Marc Doswald
* 1.8.1895 Kriens LU, † 19.1.1971 Locarno TI.
Nach der Handelsmatura Studium der Jurisprudenz an der Universität Zürich (ohne Abschluss). 1915–17 Ausbildung zum Schauspieler bei →Josef Danegger (* 1865) in Zürich. 1917 Debüt als Conférencier beim Cabaret Bonbonnière in Zürich. Zunächst war D. unter dem Pseudonym Alfred Marc bühnentätig. 1918 Mitglied der Truppe von →Alexander Moissi, 1919/20 Engagement am →Stadttheater Biel, 1920–22 an den →Vereinigten Stadttheatern Schaffhausen-Winterthur. Danach Wanderjahre in Deutschland: 1922–25 und 1927/28 jugendlicher Held und Spielleiter am Landestheater für Pfalz und Saargebiet in Kaiserslautern, dazwischen zwei Jahre freischaffend mit Engagements unter anderem am Landestheater Darmstadt, 1928/29 Oberspielleiter am Stadttheater Glogau, 1929–31 am Stadttheater Oppeln und 1931/32 am Stadttheater Greifswald (nun unter dem Namen Alfred Marc-Doswald). 1932 Rückkehr in die Schweiz. 1933–35 Oberspielleiter und Schauspieler am →Stadttheater Bern, Bern BE, 1935/36 Direktor des →Stadttheaters Schaffhausen, wo D. häufig selbst inszenierte (unter anderem Ibsens "Peer Gynt" mit →Leopold Biberti). Danach war D. tätig als freier Schauspieler und vor allem als Schauspiel-, aber auch Opernregisseur am →Stadttheater Basel (1937 an einem Abend Kleists "Der zerbrochene Krug" mit →Heinrich Gretler und Molières "Der eingebildete Kranke" mit →Max Knapp), am →Städtebundtheater Biel-Solothurn und insbesondere am Stadttheater Bern (1942 Schillers "Die Räuber", Molières "Der Geizige", 1945 →Werner Johannes Guggenheims "Erziehung zum Menschen", 1952 →Carl Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick", Cocteaus "Der Doppeladler", Schillers "Wilhelm Tell", 1956 Wilders "Die Heiratsvermittlerin"). 1936–39 Mitarbeiter des Kabaretts →Resslirytti Basel. D. machte sich einen Namen mit Uraufführungen von Schweizer Autoren, darunter Guggenheims "Frymann" (auch Bühnenbild, Städtebundtheater Biel-Solothurn 1939), →Arnold H. Schwengelers "Kleider machen Leute" und "Niklaus Manuel" (Stadttheater Bern 1940 und 1941) und →Werner Rudolf Beers "Ein Schiff fährt westwärts" und "Bürger Guillotin" (Stadttheater Bern 1933 und 1942). Ausserdem spezialisierte sich D. auf Festspiele und Freilichtaufführungen, bei denen er nicht nur die organisatorischen Belange bestens meisterte, sondern auch die Laienspieler zu überdurchschnittlichen Leistungen motivierte: "Eidgenossenschaft", Bern 1941; Tellspiele Altdorf (→Tellspiel- und Theatergesellschaft Altdorf) 1952; Schwengelers "Hie Bern! Hie Eidgenossenschaft" 1953; →Arnold Küblers "Schuster Aiolos" im →römischen Theater Augst 1957. 1939 gründete D. in Bern ein Bühnenstudio, in dem er als Leiter, Schauspiellehrer und Sprecherzieher wirkte. Wiederholt führte er mit seinen Schülerinnen und Schülern öffentlich Stücke auf, die er selbst inszenierte. D. war seit 1933 auch Mitarbeiter am Radiostudio Bern (als Sprecher, Regisseur und Lektor) und seit 1954 im Fernsehstudio Zürich-Bellerive.
Nachlass
- Teilnachlass in der Schweizerischen Theatersammlung, Bern.
Autor: Tobias Hoffmann-Allenspach
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Hoffmann-Allenspach, Tobias: Marc Doswald, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 481.