Wolfram Berger
* 12.10.1945 Graz (A).
Bruder des Schauspielers und Regisseurs →Helmut Berger. ∞ Nives Widauer, Bildhauerin, Videokünstlerin und Performerin.
Schauspielausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz. Dort 1965–70 erstes Engagement an den Vereinigten Bühnen (unter anderem Titelrolle in der österreichischen Erstaufführung von Handkes "Kaspar", Kasimir in Horváths "Kasimir und Karoline"). 1970–75 gehörte B. unter →Werner Düggelin zum Ensemble der →Basler Theater, wo er rund dreissig Rollen spielte, darunter Volker in der Uraufführung von →Heinrich Henkels "Eisenwichser" (Regie: Horst Siede), Max in Horváths "Zur schönen Aussicht", Face in Ben Jonsons "Der Alchemist" (Regie: Jiří Menzel), Theodor in Schnitzlers "Liebelei" (Regie: →Hans Hollmann), Moritz Stiefel in →Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen" (Regie: Niels-Peter Rudolph), Oskar in Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" und diverse Rollen in Karl Kraus’ "Die letzten Tage der Menschheit" (Regie beide: Hollmann). In Basel zeigte B. 1974 erstmals seinen "Karl-Valentin-Abend", den er in den folgenden Jahrzehnten in unterschiedlicher Form über 500 Mal (sowie 1999 zum 25-jährigen Jubiläum unter dem Titel "Muss denn jedesmal bei meiner silbernen Hochzeit gerauft werden!") in der Schweiz und im deutschsprachigen Ausland zeigte. 1975–77 spielte B. unter Luis Bolliger am →Theater am Neumarkt, Zürich ZH. Danach Engagements unter Claus Peymann an den Württembergischen Staatstheatern Stuttgart (1979 Ruprecht in Kleists "Der zerbrochene Krug") und 1979–80 am Schauspielhaus Bochum. Seit 1980 ist B. freischaffend als Schauspieler, Kabarettist und Regisseur tätig. Er spielte unter anderem als Gast erneut in Graz (1993 Bottom in der Uraufführung von →Urs Widmers "Sommernachtswut", Regie: →Peter Schweiger) und Basel (1990 Narr in Shakespeares "Was ihr wollt"). Daneben zahlreiche eigene musikalisch-satirische Programme – meist in Zusammenarbeit mit einem Musiker –, die B. jeweils über mehrere Jahre in der Schweiz, Deutschland und Österreich zeigte, etwa "In der Bar jeder Vernunft" (mit Uli Scherer), "Engel im Kopf. Poesie auf des Messers Schneide" (mit Markus Schirmer), "Ich küsse heiss … wer weiss. Eine Einführung in die österreichische Seelenlage", "Dances with Wolfi" (beide mit Thomas Rabenschlag), "Jandln" (mit Wolfgang Puschnig und Jon Sass), "0 Grad 0 /000: Entrantt von Liebes, = Flammen"über →Adolf Wölfli (mit Sass). Als Regisseur in den achtziger Jahren Zusammenarbeit mit der Dramaturgin und Regisseurin Corinna Glaus, etwa 1981 beim Valentin-Abend "Sturzflüge im Zuschauerraum" mit Schülern der →Schauspiel-Akademie Zürich im Depot Tiefenbrunnen, 1982 am Theater am Neumarkt (Horváths "Zur schönen Aussicht"). Ab 1986 fanden B.s und Glaus’ Inszenierungen unter dem Namen "Rotta-Theater" statt, einer nach dem Aufführungsort der ersten Produktion (der 1986 in einer alten Rotationshalle des "Tages-Anzeigers" aufgeführten "Malstunde" nach einem Interview von Brigitte Schwaiger mit Arnulf Rainer) benannten freien Produktionsgemeinschaft. Weitere Produktionen des Rotta-Theaters waren 1987 "Fräulein Else" nach Schnitzler im →Theater an der Winkelwiese, Zürich ZH (Regie: Glaus), 1988 F. K. Waechters "Nach Aschenfeld" in Koproduktion mit dem →Theater M.A.R.I.A., Aarau (Regie: B.), mit dem B. bereits 1983 Nigel Williams’ "Klassenfeind" inszeniert hatte, sowie 1990 die kabarettistische Soirée über Fälscher "Die Wiederkäuer – une soirée récréative" mit B., →Ueli Jäggi und →Jürg Kienberger (künstlerische Mitarbeit: →Hansjörg Betschart). Zahlreiche Film- und Fernsehrollen, unter anderem Bruno in →Markus Imhoofs "Fluchtgefahr" (1974), in Dieter Berners "Alpensaga" (1979), Windleter in Urs Odermatts "Gekauftes Glück" (1988). Lehrtätigkeit an der Schauspiel-Akademie Zürich.
Auszeichnungen
- 1976 Stipendium des Kunstpreises der Akademie der Künste, Berlin.
- 1997 Salzburger Stier.
Literatur
- Kuhn, Christoph: W. B. oder Ein Schauspieler macht mobil. In: Tages-Anzeiger-Magazin 12/1984.
Autor/in: Peter Arnold/Tanja Stenzl
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Arnold, Peter / Stenzl, Tanja: Wolfram Berger, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 167–168.