Alfred Rasser

Aus Theaterlexikon - CH
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* 29.5.1907 Basel, † 18.8.1977 Basel. ∞ I. 1932 Adele Schnell, ∞ II. 1947 Simone Petitpierre, eigentlich Ninette Rosselat, Schauspielerin. Vater des Schauspielers, Kabarettisten und Theaterleiters →Roland R. und der Schauspielerin und Kabarettistin →Sabine R., Grossvater der Schauspielerin und Theaterleiterin →Caroline R. und des Theaterleiters Claude R.

Ab 1922 Speditionslehre und Arbeit in diesem Beruf, 1929–35 Leitung eines Malergeschäfts. Daneben 1928–30 Schauspielunterricht bei →Oskar Wälterlin und Körpertraining bei →Rosalia Chladek am →Konservatorium Basel, währenddessen erste Auftritte am →Stadttheater Basel, unter anderem neben →Alexander Moissi in Robert Cedric Sheriffs "(Die andere Seite)" und in Strawinskys Balletten "(Petruschka)" und "(Pulcinella)" (Choreografie: Chladek). Erst 1934 absolvierte R. die paritätische Schauspielprüfung. Er gastierte unter anderem 1934 mit →Charles F. Vauchers Truppe der Gegenwart im →Küchlin-Theater Basel, am Stadttheater Basel (1934 in Eugen Gürsters "(Wetter für morgen veränderlich)"; 1962 im Musical "(Spalebärg 77a)" von →Hans Moeckel, →Hans Hausmann und Hans Peter Hort), am →Corso-Theater Zürich (1940 in →Hans Haug/→Rudolph Bolo Maeglins "(Gilberte de Courgenay)"), am →Bernhard-Theater Zürich, am →Schauspielhaus Zürich (unter anderem 1941 in der Uraufführung von →Alfred Gehris "(Irgendwo in der Schweiz)"; 1952 in →Jakob Bührers "(Das Volk der Hirten)"; 1956 in Shakespeares "(König Heinrich V.)"), an der →Komödie Basel (unter anderem 1963 in Gogols "(Der Revisor)"), am →Théâtre Municipal in Lausanne und am →Opernhaus Zürich (unter anderem 1961 Frosch in Johann Strauß’ "(Die Fledermaus)", Regie: →Herbert Graf; dieselbe Rolle 1974 an der Opéra du Rhin in Strassburg). Für das →Quodlibet Basel inszenierte R. 1942 die Uraufführung von Otto Müllers Shaw-Bearbeitung "(Dr Basler Pygmalion)" im Küchlin-Theater Basel. Bedeutung erlangte R. vor allem aber als Kabarettist und Volkskomiker: Er trat 1935 (nach der Aufgabe seines Malergeschäfts) im neu gegründeten Kabarett →Resslirytti Basel auf, für dessen erstes Programm er die später höchst populäre Figur des Theophil Läppli kreierte. 1935–41 gehörte R. mit einer kurzen Unterbrechung (1936 brillierte R. im ersten Programm des →Cabarets Bärentatze in Bern) zum Ensemble des →Cabarets Cornichon in Zürich, wo er insbesondere durch seine Parodien baslerischer Arroganz und Eigenbrötlerei hervortrat. 1943 gründete R. in Basel das politisch-satirische →Cabaret Kaktus, das seine erste Premiere am 19.10.1943 im Restaurant "(Gambrinus)" in Basel hatte. Nach insgesamt fünf Nummernprogrammen folgte am 31.12.1945 das von R. geschriebene und produzierte, von Vaucher inszenierte Stück "(HD-Soldat Läppli)", eine Mischung aus Kabarett und Volkstheater, die so erfolgreich war, dass die Produktion ins grössere Küchlin-Theater umziehen musste. Die Jaroslav Hašeks bravem Soldaten Schwejk nachempfundene Figur des den Militarismus verspottenden Hilfsdienst-Soldaten Theophil Läppli wurde zu R.s Markenzeichen. Es folgten die Läppli-Komödie "(Demokrat Läppli)" (1947) und mit geringem Erfolg das Musical "(Weltbürger Läppli)" (1949, Musik: →Walter Baumgartner), daneben spielte R. mit dem Cabaret Kaktus weiterhin Nummerncabaret und inszenierte 1950 seine Dialektfassung von Chases "(Mein Freund Harvey)" mit sich selbst in der Hauptrolle. 1958 organisierte →Eynar Grabowsky eine Tournee mit der Komödie "(Millionär Läppli)", am 31.12.1969 hatte im →Klingental-Theater Basel das Volksstück "(Zivilverteidiger Läppli)" Premiere. 1952–75 gastierte R. auch in Ein-Mann-Programmen in Süddeutschland und der Schweiz, unter anderem regelmässig in dem von seinem Sohn Roland 1957 gegründeten Theater →Fauteuil in Basel, wo R. 1976 seinen letzten grossen Auftritt in der Revue "(Offenbach am Spalenberg)" hatte. R. wirkte in mehreren Schweizer Filmen mit; "(HD Läppli)" (1960) und "(Demokrat Läppli)" (1961) wurden fürs Kino verfilmt. 1967 wurde der politisch stets aktive R. (eine Chinareise mit einer Delegation Schweizer Kulturschaffender hatte ihm als vermeintlichem Kommunisten 1954/55 einen Boykott eingebracht) in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1975 angehörte.

Literatur

  • Rueb, Franz: A. R., 1975.


Autoren: Thomas Hostettler/Hans-Ueli von Allmen



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Hostettler, Thomas/von Allmen, Hans-Ueli: Alfred Rasser, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1464–1465, mit Abbildung auf S. 1465.

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