Vasa Hochmann: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 26. August 2022, 17:14 Uhr

* 29.3.1904 Wischau (Vyškov, heute: CZ), †  2.10.1963 Bad Homburg (D), eigentlich Wenzel Kraml, ab 1915 durch Adoption Vaclav Hajek. ∞ I. 1931 Josefine (Pepa) Hausjell, Tänzerin und Schauspielerin, ∞ II. 1934–54 Marianne Dorothea (Dédé) Walz, Schauspielerin, ∞ III. 1954–56 Greta Holm, Opernsängerin.

Aufgewachsen in Wien, dort zunächst Besuch der Handelsakademie, dann der Akademie für Musik und darstellende Kunst. Erstes Engagement als Schauspieler unter dem Namen Walter Hajek 1922/23 am Stadttheater Steyr. 1923/24 unter dem Namen Walter H. Engagement (jugendlicher Held/jugendlicher Liebhaber) am Stadttheater St. Pölten, 1924/25 in Gablonz und 1925–27 in Mährisch-Ostrau. 1928–34 Engagement als jugendlicher Charakterdarsteller am →Stadttheater St. Gallen, ab 1930 unter dem Namen Vasa H. Dort spielte er unter anderem die Titelrollen in Schillers "Don Carlos" und Jan Bor/Dostojewskis "Raskolnikow", Edmund in Shakespeares "König Lear", Horatio in dessen "Hamlet", Alwa in →Frank Wedekinds "Lulu" und Moritz Stiefel in dessen "Frühlings Erwachen", Marius in Pagnols "Zum goldenen Anker", Fritz Lobheimer in Schnitzlers "Liebelei", Franz Moor in Schillers "Die Räuber", Max Piccolomini in dessen "Wallenstein", Dr. Jura in Bahrs "Das Konzert" und Prinz Orlowsky in Johann Strauß’ Operette "Die Fledermaus" sowie Ludwig Escher in der Uraufführung von →Jakob Bührers "Der Kaufmann von Zürich" und Jean-François Ravaillac in der Uraufführung von Gottlieb Heinrich Heers "Ein König – ein Mensch". Daneben engagierte sich H. in der Arbeiterbewegung und gründete 1933 ein proletarisches Kabarett, für das er grösstenteils auch die Texte verfasste. Die Nichtverlängerung des Vertrags des Sozialisten H. durch den als nationalsozialistisch geltenden Direktor →Theo Modes führte zu heftigen Diskussionen in der Presse. Nach erfolgreicher Tournee des Kabaretts durch den Kanton Aargau verliess H. Ende 1934 die Schweiz. 1934/35 war er Schauspieler in Aussig, 1935–38 Schauspieler und ab 1937 auch Regisseur an den Vereinigten Deutschen Theatern in Brünn. 1938 leitete H. die Sommerfestspiele von Brünn, wo er →Bertolt Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper", Goethes "Faust I" und Hofmannsthals "Jedermann" inszenierte und jeweils die Hauptrolle übernahm. Nach dem so genannten Münchner Abkommen übernahm 1938 Modes die Leitung des Deutschen Theaters Brünn, H.s Vertrag wurde nicht verlängert und er emigrierte im September 1938 in die Schweiz. Nach zwei Jahren ohne Arbeitserlaubnis wurde er 1940–43 Oberspielleiter des Schauspiels und darstellendes Mitglied am →Städtebundtheater Biel-Solothurn. In seinen Inszenierungen übernahm H. oft eine Hauptrolle, so unter anderem die Titelrollen in Goethes "Faust I", Szenen aus "Faust II" und "Egmont", Sophokles’ "König Oedipus", Shakespeares "Hamlet" und "Otello" sowie Petruchio in "Der Widerspenstigen Zähmung" und Leontes in "Das Wintermärchen". Zudem inszenierte er die Schweizer Erstaufführung von →Hermann Ferdinand Schells "Der Bürgermeister von Zürich" sowie die Uraufführungen von →Walter Richard Ammanns "Das alte Lied" und →Werner Johannes Guggenheims "Die Liebe der Angela Borgia" (zugleich Rolle des Giulio) und spielte in der Uraufführung von →Fritz Hochwälders "Das heilige Experiment" den Pater Provinzial (Regie: →Peter Lotar). 1942 führte er am →Stadttheater Basel als Gast erneut Regie bei Schells "Der Bürgermeister von Zürich". 1943–46 war H. künstlerischer Leiter des Schweizer Nachwuchsensembles →Tribüne, mit dem er zunächst an verschiedenen Orten in Bern, Anfang 1945 am →Theater am Neumarkt in Zürich und auf Tournee zeitgenössische Stücke in eigener Regie zeigte, unter anderem Kjeld Abells "Die verlorene Melodie", František Langners "Die Gefangene Nr. 72", John Steinbecks "Der Mond ging unter" sowie die Uraufführungen von Peter Suravas "Juli 40", Fernand Gigons "Der schwarze Engel" und →Kurt Frühs "Die drei Musikanten". Nach dem Zweiten Weltkrieg war H. Schauspieler und Regisseur am →Stadttheater Chur (unter anderem inszenierte er dort Wildes "Salome", Shakespeares "Was ihr wollt" und "Das Wintermärchen", Shaws "Die heilige Johanna" sowie Kingsleys "Menschen in Weiss"). 1947 verliess H. die Schweiz und wurde Schauspieler und Regisseur am Theater der Stadt Göttingen (Thomas Becket in der deutschen Erstaufführung von Eliots "Mord im Dom"), 1948 Gastregisseur am Nationaltheater Mannheim, 1948–50 Schauspieler und Regisseur in Hamburg am Deutschen Schauspielhaus und als Gast am Theater im Zimmer sowie in Berlin an der Freien Volksbühne im Theater am Kurfürstendamm (1949 Titelrolle in Shakespeares "Hamlet"). 1950/51 leitete H. die Tribüne Hamburg. Ab den fünfziger Jahren gastierte er an grösseren Theatern in Deutschland und bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen (1961/62), wobei H. seine grössten Erfolge über mehrere Jahre hinweg insbesondere als Titeldarsteller Michael Pogorzelski in Paul Fechters "Der Zauberer Gottes" (zum Teil in eigener Regie) und in der Titelrolle von Rostands "Cyrano von Bergerac" errang. Zuletzt war H. ab dem Sommer 1963 Oberspielleiter an der Landesbühne Rhein-Main in Frankfurt am Main. H. bearbeitete mehrere Werke von Dostojewski, C. F. Meyer, Nestroy, Tolstoi und Twain für die Bühne und trat auch in Film und Fernsehen auf.

Literatur

  • Helms-Plat, Gritli: Gottes letzter Zauberer. Regisseur und Schauspieler V. H., 2000–01 [Typoskript].


Autorinnen: Marie-Louise Michel/Nina Debrunner



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Michel, Marie-Louise/ Debrunner, Nina: Vasa Hochmann, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 852–853.

Normdaten

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