Corso-Theater, Zürich ZH

Aus Theaterlexikon - CH
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Unterhaltungs- und Varietétheater, Gastspiele und Eigenproduktionen

Ende des 19. Jahrhunderts gründeten einflussreiche Zürcher die Saalbaugesellschaft, um am Bellevue ein Varietétheater und Vereinshaus zu bauen. Das Theater wurde am 17.4.1900 unter der Leitung von C. F. Pleininger als "Corso-Theater" eröffnet. Unter wechselnder Direktion – unter anderem Otto Winzer (1902), Julius Grauaug (etwa 1902–14), Max Steiner-Kaiser (etwa 1917–20), Jean Kren, Viktor Eckhard, Herbert Trau, Max Linnbrunner, Arthur Guttmann (alle in den zwanziger Jahren), →Else Peppler-Gramlich (1929/30), Ignaz Brantner (um 1930), Rolf Ronay (1931–33), →Hans Wickihalder (1934–40), Bruno Séquin (1940–41), Hans Hubert (1941–47) – brachte es das private C. (mit dem zeitweise als zweite Spielstätte genutzten "Mascotte"-Dancing) als Unterhaltungstheater mit einem vielfältigen Programmspektrum (Varieté, Artistik, Revuen, Operetten, Lustspiele, Schwänke, Kabarett) und berühmten Stars des Show-Business zu nationalem Renommee. Mitte der vierziger Jahre beschloss Séquin, der damalige Hauseigentümer, das C., in dem seit 1900 auch kinematografische Vorführungen stattfanden, in ein Kino umzuwandeln. Dieses wurde am 1.11.1947 eröffnet. Seither wird das C. nur noch sporadisch für Theater-, Tanz- oder Musical-Gastspiele genutzt, unter anderem 1968, 1978 sowie in den achtziger Jahren für →Paul Burkhard/→Walter Leschs "Die kleine Niederdorf-Oper" mit →Ruedi Walter und seit 1992 jährlich (ausser 2001) als Veranstaltungsort des vom Freddy Burger Management organisierten "Sommerfestivals im Corso-Theater". Neben dieser Nutzung diente das C. dem Zürcher →Schauspielhaus (1976–77) und dem →Opernhaus (1982) als Ausweichspielstätte während längerer Umbauphasen. Initiativen, aus dem C. wieder ein Unterhaltungstheater zu machen (etwa 1977 von einer Gruppe um →Werner Wollenberger), scheiterten. Eigentümerin des C. war anfangs die Saalbaugesellschaft, später die Corso-Gesellschaft; 1933 kaufte Séquin die Liegenschaft. 1948 übernahm die Stadt Zürich den Theatertrakt, 1970 auch den Rest des Gebäudes.

Spielstätte

Theaterstrasse 10, 8001 Zürich. 1898–1900 im Auftrag der Saalbaugesellschaft Zürich erbaut (Architekten: Hermann Stadler/Emil Usteri). Kino/Guckkastenbühne mit ansteigendem Saal und einem Zuschauerrang. Platzkapazität: 750 Plätze (Stand 2004). Bühne: 11 m breit, 8 m hoch, 11,6 m tief. Portal: 11 m breit, 5,5 m hoch. 1933/34 tief greifender Umbau durch Ernst F. Burckhardt und Karl Knell (unter anderem: dreiteiliger statt wie vorher zweiteiliger Grundriss, Verlängerung des Zuschauerraums, Erhöhung der Platzzahl auf 1300, Ersatz der zwei U-förmigen Galerien durch einen Zuschauerrang, hydraulische Vorrichtung zum Anheben des Parketts). Wiedereröffnung: 1.8.1934. 1941 Umbau des Zuschauerraums, Reduktion der Platzzahl (Architekten: H. S. Herbst/Emilio Vollmer). 1947 Umbau zum Kino (Architekt: Carl Winteler). Seit 1970 unter Denkmalschutz.

Literatur

  • Mehlin, Rosmarie: Das Corso – eine Legende aus Stein. In: Die Tat, 25.5.1976.
  • Hirzel, Fritz: Komik, Schönheit, Tollkühnheit! In: Tages-Anzeiger-Magazin, 18.9.1976.
  • Bignens, Christoph: Corso – ein Zürcher Theaterbau 1900 und 1934, 1985.


Autorin: Tanja Stenzl



Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:

Stenzl, Tanja: Corso-Theater, Zürich ZH, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 411–412.