Theaterverein Domat-Ems, Domat-Ems GR
Amateurtheater, Sprech- und Musiktheater in deutscher Schriftsprache, gelegentlich in lokalem Dialekt oder in rätoromanischer Sprache Der Vereinsgründung 1971 geht eine lange Theatergeschichte und -tradition voraus. Bereits am 9.2.1843 wurde in Ems ein deutschsprachiges Liebhabertheater eröffnet. Verschiedene örtliche Vereine und Gruppen führten in der Remise beim "Weissen Kreuz" geschichtliche und vaterländische Stücke auf. Ab 1895 diente als Aufführungsort für Jahrzehnte der heute nicht mehr existierende "Glashüttensaal". Dort traten örtliche und regionale Vereine, Chöre und Gesellschaften hauptsächlich mit historischen Stücken auf (zum Beispiel 1898 →Philipp Walburg Kramers "Die Hexe von Gäbistorf"). 1897 wurde erstmals ein Stück in romanischer Sprache (→Alfons Tuors "Ils Franzos a Sumvitg") aufgeführt. Zeitweise konkurrenzierten sich die einzelnen Vereine, bei anderen Gelegenheiten kooperierten sie auch. Einen Höhepunkt erlebte die Zusammenarbeit 1933 mit der Uraufführung von →Maurus Carnots Passionsspiel "Spiel von Jesu Leid und Herrlichkeit" (Regie: Othmar Marte von Götzis, Musik: Pater Leo Kunz von Einsiedeln). Zirka 160 Personen waren am Spiel beteiligt, welches Tausende von Zuschauern auch aus der weiteren Region anzog. Der T., dessen Vereinsgründung auf die Initiative von Marco Gieriet zurückgeht, führte es 1979 unter der Regie Gieriets (Musik: Gion Giusep Derungs) als Freilichtspiel im Steinbruch Tuma Padrusa und nochmals 1989 auf. 1943 wurde beispielsweise Theobald Masareys "Das Zauberschloss" einstudiert, 1952 die Freilichtaufführung von Hofmannsthals "Jedermann" gegeben und 1962 →Friedrich Dürrenmatts "Romulus der Grosse". Seit den siebziger Jahren ist der Spielplan durch thematische wie sprachliche Vielfalt gekennzeichnet: 1972 Raimunds "Der Bauer als Millionär" (in der Glashütte), 1974 Hofmannsthals "Das Salzburger grosse Welttheater" (aufgeführt in der Kirche Sogn Gion), 1975 →Cäsar von Arx’ "Il tradiment da Novara" (übersetzt von →Hendri Spescha, aufgeführt im →Stadttheater Chur), die rätoromanische Erstaufführung von →Max Frischs "Andorra" (1981 im Stadttheater Chur, Regie: Gieriet, Übersetzung: →Ursicin Gion Geli Derungs), 1984 Pagnols "Marius", 1987 Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame", 1990 →Fritz Hochwälders "Die Herberge" (Mehrzweckhalle Domat/Ems), 1992 Goldonis "Viel Lärm in Chiozza" (Freilichtspiel), 1996 →Paul Burkhards "Die kleine Niederdorfoper" zum 25-jährigen Jubiläum des T., 1999 →Markus Kellers "Der Tanz der Vampire" (nach Roman Polanski) und 2000 Hofmannsthals "Jedermann". Regie führt in der Regel ein Mitglied des T. Seit 1999 probt und spielt der T. im "Clavau di Schloss" in einer zum Theater umgebauten Scheune mit rund 150 Sitzplätzen. Unterstützt wird der T. durch die Gemeinde Domat/Ems und zahlreiche Sponsoren. Verbandsmitglied: →ZSV.
Autor: Sigi Blarer
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Blarer, Sigi: Theaterverein Domat-Ems, Domat-Ems GR, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1890–1891.