Theatergesellschaft Willisau, Willisau LU

Aus Theaterlexikon - CH
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Amateurtheater mit Aufführungen in Dialekt

Die T. bezweckt gemäss ihren heutigen Statuten die Förderung des Theaterlebens in allen Ausdrucks­for­men. 1804 gründeten Willisauer Bürger die «Thea­ter-­ und Musik-Liebhaber-Gesellschaft», die bis 1868 auch unter den Bezeichnungen "Musik- und Theatergesellschaft", "Theater- und Musikgesellschaft" firmierte. 1810 stellte die T. an der Bürgergemeindeversammlung den Antrag, im zweiten Stock des Rathauses einen Theaterraum einzurichten. Die Bewilligung wurde 1811 erteilt, und die Gründer der T. erwarben die Bühne des Klosters St. Urban (1816 ging auch die Theatergarderobe von St. Urban an die T. über), bauten diese im Rathaus ein und bespielten sie bis 1926. Die T. bot Lust- und Schauspiele der populären deutschsprachigen Dramatiker des 19. Jahrhunderts wie August von Kotzebue, Theodor Körner, Carl August Iffland, Ernst Raupach, Louis Angely, Karl von Holtei, →Charlotte Birch-Pfeiffer, Oscar von Redwitz, Gustav von Moser, Rudolf Kneisel und auch Stücke, die Persönlichkeiten oder Ereignisse der Schweizer Geschichte thematisierten, wie →Joseph Ignaz Zimmermanns "Nikolaus von Flüe" oder "Erlachs Tod", Carl Georg Jakob Sailers "Die Nonne von Wyl", →Thomas Bornhausers "Gemma von Arth", das Jubiläumsfestspiel "Arnold von Melchthal" (1910) oder Andreas Zimmermanns "Die Älpler-Chilbi" (1919). Bis in die sechziger Jahre wurden dann hauptsächlich Operetten gegeben. Erst in den siebziger Jahren änderte sich diese Repertoirestruktur: 1979 wurde →Max Frischs "Andorra" inszeniert, 1987 →Bertolt Brechts "Der Herr Puntila und sein Knecht Matti" (Dialektfassung), 1989 Sperrs "Jagdszenen", 1992 Horváths "Glaube Liebe Hoffnung" und 1995 Reginald Rose/Horst Budjuhns "Die zwölf Geschworenen". Auch eigene Stoffe und Geschichten wurden bearbeitet und produziert wie "Ein Schweizer Abend. Nächtliche Einblicke in Schweizer Traumlandschaften am Ende des 2. Jahrtausends". Ab 1979 verpflichtete man für die Regie professionelle Theaterschaffende wie →Louis Naef, →Ueli Blum und →Orsolina Lehner Bundi. Naefs Inszenierung von →Heinz Stalders "Romeo und Julia in Willisau" nach →Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe" (1982) brachte der T. neue, fruchtbare Impulse und gab letztlich den Anstoss, das "Jugendtheater Willisau" ins Leben zu rufen. Dieses führte 1994 seine erste Produktion auf, eine Szenen-Collage aus →Frank Wedekinds "Frühlingserwachen". Nachdem die Bühne im Rathaussaal den Spielanforderungen nicht mehr genügte, wurde die "Mohren-Bühne" (Saal des Restaurants "Mohren" mit zirka 400 ­Plätzen) neuer Spielort der T. Das Theater im Rathaus (zirka 130 Plätze) konnte erhalten und restauriert werden. 1991 wurde es (nun um einen Stock höher versetzt) wieder eröffnet; von der T. wird es jedoch nur noch wenig bespielt. Die Einnahmen des Billettverkaufs vermögen die Produktionskosten der T. nicht zu decken. Sie wird daher von den Gemeinden Willisau­-Stadt und Willisau-Land, der Kulturförderung des Kantons Luzern und weiteren Institutionen und Sponsoren finanziell unterstützt. Verbandsmitglied: →ZSV.



Autor: Sigi Blarer



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Blarer, Sigi: Theatergesellschaft Willisau, Willisau LU, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1865–1866.