Hans Weigel
* 25.9.1908 Wien (A), † 12.8.1991 Wien (A). ∞ I. 1937–47 →Gertrud Ramlo, Schauspielerin, ∞ II. 1951–64 Elvira Hofer, Schauspielerin, Lebensgefährte der Schauspielerin Elfriede Ott.
Nach der Matura studierte W. Rechtswissenschaften in Hamburg und Berlin, ab 1928 arbeitete er als Volontär bei der Zeitschrift "Die literarische Welt" in Berlin. 1933 trat W. als Kabarettist in der Kleinkunstbühne "Literatur am Naschmarkt" auf. Ab Mitte der dreissiger Jahre war W. als Schriftsteller tätig, beispielsweise verfasste er 1936 Liedertexte für →Ralph Benatzkys Operette "Axel an der Himmelstür". Im März 1938 emigrierte er gemeinsam mit seiner ersten Frau Gertrud Ramlo nach Zürich, ab Herbst 1938 bis 1945 in Basel im Exil, dort für kurze Zeit im Arbeitslager (Bürgerspital). In jener Zeit bearbeitete W. unter anderem Stücke von Nestroy und Goldoni für das →Schauspielhaus Zürich und verfasste den utopischen Gegenwartsroman "Der grüne Stern" (erschienen 1946), in dem er die Absurdität jeder Diktatur verdeutlicht. Ab 1943 schrieb W. unter dem Pseudonym Hermann Kind Texte für →Alfred Rassers →Cabaret Kaktus in Basel. 1943/44 zählte W. zu den 21 Delegierten des "Vorbereiteten Künstlerkomitees", das →Karl Paryla als Arbeitsgemeinschaft österreichischer Künstler für den demokratischen Wiederaufbau in Österreich initiierte. Im Juli 1945 remigrierte er nach Österreich, wo er vor allem kulturpublizistisch und schriftstellerisch tätig war und sich für junge österreichische Autoren im Wien der Nachkriegszeit einsetzte, denen die von W. herausgegebene Anthologie "Stimmen der Gegenwart" (1951–54) ein Publikumsforum bot. W. nahm in den Kampagnen gegen die Aufführung von Werken →Bertolt Brechts und gegen kommunistische Mitglieder des PEN-Clubs eine Vorreiterrolle ein. Ebenso machte sich W. als Theaterkritiker und Übersetzer (vor allem der Werke von Molière) einen Namen. Sein Theaterstück "Barabbas oder Der 50. Geburtstag" wurde 1946 an der Studiobühne in Wien aufgeführt, weitere Bühnenwerke sind "Angelica" (1948), "Die Erde" (1948) und "Das wissen die Götter" (1950). Zu →Paul Burkhards Komödie für Sänger "Bunbury" (nach Oscar Wilde) schrieb W. das Libretto (Uraufführung 7.10.1965 am →Stadttheater Basel, Regie: →Friedrich Schramm). Als weitere nennenswerte Veröffentlichungen seien "Masken, Mimen und Mimosen" (1958), "Johann Nestroy" (1967), "Karl Kraus oder Die Macht der Ohnmacht" (1968), "Gerichtstag vor 49 Leuten. Rückblick auf das Wiener Kabarett der dreissiger Jahre" (1981) und "Man kann nicht ruhig darüber reden" (1986) erwähnt. W. verwies in seinen Arbeiten (vor allem mit dem Band "Die Leiden der jungen Wörter. Ein Antiwörterbuch", 1974) immer wieder auf die Eigenständigkeit der österreichischen Literatur.
Auszeichnungen
- 1966 Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse,
- 1968 Ehrenmitglied des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels,
- 1972 Preis der Stadt Wien für Publizistik.
Literatur
- Kleindel, Walter: Das grosse Buch der Österreicher, 1987.
- Kreissler, Felix: Österreichische Nation und Kultur im Theater des Exils. In: Haider-Pregler, Hilde/Roessler, Peter (Hg.): Zeit der Befreiung. Wiener Theater nach 1945, 1998.
Nachlass
- Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek.
Autorin: Julia Danielczyk
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Danielczyk, Julia: Hans Weigel, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2062–2063.