Roman Clemens

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* 11.2.1910 Dessau (D), † 3.2.1992 Zürich. ∞ 1943 Elisabeth C., verwitwete Heilmann-Hürlimann, Pianistin und Korrepetitorin am →Stadttheater Zürich.

Lehre als Elektriker (abgebrochen). 1927–30 Hochschule für Gestaltung am Bauhaus in Dessau, Bühnenklasse Oskar Schlemmer, 1931 Diplom. 1929–31 vom Studium beurlaubt und Bühnenbild­assistent am Friedrich-Theater in Dessau. Dort rund zehn Ausstattungen, unter anderem für Eberhard Wolfgang Möllers "Douaumont" (Regie: →Max Werner Lenz) und →Paul Hindemiths "Neues vom Tage", Letztere mit Montagen aktueller Photos, die in schneller Folge über einen als Projektionsfläche dienenden Rundhorizont liefen. 1932–43 Ausstattungsleiter am Stadttheater Zürich (Direktion →Karl Schmid-Bloß). Dort schuf er über 200 Ausstattungen für Oper, Operette und Ballett, darunter für zahlreiche Ur- und Schweizer Erstaufführungen: 1933 die Uraufführungen von Zemlinskys "Der Kreidekreis" (Regie: Schmid-Bloß) und 1935 von →Paul Burkhards "Hopsa" (Regie: Carl Goldener), 1933 die deutschsprachige Erstaufführung von →Arthur Honeggers "Amphion" und 1942 die szenische Erstaufführung in deutscher Sprache von dessen «Jeanne d’Arc au bûcher» (Regie beide: →Hans Zimmermann). In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Schmid-Bloß und dem Dirigenten →Robert F. Denzler: 1936 die Schweizer Erstaufführungen von Schostakowitschs "Katerina Ismailowa (Lady Macbeth von Mzensk)" und Richard Strauss’ "Die schweigsame Frau", 1937 die Uraufführungen von Bergs "Lulu" und 1938 von Hindemiths "Mathis der Maler". 1938–40 Mitarbeit bei allen zwölf Inszenierungen von →Walter Felsenstein, unter anderem Offenbachs "Pariser Leben", Bizets "Carmen", Tschaikowskys "Pique Dame". Ende 1942 Einberufung zum Wehrdienst in Deutschland. Mai bis August 1945 Internierung im bernischen Lyss. Ab 1945 freischaffender Maler und Architekt in Zürich. Ab 1951 überarbeitete er zahlreiche frühere Entwürfe und entwickelte sie zu abstrakten Raumlösungen in der Formensprache des Bauhauses, die jedoch nicht realisiert wurden. Bis in die fünfziger Jahre wurde "Parsifal" in den Inszenierungen von Zimmermann (1943) und Schmid-Bloß (1948) mit C.s Bühnenbildern aufgeführt, und 1987 griff →Uwe Scholz für seine Choreografie "Suite" (Musik: Rachmaninow) auf C.s Projekt "Spiel aus Form, Farbe, Licht und Ton" (Bauhaus Dessau) zurück. Verschiedene Raumtheaterprojekte: 1952/53 das Projekt Theater "B", das – Bezug nehmend auf Gottfried Sempers Projekt A (Festspielhaus für →Richard Wagner in München) – Raum- und Guckkastentheater in einem Bau zu vereinigen versuchte. 1957 Raum, Bühne und Kostüme für die Festspiele anlässlich der Rotary Convention International mit Inszenierungen von →Oskar Eberle und →Josef Elias (Festhalle Allmend Luzern). 1948/49 Ausgestaltung des Kinos Studio 4 in Zürich gemeinsam mit dem Architekten Werner Frey. 1957 zweiter Preis beim Wettbewerb für einen Neubau des →Stadttheaters in Basel gemeinsam mit dem Basler Architekten Lodewig. 1955 auf Vorschlag des Darmstädter Intendanten Gustav Rudolf Sellner Ausstellung "Theaterbau" anlässlich des fünften Darmstädter Gesprächs über das Thema Theater (anschliessend auch in Basel und Zürich). Es folgten weitere Ausstellungen zu Theater, Bühnenbild und Literatur, die alle zuerst in Darmstadt und dann teilweise an anderen Orten gezeigt wurden, sowie 1970 eine eigene Werkschau. 1992 Gründung der Lis-und-Roman-Clemens-Stiftung zur Förderung, Auszeichnung und Unterstützung junger Bühnenbildner.

Auszeichnungen

  • 1962 Johann-Heinrich-Merck-Ehrung, Darmstadt und Mitglied der Deutschen Akademie der darstellenden Künste,
  • 1989 Goldene Ehrenmedaille des Kantons Zürich für kulturelle Verdienste.

Literatur

  • Diebold, Bernhard: Der Bühnenbildner R. C. In: Jahrbuch des Stadttheaters Zürich 1943/44.
  • Herold, Marianne: R. C., 1991 [mit Bibliografie].

Nachlass

  • Teilnachlass in der Schweizerischen Theatersammlung, Bern.


Autor: Christian Jauslin



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Jauslin, Christian: Roman Clemens, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 390–391.

Normdaten

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