Cabaret Federal, Zürich ZH

Aus Theaterlexikon - CH
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Ensemble ohne eigene Spielstätte

Das C. wurde 1949 von den Mitgliedern des →Cabarets CornichonOtto Weissert (Leitung), →Max Werner Lenz und →Zarli Carigiet in Zürich gegründet. Das erste Programm "Hinder em Mond" hatte am 16.9.1949 mit →Lukas Ammann, Carigiet, →Max Haufler, →Blanche Aubry und →Helen Vita im Kursaal in Bad Ragaz Premiere. Mit dem gleichen Programm wechselte das C. eine Woche später in sein zukünftiges Stammlokal, den Saal des Restaurants "Hirschen" im Zürcher Niederdorf. Die Texte des Programms stammten von →Werner Wollenberger, →César Keiser und Lenz, der auch Regie führte. In der Folge zeigte das C. im Durchschnitt jährlich zwei Programme, die alle auch auf Gastspieltourneen in der Schweiz aufgeführt wurden: "Fantasie in Swiss-Dur" (1950), "O mein Europapa!" (1950), "Gueti Besserig!" (1951), "Spanischi Nüssli" (1951), "Obsimismus!" (1952), "Hinder-em eigene Vorhang" (1952), "Tellen-Vision" (1952), "’s isch zwölfi Herr Schwyzer" (1953), "Das isch de Gipfel!" (1953), "Wer lacht, lebt länger" (1954), "Flüügendi Fläsche" (1954), "Eichle isch Trumpf" (1955), "Ganze Schweiz heiter" (1955), "Komplet verukt" (1956), "Das isch Musig!" (1956), "Eus gahts guet!" (1957) und "Vo A bis Z" (1958). Das C. war in den fünfziger Jahren das führende Kabarettensemble der Schweiz. Seinen Gegenstand fand es im Unterschied zum Cabaret Cornichon nicht mehr in der Weltpolitik und im Faschismus, sondern primär in aktuellen Zu- und Missständen im eigenen Land, wobei politische und gesellschaftlich-alltägliche Themen aufgegriffen wurden. Diverse bedeutende Schweizer Theaterschaffende der Nachkriegszeit wirkten beim C. in einzelnen oder mehreren Programmen mit. Über längere Zeit prägten das C. als Darsteller: Haufler, Carigiet, Ammann, Keiser, →Margrit Läubli, →Stephanie Glaser und →Walter Roderer. In einzelnen Programmen traten auf: Vita, Aubry, →Elsbeth Gmür, Doris Hoffmann, →Trudi Roth, →Walo Lüönd, Simone Müller, Sepp Zuger, Max Lehmann, Rose Marie Ritter, →Joseph Scheidegger, Margrit Scheu, →Schaggi Streuli, Sylvia Lydi, →Max Knapp, →Peter W. Staub, →Peter W. Loosli und →Ines Torelli. Neben Wollenberger, der als Autor einen zunehmend grösseren Teil der Programme schrieb, waren Keiser, Lenz, →Fridolin Tschudi, →Charles F. Vaucher, →Hans Gmür, Walter Bernays und Peter Wyrsch wichtige und regelmässige Texter. Weitere Beiträge verfassten unter anderen →Jakob Stebler und Schaggi Streuli. Die Musik stammte zum grössten Teil von Weissert, →Hans Moeckel und →Tibor Kasics. Weitere Kompositionen schrieben etwa →Walter Baumgartner, →Paul Burkhard, →Werner Kruse und →Rolf Liebermann. Für die Regie zeichnete mehrheitlich Ammann verantwortlich; einzelne Programme wurden von Lenz, Wollenberger, Keiser, →Willy Duvoisin und Sammy Drechsel inszeniert. →Jaroslav Berger, Albert Mol, →Heinz Rosen und →Trudi Schoop waren als Choreografen beteiligt. →Nico Kaufmann, René Gerber, Lutz Harteck und Werner Marti wirkten als Klavierbegleiter. Die Ausstattung der meisten Programme besorgte →Wolf Barth, daneben waren →Fritz Butz, →Ruodi Barth, Ferdi Afflerbach, Hans Hartmann und Pierre Monnerat als Bühnenbildner fürs C. tätig. Nach zehn äusserst erfolgreichen Jahren im "Hirschen" erfolgte der Umzug ins Zürcher →Theater am Hechtplatz, das – nach einem Pächterwechsel des "Hirschen" – auf Anregung des C. als neue Kabarettspielstätte erstellt und von der Stadt Zürich an Weissert verpachtet wurde. Zur Einweihung am 25.4.1959 spielte das C. Wollenberger/Moeckel/Weisserts Revue "Eusi chliini Stadt" mit den Federal-Mitgliedern Glaser, Carigiet und Staub sowie →Margrit Rainer, →Ruedi Walter, Irène Camarius und →Inigo Gallo als Gästen. Doch bereits zu dieser Zeit befand sich das C. in einer Schaffenskrise; einige der Mitglieder beschritten andere Wege. Es gab zwar noch Versuche einer Neuausrichtung: So führte das C. 1959 mit Félicien Marceaus "Das Ei" erstmals ein Stück auf (mit Roderer in der Hauptrolle, Regie: →Ettore Cella). 1960 wurde mit Gmür/→Karl Suters "Schön ist die Jugend" (Musik: Moeckel und Kruse) nochmals ein Programm gezeigt – allerdings nicht mehr in der bisherigen Form des durch Zwischentexte verbundenen Nummernprogramms und ohne die bis dahin prägenden Darsteller. Mit Loosli als Lehrer und zehn Absolventen des →Bühnenstudios als seinen Schülern (darunter →Bella Neri, →Bruno Ganz, →Yvonne Kupper und →Peter Danzeisen) war der Abend in Form einer durchgehenden Handlung, einer Schweizer Reise eines Lehrers mit seiner ehemaligen Schulklasse, angelegt. Obwohl mit Erfolg aufgeführt, trug dies jedoch nicht zur Erneuerung des C. bei; nach dieser Produktion wurde es aufgelöst. Viele seiner Mitwirkenden spielten aber weiterhin eine wichtige Rolle im Schweizer Kabarett und Boulevardtheater.

Literatur

  • Weissert, Otto (Hg.): Hinter dem eigenen Vorhang. Das Buch vom C. F., 1954.
  • Keiser, César: Wer lacht, lebt länger! Mein Cabaret-Jahrhundert, 2001.


Autor/in: Stefan Koslowski/Tanja Stenzl



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Koslowski, Stefan/Stenzl, Tanja: Cabaret Federal, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 318–319.