Therese Giehse

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* 6.3.1898 München (D), † 3.3.1975 München (D), eigentlich Therese Gift. ∞ 1936 John Frederick Norman Hampson-Simpson, Schriftsteller.

Privater Schauspielunterricht in München. Ab 1920 jeweils eine Saison in Landshut, Siegen, Gleiwitz, an der Bayerischen Landesbühne München, unter Paul Barnay in Breslau und an den Vereinigten Münchener Bühnen. 1926–33 an den Münchener Kammerspielen unter Otto Falckenberg (schon früh Mutterrollen, unter anderem Aase in Ibsens "Peer Gynt" und Frau Alving in "Gespenster", Frau Peachum in →Bertolt Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper"). 1933 Gründung des Kabaretts Die →Pfeffermühle zusammen mit →Erika Mann, am 13.3.1933 Flucht nach Zürich und Neueröffnung des Kabaretts, anschliessend Tournee durch die Schweiz, ab 1934 auch in Holland, dann zudem in Belgien, Luxemburg und der Tschechoslowakei. Januar 1937 Auftritt in New York, Auflösung des Cabarets. September bis Dezember 1933 und ab Februar 1937 am →Schauspielhaus Zürich, wo sie bis zu zwölf Rollen pro Saison spielte, unter anderem Marthe in Goethes "Urfaust", Mutter Wolffen in Hauptmanns "Der Biberpelz", Titelrolle in Shaws "Frau Warrens Gewerbe", Jokaste in Sophokles’ "König Ödipus", Mutter in der Uraufführung von →Walter Leschs "Jedermann 1938", Mrs. Gibbs in Wilders "Eine kleine Stadt", Frau John in Hauptmanns "Die Ratten", das hohe Alter in Raimunds "Der Bauer als Millionär", Lina Eberle in der Uraufführung von Jürg Amstein/→Paul Burkhards "Der schwarze Hecht", Amme in Shakespeares "Romeo und Julia", Titelrolle in Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" (Uraufführung 1941, Regie: →Leopold Lindtberg), Käthchen in Shakespeares "Wie es euch gefällt", Mrs. Antrobus in Wilders "Wir sind noch einmal davon gekommen", Mutter in García Lorcas "Bluthochzeit", Amy in Eliots "Die Familienfeier". Gastverpflichtungen am →Stadttheater Basel (1943–48, unter anderem 1946 Amanda Wingfield in der deutschsprachigen Erstaufführung von Williams’ "Die Glasmenagerie", 1947 La Poncia in der deutschsprachigen Erstaufführung von García Lorcas "Bernarda Albas Haus"), am →Stadttheater Bern und am →Stadttheater Luzern. Nach dem Kriegsende unter anderem 1948/49 Gastauftritte am Neuen Theater in der Scala in Wien, 1949–52 am Berliner Ensemble unter Brecht (unter anderem Titelrolle in Gorkis "Wassa Schelesnowa", Mutter Wolffen in Hauptmanns "Der Biberpelz" und Frau Fielitz in "Der rote Hahn", Marthe Rull in Kleists "Der zerbrochne Krug", in eigener Regie) und 1952–74 an den Münchner Kammerspielen, daneben bis 1966 weiterhin am Zürcher Schauspielhaus (unter anderem 1950 Frau Loman in Millers "Der Tod des Handlungsreisenden", 1953 Celestina in der Uraufführung von →Max Frischs "Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie", 1956 Claire Zachanassian in der Uraufführung von →Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame". Dürrenmatt änderte für G. die Rolle des Irrenarztes in "Die Physiker" in die Frauenrolle der Ärztin Mathilde von Zahnd, Uraufführung 1962, Regie: →Kurt Horwitz, 1962 ebenfalls an den Münchner Kammerspielen, Regie: Hans Schweikart). 1970 verhalf G. durch ihre Mitwirkung an der (neuen) Schaubühne am Halleschen Ufer Berlin in der Titelrolle von Brecht/Gorkis "Die Mutter" dem Ensemble um →Peter Stein zu Anerkennnung. 1971–74 Tournee mit einem Brecht-Abend. Umfangreiche Film- ("Die letzte Chance" 1945, "Kinder, Mütter und ein General" 1955) und Fernsehtätigkeit (zuletzt in "Münchner Geschichten" 1974). G. gilt neben Helene Weigel als die bedeutendste Brecht-Interpretin.

Auszeichnungen

  • 1955 Bundesfilmpreis (Filmband in Silber),
  • 1964 Preis der Internationalen Fernsehspiele von Monte Carlo,
  • ab 1968 im Ehrenpräsidium der Verfolgten des Naziregimes.

Literatur

  • Drews, Wolfgang: Die Schauspielerin T. G., 1965.
  • G., T.: Ich hab nichts zum Sagen. Gespräche mit Monika Sperr, 1973.
  • Verhoeven, Paul/Wery, Carl (Hg.): Zur Erinnerung. T. G., 1975.
  • Bertolt Brecht im Plakat / T. G. in Zürich. Katalog zur Doppelausstellung im Stadthaus Zürich, 1998.

Nachlass

  • Monacensia Literaturarchiv, München, und im Privatbesitz der Schauspielerin Renate Schmidt, München.


Autorin: Anna Beck



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Beck, Anna: Therese Giehse, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 706–707.

Normdaten

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