Luzerner Spielleute, Luzern LU

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Amateurtheater, meist in Dialekt

1934 gründete →Oskar Eberle mit 26 Theaterbegeisterten die L. Nach Jahren der Vergessenheit hatte Eberle seit 1929 geistliche Spiele der →Bruderschaft zur Dornenkrone zur Aufführung gebracht. Ziel der L. war es nun einerseits, die Tradition der Bruderschaft weiterzuführen, andererseits, das weltliche Volksspiel zu pflegen. Bis 1947 spielten die L. unter dem Patronat der Bekrönungsbruderschaft rund alle zwei Jahre ein Stück von Eberle, das er jeweils – oft als Freilichtaufführung – in Luzern inszenierte: 1934 "Passionsspiel von O. E. [für die] Christ-Königs-Passion Luzern", 1936 "Der heilige Kanzler", beide im Kunsthaus, 1938 "Das Luzerner Passionsspiel", 1942 "Jedema" nach Hofmannsthals "Jedermann", beide vor der Hofkirche, 1944 "Chlaus vo Flüe" auf dem "Inseli", 1947 "Mirakel" bei der Franziskanerkirche. Daneben zeigten die L. Stücke von anderen Autoren, etwa 1939 Meinrad Lienerts "De Schällechüng" an der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich, 1942 →Werner Johannes Guggenheims "Frymann" im →Stadttheater Luzern, 1943 Goethes "Faust I" auf dem Weinmarkt in Luzern, 1956 →Helmut Schillings "Das kleine Narrenspiel" am Löwengraben in Luzern. Nach Eberles Tod 1956 gerieten die L. in eine Schaffenskrise. 1960–68 trat die Gruppe mit Kabarettprogrammen auf, 1972 schliesslich knüpfte sie unter der Regie von →Kurt Josef Schildknecht mit Günther Weisenborns "Die Ballade vom Eulenspiegel vom Federle und der Pompanne" an die alte Tradition der Freilichtaufführungen an. In den siebziger Jahren führten die L. jährlich eine grössere Produktion auf, oft als Freilicht­inszenierung, ab den achtziger Jahren erfolgten diese in unregelmässigen Abständen. Ziel der L. war es, unter professioneller Regie engagiertes, gesellschaftskritisches Theater zu spielen. Inszeniert wurden oft Stücke von zeitgenössischen Schweizer Schriftstellern, davon einige als Auftragswerke, die teils in Zusammenarbeit mit den Autoren erarbeitet wurden, sowie Dramen der Weltliteratur, etwa 1974 die Uraufführung von Manfred Züfles "Die Mordnacht", 1976 die Uraufführung von →Heinz Stalders "Gschlabber" vor der Villa Tribschen in Luzern (Regie beide: Schildknecht), 1977 Jewgenij Schwarz’ "Der Drache" beim Schloss Meggenhorn in Meggen, 1980 Aristophanes’ "Lysistrate", 1982 Strindbergs "Ein Traumspiel" (Regie beide: →Alfred Pfeifer) im Saal des Restaurants "Kreuz" in Meggen, 1985 Peter Nolls "Jericho" (Regie: →Mark Wetter), 1992 →Paul Steinmanns "Das Weite suchen", 1998 Steinmanns "MattoMatto" nach Glausers "Matto regiert" (Regie beide: →Gian Gianotti) im ehemaligen Zentralgefängnis Luzern, 2001 eine dramatisierte Version von Eveline Haslers "Die Vogelmacherin" im Rollerpalast Luzern. Überdies inszenierten die L. seit Ende der sechziger Jahre kleinere Produktionen. Neben Märchen und Kindertheaterstücken, welche die L. bis 1977 regelmässig inszenierten, zeigten sie unter anderem 1976 Herbert Probsts "De Schatz im Spycher" (Regie: Probst), 1982 Sternheims "Die Hose" (Regie: Pfeifer) in Koproduktion mit dem →Kleintheater Luzern, 1987 Sarah Daniels’ "Masterpeaces" (Regie: Margot Gödrös), 1990 "Wir sind noch einmal davongekommen" nach Thornton Wilder (Regie: →Kamil Krejci), 1994 →Eva Brunners "Alles wird gut", 1996 Albert Wendts "Heduda auf dem Pflaumenbaum" (Regie: Hannes Leo Meier). Zudem verfolgt die L. bis heute Eberles Ziel, die spezifischen Luzerner Spieltraditionen zu pflegen, so aktivierten sie 1938 den alten Brauch des Luzerner Sternsingens, bei dem im Advent auf Strassen und Plätzen der Stadt Szenen der Weihnachtsgeschichte dargestellt werden, führten zahlreiche Weihnachts- und Adventsspiele auf und veranstalteten →Fastnachtspiel in der Tradition der Fastnachtspiel-Gesellschaft "Affenwagen". Schweizweite Anerkennung fanden die L. durch Hörspiele im Radio (unter anderem mit dem Zyklus "Chlys Gschick vo chlyne Lüüte") sowie durch Aufzeichnungen von Stücken im Fernsehen. Am 18.11.1983 eröffneten die L. mit Klára Fehérs "Die Krone der Schöpfung" einen eigenen Theaterraum, den "Pavillon" an der Bürgenstrasse 37 in Luzern. Die Gruppe hat ein festes Ensemble von zirka fünfzig Mitgliedern, welches nach Bedarf ergänzt wird, und finanziert sich unter anderem durch Beiträge von Mitgliedern, Gönnern und Sponsoren sowie teils durch Gelder der Stadt und des Kantons Luzern. Verbandsmitglied: →ZSV.

Literatur

  • 50 Jahre L., 1934–1984, 1984.

Archiv

  • Stadtarchiv Luzern (Verwaltungsakten, Veranstalterpublikationen).


Autorin: Josette Gillmann-Mahler



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Gillmann-Mahler, Josette: Luzerner Spielleute, Luzern LU, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1145–1146, mit Abbildung auf S. 1145.