Wolfgang Langhoff

Aus Theaterlexikon - CH
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* 6.10.1901 Berlin (D), † 25.8.1966 Berlin/Ost (DDR, heute: D). ∞ 1926 Renate Rainer, Schauspielerin. Vater des Regisseurs und Theaterleiters Thomas L. und des Regisseurs und Theaterleiters Matthias L., Grossvater des Schauspielers Tobias L.

Besuch der Schulen in Freiburg im Breisgau, 1916–18 Seemannsschule, 1918/19 Schauspielunterricht. 1919–23 Engagement als jugendlicher Liebhaber am Schauspielhaus Königsberg, 1923–24 am Thalia-Theater Hamburg, 1924–28 als jugendlicher Held in Wiesbaden, 1928–32 Schauspieler und Regisseur am Schauspielhaus Düsseldorf, 1932/33 am Städtischen Theater Düsseldorf (unter anderem Franz Moor in Schillers "Die Räuber", Regie: →Leopold Lindtberg). L. (seit 1928 Mitglied der Kommunistischen Partei, 1930 Gründer und Leiter der Arbeiter-Agitproptruppe "Nordwest ran" in Düsseldorf) wurde von Februar bis Juli 1933 in "Schutzhaft" genommen und bis November im Konzentrationslager Börgermoor interniert, dann bis April 1934 im Konzentrationslager Lichtenburg-Prettin. 1934 illegale Einreise in die Schweiz, 1934–45 Engagement am →Schauspielhaus Zürich, wo L. unter anderem Ernst in Friedrich Wolfs "Professor Mannheim", Edmund in Shakespeares "König Lear", Mortimer in Schillers "Maria Stuart" und Ferdinand in "Kabale und Liebe", Kreon in Sophokles’ "König Ödipus", den Sohn in →Walter Leschs "Jedermann 1938", Gregers Werle in Ibsens "Die Wildente", Gessler in Schillers "Wilhelm Tell", Graf von Warwick in Shaws "Die heilige Johanna", König in Hofmannsthals "Das grosse Welttheater", Marinelli in Lessings "Emilia Galotti", Robespierre in Büchners "Dantons Tod", Faust in beiden Teilen von Goethes "Faust", Eilif in der Uraufführung von →Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder", Franz Moor in Schillers "Die Räuber", Zeus in der Uraufführung von →Georg Kaisers "Zweimal Amphitryon", die Titelrolle in Goethes "Egmont", Tellheim in Lessings "Minna von Barnhelm", den Oberlehrer in der Uraufführung von →Max Frischs "Nun singen sie wieder" spielte. L. inszenierte in Zürich unter anderem die →Curt Goetz-Einakter "Der Mörder", "Das Märchen" und "Die tote Tante", Priestleys "Die Zeit und die Conways" und Georg Zochs "Jenny und der Herr im Frack". Daneben unterrichtete er am →Bühnenstudio Zürich. L. war mehrere Jahre Vizepräsident des →SBKV, ab 1945 Leiter der Sektion der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger am Schauspielhaus Zürich. Ab 1942 arbeitete er in der Kulturgemeinschaft deutscher Emigranten in Zürich mit, 1945 wirkte er in verschiedenen Hilfsorganisationen für Schauspieler in Deutschland und Österreich mit. 1945/46 Generalintendant der Städtischen Bühnen Düsseldorf. 1946–63 Intendant des Deutschen Theaters und der Kammerspiele Berlin, dann bis 1965 dort und an der Deutschen Staatsoper weiterhin als Schauspieler und Regisseur tätig. Er spielte unter anderem 1949 Mephisto in Goethes "Faust", 1955 den Präsidenten in Schillers "Kabale und Liebe" und 1962 Attinghausen in "Wilhelm Tell" (jeweils in seiner eigenen Inszenierung) und inszenierte unter anderem 1947 Büchners "Woyzeck", 1952 Schillers "Don Carlos", 1956 die Uraufführung von Peter Hacks’ "Die Schlacht bei Lobositz", 1960 Lessings "Minna von Barnhelm". L. war sowohl der realistischen Schauspiel-Tradition des Deutschen Theaters (Otto Brahm, Max Reinhardt) als auch der Schauspielkunst Stanislawskis verpflichtet, neben Klassikern inszenierte er zahlreiche (zum Teil sowjetische) Zeitstücke. Neben der Theaterarbeit intensive kulturpolitische Tätigkeit: 1950 Gründungsmitglied, 1962–66 Vizepräsident der Akademie der Künste der DDR, 1959–66 Präsident des Zentrums DDR des Internationalen Theater-Instituts. L. wurde 1950 vorübergehend aller Parteiämter enthoben, später rehabilitiert, 1958/59 wegen "Liberalismus im Theaterprogramm" von der Presse attackiert, 1963 Auseinandersetzung mit der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, "Selbstkritik" auf dem 6. Parteitag, Aufgabe der Intendanz. Eigene Werke: "Die Moorsoldaten – 13 Monate Konzentrationslager" (1935), "Die Bewegung ‹Freies Deutschland› und ihre Ziele" (1945).

Auszeichnungen

unter anderem

  • 1949 und 1951 Nationalpreis der DDR,
  • 1958 Medaille der Kämpfer gegen den Faschismus 1933–45,
  • 1961 Ernennung zum Professor,
  • 1965 Ehrenmitglied des Deutschen Theaters.

Literatur

  • Krull, Edith: W. L., 1962.
  • Funke, Christoph/Kranz, Dieter: W. L., 1969.
  • Kuschnia, Michael (Hg.): 100 Jahre Deutsches Theater Berlin, 1983.
  • Meiszies, Winrich: W. L. Theater für ein gutes Deutschland, 1992.

Nachlass

  • Archiv der Akademie der Künste Berlin.


Autorin: Anna Beck



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Beck, Anna: Wolfgang Langhoff, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1074–1075.

Normdaten

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