Werner Wollenberger

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* 6.6.1927 Heilbronn (D), † 17.10.1982 Zürich. ∞ Elfie W., (Theater-)Fotografin.

W. emigrierte mit seinen Eltern in die Schweiz und studierte Germanistik in Basel. Während des Studiums Texter und Regisseur beim →Cabaret Kikeriki in Basel. Nach dem Studium vielfältige journalistische Tätigkeit und Mitarbeit beim Cabaret. Er schrieb 1949–60 zahlreiche Texte und ganze Programme für das →Cabaret Federal Zürich (1959 Koautor und Regisseur bei "Eusi chliini Stadt", mit dem das →Theater am Hechtplatz in Zürich eingeweiht wurde) und nach und nach fast für die gesamte Schweizer Cabaret-Prominenz, unter anderem für →Voli Geiler und →Walter Morath, für →Margrit Rainer und →Ruedi Walter, für →Stephanie Glaser, →Zarli Carigiet, →Walter Roderer und →Elsie Attenhofer ("Herrliche Zeiten", 1973), dazu für deutsche Kabaretts wie die Münchner Lach- und Schiessgesellschaft und das Kom(m)ödchen in Düsseldorf. 1959 schuf er zusammen mit →Max Rüeger eine Neufassung von →Paul Burkhard/→Walter Leschs "Die kleine Niederdorf-Oper". Daneben Moderator bei Fernsehen und Radio. 1962–67 Chefredaktor der "Zürcher Woche", wo er sich als respektloser Theater- und Cabaret-Kritiker profilierte. Er führte den Boulevard-Journalismus in die Theaterkritik ein und kritisierte wiederholt das →Schauspielhaus Zürich sowohl unter →Kurt Hirschfeld als auch →Leopold Lindtberg, die Direktion →Peter Löfflers brandmarkte er im Vorfeld als "umstürzlerisch". Danach Theaterkritiker der "Neuen Presse" und 1969 für kurze Zeit Kochefredaktor der "Weltwoche". 1968 wurde W.s Dialektfassung von Edward Bonds "Gerettet" an den →Basler Theatern inszeniert (mit Margrit Rainer, Ruedi Walter, Regie: →Reto Babst). 1970 berief ihn →Harry Buckwitz als künstlerischen Berater und Dramaturgen ans Schauspielhaus, was unter den meisten Kritikern und Mitarbeitern (Lindtberg und →Max Frisch beendeten vorerst ihre Tätigkeit für das Schauspielhaus) scharfe Ablehnung hervorrief. W. empfahl João Bethencourts Komödie "Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde" zur Aufführung; die Inszenierung mit →Heinrich Gretler in der Titelrolle (Premiere am 3.11.1973) wurde zum grössten Publikumserfolg in Buckwitz’ Direktionszeit. →Gerhard Klingenberg führte W.s Arbeitsverhältnis 1978 am Schauspielhaus zunächst weiter, beendete es aber noch im gleichen Jahr. Von 1979 bis zu seinem Tod gehörte W. der Unternehmensleitung der Jean Frey AG in Zürich an. W. verfasste zahlreiche Texte und Drehbücher für Radio (wöchentliche Sendung "Der Barbier von Seldwyla") und Fernsehen (so für die Serie "Ein Fall für Männdli") sowie die Biografie "Heiri Gretler, der grosse Schweizer Schauspieler" (1978). 2003 wurde in Zürich die W.-W.-Stiftung gegründet; sie verfolgt den Zweck, W.s Nachlass zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Literatur

  • Kröger, Ute/Exinger, Peter: "In welchen Zeiten leben wir!"Das Schauspielhaus Zürich 1938–1998, 1998.


Autor: Tobias Hoffmann-Allenspach



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Hoffmann-Allenspach, Tobias: Werner Wollenberger, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 2120.

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