Wazlaw Orlikowsky

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* 8.11.1921 Charkow (heute: UA), † 25.6.1995 Basel, auch Waclaw O., eigentlich Grigori Podlesny.

Ausbildung bei Vadim Sulima und Wladimir Preobrajenski. 1937–45 Tänzer unter anderem in Charkow, Tiflis und Lemberg. O. kam mit der Kompanie von Antonia Tumkowskaja nach Westeuropa und liess sich 1946 in München nieder. Hier gründete er 1950 mit deutschen und russischen Tänzern das Klassische Russische Ballett und gastierte mit Stücken wie "Petruschka" (Musik: Strawinsky), "Boléro" (Musik: Ravel), "Le Spectre de la rose" (Musik: Weber) und "Wiener G’schichten" (Musik: Eduard, Josef und Johann Strauß) in ganz Deutschland. 1952–55 war er Ballettmeister an den Städtischen Bühnen Oberhausen und choreografierte 1954 "Cinderella" (Musik: Prokofjew) sowie "Der schwarze Korsar" (Musik: Ernst Hildebrand) und studierte 1955 erstmals in Deutschland den kompletten "Schwanensee" (Musik: Tschaikowsky) in der Choreografie von Lew Iwanow und Marius Petipa ein. Auf Einladung des Theaterdirektors →Hermann Wedekind kam O. 1955 als Ballettmeister ans →Stadttheater Basel. Da die vorhandenen Tänzer nicht genügend klassisch geschult waren, entliess er alle und stellte eine neue Truppe zusammen. Mit seinem grossen Erfolg von Oberhausen, dem "Schwanensee", der in Basel schon in der ersten Saison 51 Mal aufgeführt wurde, legte er das Fundament zum so genannten Basler Ballettwunder, das sich insbesondere 1960 mit einem triumphalen Erfolg beim Gastspiel bei den Berliner Festwochen manifestierte. O. blieb bis 1966 in Basel und machte das auf der Tradition des klassischen Tanzes basierende Ballett in der Schweiz populär. Er war nicht nur ein versierter Choreograf, sondern vor allem ein grosser Theatermann und Bühnenmagier, der in Basel auch Opern und Operetten inszenierte. O. brachte Werke des 19. Jahrhunderts wie Adams "Giselle", Tschaikowskys "Dornröschen" und "Der Nussknacker" sowie Schlüsselwerke der ersten Jahrhunderthälfte in eigenen Versionen wie Ravels "Daphnis und Chloë"und "La Valse", Strawinskys "Der Feuervogel" und "Petruschka", Bartóks "Der wunderbare Mandarin" und →Arthur Honeggers "Amphion". O. zeigte neben beliebten, abendfüllenden Handlungsballetten wie Prokofjews "Romeo und Julia" und "Cinderella" auch seltener gespielte Werke wie Brittens "Der Pagodenprinz", Prokofjews "Die steinerne Blume" und Assafjews "Die Fontäne (Die Quelle von Bachtschisseraj)" sowie Uraufführungen wie "Dorian Gray – today" zu einer Auftragskomposition von →Max Lang, "Fünf Etagen" zu Musik von Henri Sauguet und "Peer Gynt" zur Schauspielmusik von Edvard Grieg. O. wurde häufig als Gastchoreograf unter anderem nach Berlin, London und Paris sowie an die Bregenzer und Salzburger Festspiele eingeladen. 1966–71 war er Ballettdirektor der Staatsoper Wien und 1974–90 der Vereinigten Bühnen Graz; daneben choreografierte er für die Wiener Eisrevue und das Fernsehen. Seit 1955 in Basel wohnhaft, inszenierte und choreografierte er dort zuletzt 1990 im Münster →Frank Martins "Ein Totentanz zu Basel von 1943". 1998 erschien O.s Autobiografie "Das klassische Ballett – mein Leben. Aufgezeichnet und herausgegeben von Christa Höller"[mit Werkverzeichnis].

Auszeichnungen

  • 1981 Silbernes und 1990 Goldenes Verdienstzeichen der Salzburger Landesregierung,
  • 1991 Verleihung des Professorentitels durch den österreichischen Bundespräsidenten.

Literatur

  • Enkelmann, Siegfried: Ballett in Basel, o. J. [1962].


Autorin: Ursula Pellaton



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Pellaton, Ursula: Wazlaw Orlikowsky, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 2, S. 1354–1355.

Normdaten

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