Werktheater Basel, Basel BS

Aus Theaterlexikon - CH
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Freie Theatergruppe mit festem Kernensemble, Eigenproduktionen, Sprechtheater, 1980–90

Nach der Premiere von →Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen" des Jugendtheaters der Basler Theater 1979 (Regie: →Christoph Stratenwerth) verliess ein Teil des Produktionsteams das Stammhaus, um fortan in der →Kulturwerkstatt Kaserne in Basel als freie, kollektiv geleitete Schauspielgruppe unter dem Namen Werktheater aufzutreten. Im Januar 1981 zeigte das W.: "1919 – Tage der Bewegung, Zeiten der Erstarrung". Es folgten 1982 Handkes "Das Mündel will Vormund sein", "Nekropolis – Reisen in die Gegenwart" (Kollektivproduktion, Regie jeweils: Stratenwerth) sowie 1984 unter dem Titel "Trauma" die Schweizer Erstaufführung von zwei Einaktern über Krankheit und Tod ("Wie der Tod", Regie: Ulrich Bodamer und "Damit muss man leben", Regie: Stratenwerth, Text: Werktheater Amsterdam; Bühnenbild für alle Produktionen: →Andreas Tschui). Zum Ensemble gehörten in dieser Zeit unter anderen Bodamer, Brigitte Eichkorn, Jürg Honegger, Ina Pohorely, Yvonne Racine und Rhomas Zweifel. Mit den meisten Produktionen gastierte das W. in verschiedenen Orten der Schweiz, teilweise auch im angrenzenden Ausland. Es finanzierte sich durch projektbezogene Beiträge der öffentlichen Hand und privater Sponsoren. Zusätzlich leistete das W. animations- und prozessorientierte Theaterarbeit mit Kindern im Rahmen des Kinderprojekts Kaserne (unterstützt vom sozialpädagogischen Dienst Basel-Stadt), erarbeitete verschiedene Forumtheaterprojekte und initiierte im Herbst 1982 "Theater ohne Grenzen", eine Theatergruppe, in der Schweizer und ausländische Jugendliche unter der Leitung von Pohorely und Zweifel Inszenierungen erarbeiteten wie 1983 das Mitspieltheater "Familien-Tragödie", "Romeo und Julia" nach Shakespeare und 1984 "Tayar düstür – Hand aufs Herz" (Idee: Taci Yosma, Regie: Pohorely). Danach löste sich das Theater ohne Grenzen vom W. und formierte sich neu. Ende Februar 1984 musste das W. auf Grund finanzieller Schwierigkeiten allen Mitgliedern kündigen. Im Herbst 1984 konnte das W. – dank erneuter Unterstützung von staatlicher und privater Seite – im deutschen Weil am Rhein in der alten Färberei Schetty ein neues Probenlokal beziehen und im Rahmen eines Werkjahrs eine neue Produktion erarbeiten. 1985 zeigte es dort "Faust. Ein Fragment" von Goethe (Regie: Stratenwerth). Im gleichen Jahr folgte, nun wieder in der Kaserne Basel, "Meine Sehnsucht, meine Sucht. Ein Stück über ganz gewöhnliche Tabletten" (Regie: Bodamer/Stratenwerth; 1986 zum Heidelberger Theaterfestival eingeladen). Nach dem Werkjahr zeigte das W. auf Grund erneuter finanzieller Probleme und grossen personellen Wechsels erst im Herbst 1987 eine neue Produktion: "Giftgas über Berlin" (Text: Peter Martin Lampel, Regie: Stratenwerth), im Dezember gefolgt von "Die Pest" nach Camus (Regie: Charles Forges/Stratenwerth). Danach produzierte ein weit gehend neues Team ohne Stratenwerth und Bodamer unter dem Namen W. 1989 "Der Knopf" (Regie: →Jordy Haderek, Kulturwerkstatt Kaserne) und 1990 als letzte Produktion "in.ter.view" (während eines Aufenthalts in New York mit Schweizer und amerikanischen Schauspielerinnen und Schauspielern erarbeitet, anschliessend in verschiedenen Schweizer Städten gezeigt, Regie: Walter Stephan Riedweg). Das W. zeichnete sich durch zeitkritisches Gegenwartstheater und engagierte Projektarbeit aus.



Autorin: Simone Müller



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Müller, Simone: Werktheater Basel, Basel BS, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2081–2082.