Theater Heddy Maria Wettstein, Zürich ZH

Aus Theaterlexikon - CH
Version vom 26. August 2022, 17:12 Uhr von Theater4 (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Kleintheater, Eigenproduktionen ohne festes Ensemble, Sprechtheater

Am 1.2.1964 eröffnete die Schauspielerin →Heddy Maria Wettstein in einem ursprünglich für Gymnastikstunden und Proben gemieteten Raum im dritten Stock der Villa Tobler das nach ihr benannte, rund vierzigplätzige Zimmertheater, um dort einen festen Aufführungsort für die von ihr seit den fünfziger Jahren gepflegte Gattung des Monodramas zu haben. Unter Zumietung wei­terer Räume wurde das Zimmertheater 1967 zum eigentlichen Kleintheater ausgebaut; 1972 erhielt es den heutigen Namen T. In künstlerischer wie auch finanzieller Hinsicht war das T. gänzlich durch die Person seiner Gründerin und Leiterin geprägt: Der Spielplan bestand hauptsächlich aus den von ihr gespielten Monodramen. In den sechziger und siebziger Jahren leistete sie damit auch einen Beitrag zur Förderung der Schweizer Dramatik, indem sie Autoren (unter anderem →Walter M. Diggelmann, →Walter Vogt, →Adolf Muschg, →Jürg Amann, →Herbert Meier) anregte, für sie Stücke zu schreiben, und diese zur Uraufführung brachte. Ab 1972 spielte das T. – teilweise als Schweizer Erstaufführungen – auch Mehrpersonenstücke (beispielsweise von Marguerite Duras, Jean-Paul Sartre, Sean O’Casey, Joyce Carol Oates, William Mastrosimone, Colin Higgins, James Saunders), wobei der Schwerpunkt auf dem Genre des literarischen Kammerspiels lag, das – wie die Monodramen – zumeist in eher traditionellen Inszenierungen gezeigt wurde. Die Beteiligten wurden jeweils im Stückvertrag engagiert. Mehrfach am T. wirkten unter anderen Kaspar Wolfensberger als Bühnenbildner, →Peter Oehme, →Reinhart Spörri und →Frederik Ribell als Regisseure, →Oscar Bingisser und →Arnim Halter als Regisseure und Schauspieler sowie Otto H. Meinecke und Ulrike Ullrich als Schauspieler beziehungsweise Schauspielerin. Überdies ermöglichte es Wettstein immer wieder Theaterschaffenden, an ihrer Bühne erste Erfahrungen im Schauspiel- oder Regiefach zu sammeln. Pro Spielzeit gelangten im T. durchschnittlich drei bis vier Eigenproduktionen zur Aufführung. Ergänzt wurde der Spielplan durch Rahmenveranstaltungen (Lesungen, Diskussionsabende und Vorträge) sowie Gastspiele. Das T. erhielt ab 1970 eine städtische Subvention, zusätzlich wurde es vom 1970/71 gegründeten Gönnerverein unterstützt. Wettstein übernahm jedoch regelmässig einen grossen Teil der Kosten. Nach der Streichung der Subvention auf Ende der Spielzeit 1992/93 führte sie das T. als Privatbetrieb weiter. 1998 wurde es geschlossen, weil die Zürcher Kunstgesellschaft, die Trägerin des Kunsthauses, an welche die Stadt als Eigentümerin 1996 die Liegenschaft im Baurecht abgegeben hatte, die Räumlichkeiten für sich beanspruchte. Unter der Mitwirkung von Wettstein gastierte das T. danach bis 2002 mit jährlich ein bis zwei Produktionen an verschiedenen Spielorten in Zürich, etwa im →Theater am Hechtplatz und Miller’s Studio.

Spielstätte

Winkelwiese 4, 8001 Zürich. 1852–55 von Gustav Albert Wegmann erbaut, 1898–1901 Umbau durch Conrad von Muralt. Seit 1981 unter Denkmalschutz. 1967 Umbau und Vergrösserung des ursprünglichen Zimmertheaters durch Robert Frick (Einbau eines festen Theaterraums mit Foyer, Cafeteria und Garderobe). Guckkastenbühne mit ansteigendem Zuschauerraum. Platzkapazität: 95 Plätze. Bühne: zirka 6 m breit, 2,25 m hoch, 6 m tief. Letzte Vorstellung: 30.5.1998.

Literatur

  • T. (Hg.): Jubiläumsschrift 40 Jahre T., 2002 [Broschüre].


Autorin: Tanja Stenzl



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Stenzl, Tanja: Theater Heddy Maria Wettstein, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1870–1871.