Niklaus Sprüngli

Aus Theaterlexikon - CH
Zur Navigation springen Zur Suche springen

* 6.9.1725 (Taufdatum) St. Stephan BE, † 8.12.1802 Bern, auch Nicolaus Sprünglin.

Nach einer Werkmeister-Lehre am Berner Münster weilte S. 1746–55 in Paris. Auf verschiedenen Reisen mit dem Architekten, Feuerwerker und Bühnenbildner Giovanni Niccolò Servandoni besuchte er London, Dresden und Potsdam, wo er an dessen Feuerwerken und Bühnenbildern mitarbeitete. Zurück in Bern, dürfte S. ab 1756 erste Architekturaufträge angenommen haben. 1770 wurde er zum Steinwerkmeister der Stadt, 1796 zum Münsterwerkmeister gewählt. Als seine Hauptwerke gelten die Hauptwache (1766–67), das →Hôtel de Musique (1767–70) und die Bibliotheksgalerie (1773–75, 1909 abgetragen), alle in Bern. Das von einer privaten Aktiengesellschaft errichtete Hôtel de Musique war von S. als Theatersaal geplant worden. Da die Obrigkeit aus Sittlichkeitsgründen bis 1798 jegliche Theateraufführungen untersagte, fanden hier ausschliesslich Konzerte und Bälle statt. Nach dem Einmarsch der Franzosen, welche das Spielverbot aufhoben, konnte die Pariser Ballett- und Seiltänzergesellschaft von Thomin das Haus im August 1798 als Bühne einweihen. 1800–62 bespielten rund achtzig deutsch-, aber auch französisch- und italienischsprachige Truppen das Theater. Spätestens 1862, verschiedentlich bereits ab 1837, hiess das Hôtel de Musique offiziell →Stadttheater Bern. Bis 1900 pachteten rund zwanzig weitere Truppen das Theater, dann wurde es geschlossen. Der barocke Theaterraum wurde herausgebrochen, um einem Restaurant und Gesellschaftsräumen Platz zu machen. Von S. sind sieben Architekturfantasien erhalten, die alle eine grosse Nähe zu Bühnenbildern erkennen lassen; zwei davon erschienen als Stiche.

Literatur

  • Füssli, Johann Caspar: Geschichte der besten Künstler in der Schweitz, 1769–1779.
  • Schnell, Dieter: N. S. 1725–1802, 1999.


Autor: Dieter Schnell



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Schnell, Dieter: Niklaus Sprüngli, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1715.

Normdaten

Vorlage:Normdaten