Casino Aussersihl, Zürich ZH

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Pfarreisaal, Gastspielort (Sprechtheater, Operette)

Das Eckhaus Badenerstrasse 78 mit einem Saalanbau an der Rotwandstrasse 4 wurde 1897 von der Pfarrei St. Peter und Paul als katholisches Pfarrei- und Vereinshaus gekauft. Als Sachverwalterin fungierte die von der Pfarrei eigens zu diesem Zweck gegründete Genossenschaft "Kasino-Gesellschaft". Als in den vierziger Jahren die Zahl der Pfarrei- und Vereinsanlässe abnahm, wurde der Saal dem Volkskomiker →Fredy Scheim und seinem Ensemble (unter anderen: →Ernst Bölsterli, →Walter Wellauer, Boris Hellmann, →Ellen Schwanneke, Uno Meier, Claire Adelmann, Rita Lerch) vermietet. Diese nutzten das C. ab Dezember 1946 bis 1951 alljährlich während mehrerer Wochen für die Zürcher Gastspiele ihrer Tourneen. Gezeigt wurden hauptsächlich Dialektschwänke von Scheim und →Rudolph Bolo Maeglin, etwa "Füsilier Grögli", inszeniert vom langjährigen Leiter und Regisseur der Fredy-Scheim-Truppe →Markus Breitner. In den Jahren 1950/51 fanden im (ebenfalls als "Fredy-Scheim-Theater" bekannten) C. zusätzlich Gastspiele anderer Ensembles statt, so etwa des →Cabarets Kaktus aus Basel oder der Wiener Operettenbühne. Mit dem Ziel, in Zürich ein ständiges Operettentheater zu etablieren, mietete 1952 der Kapellmeister Gottlieb Lüthy den Casino-Saal und gründete dort das "Casino-Operettentheater". Lüthy amtete als künstlerischer und musikalischer Leiter und verpflichtete ein kleines Ensemble, Orchester und Ballet sowie Paul Olmühl als Regisseur. Die neue Bühne, welche am 12.9.1952 mit Fred Raymonds Operette "Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren" eröffnet wurde, musste aber nach wenigen Monaten aus finanziellen Gründen geschlossen werden (letzte Vorstellung: 11.1.1953). Mitte der fünfziger Jahre fanden im C. noch vereinzelt Theatergastspiele statt (etwa 1954 der Österreichischen Volksbühne oder 1955 →Jakob Bührers "Das Volk der Hirten"). Danach wurde der Saal mehrere Jahrzehnte lang (ausser für gelegentliches Vereinstheater) nicht mehr als Spielstätte verwendet. 2003 wurde das C. ans Behindertentheater →Theater Hora, Zürich ZH vermietet; seither wird es von diesem als fester Spielort genutzt.

Spielstätte

Rotwandstrasse 4, 8004 Zürich. 1890 von J. Wullschlegel erbaut (Bauherr: Johannes Gamper). Mehrzwecksaal mit Bühne. Während der Nutzung in den vierziger und fünfziger Jahren: Platzkapazität: 500–700 Plätze. Bühne: zirka 7,5 m breit, 3 m hoch, 7 m tief. 1948 Einbau einer Estrade (1978 durch ein zusätzliches Stockwerk ersetzt), 1952 Renovation des Saales, 1991/92 Renovation des Gebäudes, 2003 Erneuerung der technischen Anlagen durch das Theater Hora.

Literatur

  • Kolb, Guido: 100 Jahre St. Peter und Paul, 1974. 125 Jahre Kirche St. Peter & Paul Zürich, 1999.


Autorin: Tanja Stenzl



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Stenzl, Tanja: Casino Aussersihl, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 348-349.