Steps

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Internationales Tanzfestival

S. wurde 1988 vom Migros Genossenschafts-Bund in Zürich gegründet und hat seither biennal meist während rund dreissig Tagen in den Monaten April und Mai stattgefunden. Bis 1998 wurde S. vom damaligen Leiter des Ressorts Kulturelle Aktionen des Migros Genossenschafts-Bunds, →Walter Boris Fischer, geleitet. 2000 und 2002 bildeten Isabella Spirig, →Beat Schläpfer und →Samuel Wuersten die künstlerische Leitung, 2004 Spirig und Wuersten. Nachdem die einzelnen Ausgaben des Festivals unter Fischer durch die Jahreszahlen bezeichnet worden waren (S. ’88 bis S. ’98), wurde ab 2000 die jeweilige Nummer des Festivals (S. #7, S. #8) Namensbestandteil. Mit nationalen Tourneen von Tanzkompanien wird S. als "Intercity-Festival" koordiniert und ist mit der daraus resultierenden hohen Zahl an Vorstellungen das grösste Tanzfestival der Schweiz. So präsentierte S. in jeweils zirka siebzig Vorstellungen rund ein Dutzend Kompanien in oft über zwanzig verschiedenen Ortschaften der deutschen und der französischen Schweiz, des Fürstentums Lichtenstein und seit 1998 regelmässig auch in der italienischen Schweiz. Anliegen von S. ist es, die Vielfalt des zeitgenössischen Tanzes und dessen Stilrichtungen bis hin zum Tanztheater sowie Truppen unterschiedlicher geografischer Herkunft einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Deshalb findet S. nicht nur in den grossen, sondern auch in kleineren Städten statt. Die Tourneen entstehen in Zusammenarbeit mit den lokalen Veranstaltern, die aus den eingeladenen Truppen in Absprache mit der Festivalleitung ihre Auswahl treffen. Neben international bekannten europäischen Gruppen wie den Kompanien des Nederlands Dans Theaters, die sehr oft eingeladen wurden, setzte S. bei den ausländischen Gruppen kontinuierlich einen Schwerpunkt mit populären amerikanischen Kompanien. 1988 und 1998 gastierte beispielsweise Elisa Monte Dance, 1992 Nikolais und Murray Louis Dance, 1996 The Parsons Dance Company, 2000 Lucinda Childs Dance Company und Bill T. Jones/Arnie Zane Dance Company bei S. Neben diesen etablierten modernen Kompanien werden Jazz-, Hip Hop- sowie Flamencoformationen programmiert. Es werden Gruppen aus allen Teilen der Welt eingeladen, so 1988 und 1994 Germaine Acogny aus Senegal, 1996 Maurice Béjart Tokyo Ballet aus Japan, 1998 Balé de Cidade aus São Paulo, 2000 Mayumana aus Israel. Ab 1996 wurden zunehmend Stücke gezeigt, die von S. koproduziert wurden, unter anderem 1996 Philip Glass/Susan Marshalls "Les Enfants terribles" und Ismael Ivo/Johann Kresniks "Othello" nach Shakespeare, 2002 Jean Nouvel/Frédéric Flamands "Body/Work/Leisure" (mit der belgischen Compagnie Charleroi Danses – Plan K). 1988 und 1990 beteiligten sich frei schaffende Gruppen aus der Schweiz wie die Compagnie →Philippe Saire aus Lausanne, das →Schweizer Kammerballett und →CH-Tanztheater, beide aus Zürich. 1992–96 nahmen Schweizer Truppen im Programm von S. einen marginalen Platz ein, seit 1998 bildet das Schweizer Tanzschaffen erneut einen wichtigen Schwerpunkt. So trat beispielsweise 1998 mit dem Tanztheater des →Theaters Basel unter →Joachim Schlömer erstmals eine Schweizer Kompanie eines fest subventionierten Hauses bei S. auf. 2000 war sowohl das Ballett des →Stadttheaters Bern mit fünf Werken von Schweizer Choreografinnen und Choreografen (Antonio Gomes, →Oliver Dähler, Denise Lampart, Gisela Rocha und →Pierre Wyss) als auch das Ballett des Genfer →Grand Théâtre zu sehen, 2002 wiederum das Ballett des Stadttheaters Bern unter →Felix Duméril, mit Auftragswerken von Duméril, Philippe Saire und →Foofwa d’Imobilité. Ausserdem gastierte 2002 das Ballett des Staatstheaters Mainz unter →Martin Schläpfer, das ähnlich wie das Ballett des Stadttheaters Bern Choreografien von Schweizer Tanzschaffenden (Schläpfer, Evelyne Castellino und Rocha) speziell für S. erarbeiten liess. Zudem wurden seit 1998 wiederum freie Gruppen aus der Schweiz eingeladen. 2004 waren dies die Compagnie Alias aus Genf und die →Compagnie Drift aus Küsnacht mit Koproduktionen. Erstmalig choreografierten in diesem Jahr mit →Gilles Jobin und Foofwa d’Imobilité Schweizer Choreografen im Auftrag von S. für internationale Kompanien (Gulbenkian und Nederlands Dans Theater II). Des Weitern fanden Rahmenveranstaltungen statt, beispielsweise 1992 eine Wanderausstellung zum Thema Tanz in der Fotografie und 2000 ein internationales Symposium zur Dramaturgie im Tanz im Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon. Finanziert wird S. vom Kulturprozent des Migros Genossenschafts-Bunds.



Autorin: Claudia Rosiny



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Rosiny, Claudia: Steps, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1753–1754, mit Abbildung auf S. 1754.