Will Quadflieg

Aus Theaterlexikon - CH
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* 15.9.1914 Oberhausen (D), † 27.11.2003, eigentlich Friedrich Wilhelm Q. ∞ I. Benita Gräfin von Vegesack, ∞ II. Margarete Jacobs, Schauspielerin. Vater des Schauspielers und Regisseurs Christian Q. und der Schriftstellerin Roswitha Q.

Nach dem Abitur in Oberhausen und privatem Schauspielunterricht 1933 Debüt am Theater Oberhausen. Engagements 1934/35 am Stadttheater Giessen, 1935/36 am Theater Gera, 1936/37 am Schauspielhaus Düsseldorf, 1937–40 an der Volksbühne und am Theater der Jugend Berlin, 1940–44 am Schiller-Theater Berlin (unter anderem: Mortimer in Schillers "Maria Stuart"; Titelrolle in Goethes "Clavigo", Regie: →Walter Felsenstein; alternierend mit Horst Caspar Mephisto und Faust in Goethes "Urfaust", Regie: Heinrich George), 1945/46 an den Bühnen der Hansestadt Lübeck, 1946/47 an der Jungen Bühne Hamburg (auch deren Mitbegründer), 1947–64 sowie als Gast 1968–79 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (unter anderem 1957 Titelrolle in Goethes "Faust I" und 1958 in "Faust II", Regie und Mephisto: Gustaf Gründgens; 1962 Marquis Posa in Schillers "Don Carlos", Regie: Gründgens). Q. spielte ausserdem bei den Salzburger Festspielen (unter anderem 1949 Orest in Goethes "Iphigenie auf Tauris", 1952–59 Titelrolle in Hofmannsthals "Jedermann", 1968 Prospero in Shakespeares "Der Sturm"), am Burgtheater Wien (1964 Titelrolle in Shakespeares "Macbeth"), bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen, an der Kleinen Komödie München, bei den Festspielen Bad Hersfeld, am Renaissance-Theater und an der Freien Volksbühne in Berlin (1977 Hassenreuther in Hauptmanns "Die Ratten", Regie: Rudolf Noelte). Ab 1955 trat Q. in zahlreichen Tournee-Inszenierungen auf, 1956–66 mit der von ihm mitbegründeten →Schauspieltruppe Zürich (unter anderem 1958 Titelrolle in Molières "Der Misanthrop", 1960 Rosmer in Ibsens "Rosmersholm", 1961 Benedikt in Shakespeares "Viel Lärm um nichts"), später unter anderem mit dem Gastspieltheater von →Egon Karter (unter anderem 1968 Charles in Dyers’ "Unter der Treppe", Regie: →Leonard Steckel). In der Schweiz wirkte Q. 1948–55 als jugendlicher Held am →Schauspielhaus Zürich. Dort spielte er unter anderem die Titelrolle in Shakespeares "Hamlet", Hugo in der Schweizer Erstaufführung von Sartres "Die schmutzigen Hände" (Regie: →Oskar Wälterlin), die Titelrollen in Goethes "Faust I", "Faust II" (Regie: Steckel) und "Torquato Tasso" (Regie: Wälterlin), in Schillers "Don Carlos" (Regie: →Kurt Hirschfeld), Molières "Don Juan" (Regie: →Giorgio Strehler) und Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" (Regie: →Kurt Horwitz), Orest in Goethes "Iphigenie auf Tauris", die Titelrollen in Shakespeares "Richard II."(Regie: Hirschfeld) und in der Uraufführung von →Max Frischs "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie" (Regie: Wälterlin) sowie Achill in Kleists "Penthesilea" (Regie: →Leopold Lindtberg). 1951 inszenierte er am Schauspielhaus Shaws "Mensch und Übermensch". Als Gast wirkte er unter anderem bei den Festwochen Luzern (1950 Titelrolle in Cocteaus "Oedipus", Regie: →Maria Fein), an der →Komödie Basel (1952 Titelrolle in einer Freilichtaufführung von Shakespeares "Romeo und Julia" mit →Maria Schell, Regie: Steckel; 1957 Titelrolle in Goethes "Torquato Tasso", Regie: →Robert Freitag; 1967 Titelrolle in einer Freilichtaufführung von Goethes "Egmont", Regie: Q.), am →Stadttheater Bern (1966 Titelrolle in Shakespeares "Othello" in seiner eigenen Inszenierung) und erneut am Schauspielhaus Zürich (1984 James Tyrone in O’Neills "Eines langen Tages Reise in die Nacht", Regie: →Gerd Heinz). 1986 verkörperte er die Titelrolle in Lessings "Nathan der Weise" in der Wasserkirche Zürich (Produktion: →Eynar Grabowsky). Ab Anfang der achtziger Jahre spielte Q. vorwiegend am Thalia-Theater Hamburg, unter anderem 1981 Salieri in Peter Shaffers "Amadeus", 1983 die Titelrolle in Hauptmanns "Michael Kramer", 1987 die Titelrolle in Gardners "Ich bin nicht Rappaport", 1989 Karl Joseph in Botho Strauß’ "Besucher", 1992 die Titelrolle in Shakespeares "König Lear"; seine letzte Rolle war 2000 Ferapont in Tschechows "Drei Schwestern" (Regie: →Jürgen Flimm). Ab 1938 verkörperte Q. zahlreiche Filmrollen (grösster Erfolg: "Faust" 1960), seit 1964 auch Fernsehrollen. Q., dessen Name jahrzehntelang als Inbegriff exzellenter Sprechkultur galt, wirkte bei vielen Rezitationsabenden mit und veröffentlichte zahlreiche Schallplattenaufnahmen. In den achtziger Jahren war Q. in der Friedens- und Ökologiebewegung aktiv. Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie der darstellenden Künste Frankfurt am Main. 1976 veröffentlichte Q. seine Autobiografie "Wir spielen immer".

Auszeichnungen

unter anderem

  • Grosses Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland,
  • Ehrenmitglied des Thalia Theaters Hamburg und der Landesbühne Hannover,
  • 1973 Albin-Skoda-Ring, 1980 Grosser Hersfeld-Preis,
  • 1984 Medaille für Kunst und Wissenschaft,
  • 1993 Goldene Kamera, 1994 Adolf-Grimme-Preis,
  • 1995 Bambi,
  • 1996 Ehrenmitglied der Landesbühne Hannover,
  • 1999 Lew-Kopelew-Friedenspreis.

Literatur

  • Flimm, Jürgen (Hg.): W. Q., 1994. Shareghi, Minu/Böhm, Fredi: W. Q., 1997.


Autor: Mats Staub



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Staub, Mats: Will Quadflieg, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1447–1448.

Normdaten

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