Erika Mann
* 9.11.1905 München (D), † 27.8.1969 Zürich. Tochter des Schriftstellers Thomas M., Schwester des Schriftstellers Klaus M. ∞ I. 1926–29 Gustaf Gründgens, Schauspieler und Regisseur, ∞ II. 1935 Wystan Hugh Auden, englischer Dichter; durch diese Heirat wurde M. britische Staatsbürgerin, zuvor Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit.
1924 Schauspielausbildung in Berlin; 1924/25 Engagement an den Max-Reinhardt-Bühnen Berlin (erste Schauspielerin in Pirandellos "Sechs Personen suchen einen Autor"; Prinzessin in Carl Sternheims "Oscar Wilde", Regie: Sternheim), 1925/26 am Schauspielhaus Bremen (Haitang in Klabunds "Kreidekreis") und daneben als Gast, 1926/27 fest verpflichtet an den Hamburger Kammerspielen (Anja in der Uraufführung von Klaus M.s "Anja und Esther", Lavinia in Shaws "Androklus und der Löwe", Polyhymnia in Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt", Regie jeweils: Gründgens). 1926 Titelrolle in Shaws "Die heilige Johanna" am Staatsschauspiel München. 1927 Renate in der Uraufführung von Klaus M.s "Revue zu Vieren" (Leipzig 1927 und Tournee, mit Gründgens, Klaus M. und Pamela Wedekind). 1927–28 Weltreise mit Klaus M., dann Gastverpflichtungen in Frankfurt, bei den Heidelberger Festspielen und in Bielitz (Fiore in Thomas M.s einzigem Theaterstück "Fiorenza"). Ab 1929 erneut am Staatsschauspiel München, grosser Erfolg als Elisabeth in Schillers "Don Carlos" (bis 1932 im Spielplan, mit →Albert Bassermann als Philipp). Gastverpflichtungen an den Kammerspielen Berlin und an den Münchner Kammerspielen (unter anderem 1930 Elisabeth in der Uraufführung von Klaus M.s "Geschwister", der Dramatisierung von Jean Cocteaus "Les Enfants terribles", Regie: →Richard Révy), daneben diverse Filmrollen (1931 "Mädchen in Uniform"). 1932 wurde ein von M. mit dem Bergwaldtheater Weissenburg geschlossener Vertrag mit "Rücksicht auf national gesinnte Kreise" vor Antritt gekündigt. Das von M. verfasste Weihnachtsspiel "Jans Wunderhündchen" wurde am 14.12.1932 am Hessischen Landestheater Darmstadt uraufgeführt. 1933 Gründung des Kabaretts Die →Pfeffermühle in München mit →Therese Giehse. Im März Emigration nach Zürich; 30.9.1933 dort Wiedereröffnung des Cabarets Die Pfeffermühle, anschliessend Tournee durch die Schweiz; am 1.1.1934 bereits Premiere des zweiten Exilprogramms; Tourneen in Holland und der Schweiz; ab 1935 Tourneen durch Holland, Belgien, Luxemburg und die Tschechoslowakei. Januar 1937 Gastspiel der "Peppermill" in New York, danach Auflösung des Cabarets. Anschliessend in den USA und Europa als Journalistin tätig. 1943–44 Kriegsberichterstatterin mit der 9th US-Army in Ägypten, Persien, Palästina, Frankreich, Belgien und Deutschland. 1949 und 1951 Europareise, 1952 Übersiedlung in die Schweiz. Kritisch-essayistische Autorin von politischen Büchern, Jugendbüchern, Erzählungen. Mitarbeiterin von Thomas M. seit 1947 und Beraterin bei Verfilmungen mehrerer seiner Werke. Herausgeberin des Nachlasses von Thomas M. und Klaus M. Eigene Werke: "Zehn Millionen Kinder. Die Erziehung der Jugend im Dritten Reich", 1938 (auch englische Ausgabe in den USA). "Escape to Life. Deutsche Kultur im Exil", herausgegeben mit Klaus M., 1939 (deutsch 1991). "Briefe und Antworten", 1984–85.
Literatur
- Berendsohn, Walter Arthur: Thomas M. und die Seinen, 1973.
- Chrambach, Eva: E. und Klaus M., 1990 [Ausstellungskatalog].
- Lühe, Irmela von der: E. M. 1993.
- Keiser-Hayne, Helga: E. M. und ihr politisches Kabarett "Die Pfeffermühle" 1933–1937, 1995.
Nachlass
- Monacensia Literaturarchiv, Handschriftenabteilung der Stadtbibliothek München.
Autorin/ Autor: Anna Beck/Christian Jauslin
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Beck, Anna/ Jauslin, Christian: Erika Mann, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1169–1170.