SBV – Schweizerischer Bühnenverband
Der S. wurde am 7.10.1920 als Verband Schweizerischer Bühnen in Zürich gegründet. Vorausgegangen war am 20.5.1920 die Konferenz der Delegierten deutschschweizerischer Theater in Zürich. Dort wurde über die Stellung der Schweizer Theater zum Deutschen Bühnenverein und über die von diesem mit der Genossenschaft deutscher Bühnen-Angehöriger geschaffenen neuen Tarif- und Normalverträge diskutiert. Zur "Verbesserung der Verhältnisse in der Schweiz" beschlossen die Vertreter der Stadttheater von Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und Zürich sowie des →Corso-Theaters Zürich, einen eigenen Verband zu gründen; Ende 1920 stiess das →Grand Théâtre in Genf dazu. Heute ist der S. die Dachorganisation der wichtigsten subventionierten Berufstheater der Schweiz und hat 28 Mitgliederbühnen, davon zehn in der französischsprachigen Schweiz, die seit 1986 mit der Union des théâtres romands (UTR) eine eigenständige Sektion bilden. 22 der Mitgliederbühnen sind eigenproduzierend, bei sechs Häusern handelt es sich um Gastspieltheater. Der S. bezweckt laut Statuten, das "künstlerische Ansehen und die Existenzbedingungen seiner Mitgliederbühnen zu fördern" und deren "Interessen zu wahren". Dazu gehört die Auseinandersetzung mit kultur- und finanzpolitischen Fragen, mit rechtlichen Belangen (Arbeits-, Urheber- und →Theaterrecht) und organisatorischen und technischen Problemen der Theater. Als Arbeitgeberorganisation handelt er mit dem Sozialpartner →SBKV die Gesamtarbeitsverträge aus. Der S. arbeitet im In- und Ausland mit weiteren Institutionen zusammen, unter anderen mit dem →Centre Suisse ITI und der Internationalen Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Theater. Gegen aussen tritt er mit seinem Preis für Theaterfotografie in Erscheinung, den er seit 1995 jedes zweite Jahr vergibt, sowie mit den Verbandspublikationen: Bereits 1927 wurde die Zeitschrift "Schweizer Theater" veröffentlicht, die sich seit 1933 "Theater-Illustrierte" nannte und letztmals 1938/39 erschien. 1944–46 wurde "Die Kulisse" publiziert, 1961 ein "Mitteilungsblatt", später das "Bulletin" (1983–93, erst dreimal, dann viermal im Jahr) und die "Première" (1994–2001 vierteljährlich, seither nur noch auf dem Internet). Ausserdem organisiert der S. Fortbildungsseminare für das Theaterpersonal.
Den Vorstand bilden alle künstlerischen und kaufmännischen Direktoren der Mitgliederbühnen. Leitendes Organ ist der Ausschuss des Vorstands, der aus dem Präsidenten, je einem Vizepräsidenten aus den beiden vertretenen Landesteilen sowie dem Syndicus (Rechtsberater) und dem Geschäftsführer besteht. Die operativen Geschäfte obliegen der Geschäftsstelle. 1921–50 war Ernst Zahn, Autor und Verwaltungsrat der Theater AG Zürich (→Opernhaus Zürich), Präsident des S., ihm folgten 1950–52 →Emil Oprecht, 1952–61 Fritz Minnig, Verwaltungsdirektor des →Stadttheaters Bern, 1961–75 Paul Kopp, Luzerner Stadtpräsident, ab 1975 Hannes Strasser, Verwaltungsdirektor des Opernhauses Zürich, und 1993–2001 Ivo Reichlin, Verwaltungsdirektor des →Theaters Basel. Seither führt Adrian Balmer, Verwaltungsdirektor des →Luzerner Theaters, die Organisation. 1994 übernahm Marco Badilatti die Geschäftsführung. 1962–81 amtete Jules Goetschel (Basel) als Syndicus, seit 1981 ist es der Basler Anwalt Peter Mosimann. Der S. finanziert sich über Beiträge der Mitgliederbühnen und erhält vom Bundesamt für Kultur eine jährliche Subvention.
Zum Jubiläum 1980 gab der Verband das Buch "Das Theater – unsere Welt. Das Schweizer Theater 1970–1980" heraus.
Literatur
- 50 Jahre Schweizerischer Bühnenverband 1920–1970, 1970.
- 60 Jahre Schweizerischer Bühnenverband, 1980.
Autor: Dominique Spirgi
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Sprigi, Dominique: SBV – Schweizerischer Bühnenverband, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1574–1575.