: Als künstlerische Leiterin der Theatre Arts Corporation, die sich auf Uraufführungen spezialisierte, führte sie einen nationalen Dramatikerwettbewerb (National Playwriting Contest) und Workshops für Regie und Schauspiel durch. Weiter leitete sie das Santa Fe Theatre Ensemble und war selbst als Regisseurin tätig. Unter anderem inszenierte sie Genets "Die Zofen", Ionescos "Jakob oder Der Gehorsam", Esther Vilars "Die Strategie der Schmetterlinge" und "Helmer im Puppenheim" (amerikanische Erstaufführungen), Harold Pinters "Der stumme Diener", Tom Kempinskis "Duett für eine Stimme" sowie die Uraufführungen von Lea Worcesters "Fourteen Floors Up" und Arthur Szes "Bums". In Santa Fe komponierte P. erneut Schauspielmusik, unter anderem zu →Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" und Jarrys "König Ubu", sowie das Musical "Oom-Pah-Pah" von Thompson/Grubb Graebner (1978). 1993 Rückkehr nach Europa, seither als freie Regisseurin tätig, unter anderem am Pumpenhaus in Münster, am Narodno Pozoriste (Nationaltheater) in Sarajevo (1995 "Variationen über Schneewittchen", ein Projekt mit Kindern, Uraufführung) und am →Freien Schauspiel Basel (2002 Goethes "Torquato Tasso", in Koregie mit →Matthias Klausener). Seit 1996 kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Bühnenbildner →Thomas Ziegler, beispielsweise am Euro Theater Central in Bonn (1996 Uraufführung von Vilars "Der Moskito", 1998 Paul Zechs "Das trunkene Schiff" nach Rimbaud und Aristophanes’ "Lysistrata", am Kamerni Teatar (Kammertheater) in Sarajevo (1996 Sead Fetahagic’ "Kako je pocelo", übersetzt: "Wie alles angefangen hat", Uraufführung), am →Theater an der Winkelwiese Zürich (1996 Martin Walsers "Aus dem Wortschatz unserer Kämpfe"), am Theater Ingolstadt (1999 Strindbergs "Fräulein Julie"), am →Theater an der Effingerstrasse Bern (2000 Steinbecks "Von Mäusen und Menschen") und an der Landesbühne Rheinland-Pfalz in Neuwied (2002 Vilars "Der Moskito"). 2003 erhielt P. eine Fullbright Fellowship, die es ihr ermöglichte, als Scholar in Residence am San Juan College in Farmington (New Mexico) mit indianischen Schauspielerinnen und Schauspielern "Antigone" zu inszenieren. Ausserdem ist P. Leiterin der Regieseminare an der Exiles Theatre Summer School in Irland und New York.



Autorin: Kathrina Erizar



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Erizar, Kathrina: Marianne de Pury, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1445–1446.

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