Theater Marie Aarau, Aarau AG

Aus Theaterlexikon - CH
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Freie Theatergruppe mit festem Kernensemble, Sprechtheater

Das T. ist die Nachfolgegruppe des "Theaters M.A.R.I.A.". Dieses wurde 1983 als Kollektiv gegründet. Der Name und die Zusammensetzung der Gruppe waren einer ständigen Entwicklung unterworfen. Die erste Inszenierung – Nigel Williams’ "Klassenfeind" (1983, Regie: →Wolfram Berger) – produzierten die Beteiligten unter diesem Namen, die nächste – Campbells "Fazzzwoopolis" (1985, Regie: →Mark Wetter) – unter dem Namen "P.Y.J.A.M.A.R.I.A.". Es folgten F. K. Waechters "Nach Aschenfeld" als Koproduktion mit dem "Rotta-Theater" (1988, Regie: Berger) und die Musiktheaterproduktion "Requiem" (1989, Kollektivproduktion). Die Mitwirkenden, die jeweils nur produktionsbezogen engagiert wurden, arbeiteten auch in anderen freien Gruppen aus dem Aargau wie →Spatz & Co. und →Theater Momo. Eine langjährige Zusammenarbeit verband sie zudem mit dem "Theaterladen Aarau" (1986 →Urs Widmers "Nepal", Regie: →Dodò Deér) und mit "THEATERUNSER" (1986 "Gilgamesch", Kollektivproduktion, Regie: →Paul Weibel, 1987 Boris Vians "Schmürz", Regie: Deér). Im Juli 1989 fusionierten diese drei Gruppen zum "Freien Theater M.A.R.I.A.UNSER, Produktionsgemeinschaft Aarau" (ab 1993 "Freies Theater M.A.R.I.A."), das seine Produktionen an verschiedenen Orten vor allem in der deutschsprachigen Schweiz zeigte. Das künstlerische Personal wurde weiterhin projektbezogen engagiert. Regelmässige Subventionen erhielt die Gruppe vom Aargauer Kuratorium und der Stadt Aarau sowie von Stiftungen und privaten Gönnern. Das Theater M.A.R.I.A. arbeitete inhaltlich und formal vielfältig und schuf sich als kontinuierlich produzierende freie Gruppe im deutschsprachigen In- und Ausland einen guten Namen. Ihre Arbeiten gaben oft wegweisende Impulse für andere freie Theater. Die wichtigsten Produktionen nach der Fusion waren: 1990 "Allerlei Rausch. Ein Abend wie Artmann" (Kollektivproduktion, Regie: Berger) und "Sandkastenmann" (Autorenarbeit und Regie: →Paul Steinmann), 1991 Victor Haïms "La Valse du Hasard" (Regie: Serena Sartori), 1992 Christoph Heins "Die Ritter der Tafelrunde" (Regie: Deér) und Steinmanns "Der grosse Meister Dädalus" (Regie: Stefan Lichtensteiger), 1993 →Werner Bodinek/→Peter Rinderknechts "If You Ever Change Your Mind" (Regie: Rinderknecht) und Judith Herzbergs "Mark" (Regie: Lichtensteiger), 1994 Coline Serreaus "Hase Hase" (Koproduktion →Theater Tuchlaube Aarau, Regie: Sartori) und "Schweine und Blumen" (Regie: Horst Hawemann), 1995 Steinmanns "Aprikosenzeit" (Koproduktion Theater Tuchlaube/Wetter, Regie: Lichtensteiger), 1996 "Frau in Füchsin" (nach David Garnett, Regie: Lichtensteiger) und →Guy Krnetas "Furnier – Ein Theatermöbel" (Koproduktion Theater Tuchlaube, Regie: →Beatrix Bühler/Lichtensteiger). Ab Mitte der neunziger Jahre institutionalisierte sich die Zusammenarbeit mit dem Theater Tuchlaube. Als weitere Koproduktionen entstanden: 1997 Agnès Jaoui/Jean-Pierre Bacris "Un air de famille" (Regie: Sartori), 1998 Krnetas "Monkey, König der Affen" (Regie: Wetter) und →Christine Rinderknechts "Laune der Natur. Getanztes Theater" (Realisation: →Heinz Gubler/Rinderknecht). Ende der neunziger Jahre führten personelle Veränderungen und ein neues Konzept zu einer nochmaligen Umbenennung in T. Seit 2002 arbeitet die Gruppe auf der Basis eines neu geschaffenen Leitbilds mit einem Kernensemble und einer neuen Betriebsstruktur, Rechtsträger ist der Verein Theater Marie. Die künstlerische Leitung hat →Lilian Naef inne, die administrative Leitung Susanne Morger. Das T. wird vom Aargauer Kuratorium und der Stadt Aarau sowie produktionsbezogen unter anderem von Stiftungen und Sponsoren unterstützt. Die Probebühne befindet sich seit 2000 im ehemaligen Kino Central in Suhr. Das Theater Tuchlaube ist weiterhin fester Koproduktionspartner und Premierenort. Danach werden die Produktionen auf Tourneen in der Schweiz und im deutschsprachigen Ausland aufgeführt. Seit Herbst 1999 zeigte die fast neu formierte Gruppe unter anderem die folgenden Produktionen: 1999 "P. S.Tut mir leid, bin schon tot" (Kollektivproduktion, Regie: Liesbeth Coltof/Andrea Fiege), 2000 Marius von Mayenburgs "Feuergesicht" (Regie: Fiege), 2001 "Alleinsein ist immer zu kurz. Eine szenische Begegnung mit Texten und Bildern der Annemarie von Matt" (Konzept/Regie: Naef). Verbandsmitglied: →ASTEJ, →VTS.



Autor: Jean Grädel



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Grädel, Jean: Theater Marie Aarau, Aarau AG, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1876–1877, mit Abbildung auf S. 1877.