Max Bignens

Aus Theaterlexikon - CH
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* 9.6.1912 Zürich, † 24.12.2001 Zürich. Vater des Kunsthistorikers Christoph B.

B. absolvierte am →Stadttheater Zürich 1928–32 eine Lehre als Theatermaler (beim Bühnenbildner Albert Isler) und studierte gleichzeitig an der Kunstgewerbeschule Zürich (unter anderem Grafik und Malerei bei →Pierre Gauchat und Max Gubler). Danach 1932–38 Ausbildung an der Kunstakademie München (Bühnenbildklasse von Emil Preetorius) sowie 1938–39 an der Kunstakademie in Florenz und an der Académie Ranson in Paris. 1939–46 erstes festes Engagement als Bühnen- und Kostümbildner am →Stadttheater Bern, Bern BE, wo er über 150 Bühnenbilder für Sprech- und Musiktheater schuf. Auf B.s Veranlassung wurde in Bern 1942 eine Drehbühne eingebaut, die er beispielsweise für Goethes "Faust" und Gogols "Der Revisor" einsetzte. 1946–53 war B. Ausstattungsleiter am →Stadttheater Basel, wohin er 1955–61 regelmässig als Gast zurückkehrte. Zu seinen wichtigsten Basler Arbeiten zählten die Bühnenbilder für die Uraufführungen von →Friedrich Dürrenmatts "Der Blinde" (1948, Regie: →Ernst Ginsberg) und →Heinrich Sutermeisters "Titus Feuerfuchs" (1958, Regie: →Hermann Wedekind), für die deutschsprachigen Erstaufführungen von Brittens "Der Raub der Lukrezia" (1947), Menottis "Der Konsul" (1951, Regie beide: →Friedrich Schramm), Williams’ "Die Glasmenagerie" (1946, Regie: →Kurt Horwitz) und Sean O’Caseys "Juno und der Pfau" (1950, Regie: Ginsberg) sowie für die Schweizer Erstaufführung von Tschaikowskys Ballett "Dornröschen" (1957, Choreografie: →Wazlaw Orlikowsky). 1953–64 war B. am Staatstheater am Gärtnerplatz München engagiert, ab 1962 als Ausstattungsleiter und Chefbühnenbildner. Er wirkte zudem 1961/62 als Leiter des Ausstattungswesens am Hessischen Landestheater Darmstadt und 1964–69 als Chefbühnenbildner an den Städtischen Bühnen Köln, wo er unter anderem 1965 die Ausstattung für die Uraufführung von Bernd Alois Zimmermanns "Die Soldaten" schuf (Regie: Hans Neugebauer). Seit 1952 entwickelte sich B.s Laufbahn zunehmend auf internationaler Ebene. In Zusammenarbeit mit Arno Assmann, →Harry Buckwitz, John Cranko, August Everding, →Herbert Graf, Rudolf Hartmann, →Karl Paryla, Kurt Pscherer, Anthony Tudor und anderen arbeitete er in Amsterdam, Berlin (Städtische Oper, Schillertheater, Schloßpark-Theater Steglitz), bei den Bregenzer Festspielen, in Frankfurt am Main, Hannover, Helsinki, an der Bayerischen Staatsoper München, am Teatro dell’Opera in Rom, in Stuttgart, an der Volksoper Wien und in Zürich am →Schauspielhaus und am Stadttheater. 1970 begann mit Gottfried von Einems Oper "Der Prozess" an der Staatsoper Wien eine über zwanzig Jahre dauernde Zusammenarbeit mit dem argentinischen Regisseur Jorge Lavelli. In Schauspiel und Oper realisierten sie zusammen über dreissig meist Aufsehen erregende Produktionen, häufig in Frankreich, etwa bei den Festivals von Aix-en-Provence (Verdis "La Traviata", Mozarts "Le nozze di Figaro" und "Die Zauberflöte") und Avignon (Shakespeares "Ein Wintermärchen"), in Nancy, Paris (unter anderem Gounods "Faust", Debussys "Pelléas et Mélisande", Rameaus "Dardanus" an der Opéra au Palais Garnier, Ionescos "Le Roi se meurt" und Fernando Arrabals "La Tour de Babel" an der Comédie Française, Offenbachs "Orphée aux enfers" im Théâtre Espace Pierre Cardin, Ionescos "Macbett" am Théâtre national de la Colline), Strassburg (Bizets "Carmen") und Toulouse (Mozarts "Idomeneo"). Weitere gemeinsame Arbeiten in Barcelona (Shakespeares "Der Sturm"), Bari, Bonn (Bellinis "Norma" und Giordanos "Andrea Chénier"), am →Grand Théâtre in Genf (Bartóks "Herzog Blaubarts Burg" und Strawinskys "Oedipus Rex"), Madrid (García Lorcas "Doña Rosita bleibt ledig"), an der Scala in Mailand (Puccinis "Madama Butterfly", Ravels "L’Heure espagnole" und "L’Enfant et les sortilèges"), an der Bayerischen Staatsoper München (1985 Uraufführung von Sutermeisters "Le Roi Bérenger" im Cuvilliés-Theater), am Teatro la Fenice in Venedig und am →Opernhaus Zürich, Zürich ZH (1986 Richard Strauss’ "Salome"). Als stets nach neuen Wegen suchender Künstler gelangte B. immer wieder zu überraschenden szenischen Lösungen. 1972–82 hatte er eine Professur an der Staatlichen Fachhochschule für Kunst und Design Köln (Bühnen- und Kostümbild) inne.

Nachlass

  • Teilnachlässe in der Schweizerischen Theatersammlung in Bern und
  • in der Theaterwissenschaftlichen Sammlung in Köln.


Autor: Paul Suter



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Suter, Paul: Max Bignens, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 201–202.

Normdaten

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