Deborah Epstein
* 26.4.1955 Karlsruhe (D).
Nach der Mittelschule und einer Tanzausbildung 1977–80 Schauspielstudium an der →Schauspiel-Akademie Zürich. Es folgten Stückverträge an der Badischen Landesbühne Bruchsal und am →Schauspielhaus Zürich (1981 Theres Ott in der Uraufführung von →Thomas Hürlimanns "Grossvater und Halbbruder") und 1982–85 eine erste feste Verpflichtung an den Städtischen Bühnen Dortmund (unter anderem Lucy in →Bertolt Brecht/Weills "Die Dreigroschenoper" und Barblin in →Max Frischs "Andorra"). 1986–87 war die schweizerisch-amerikanische Doppelbürgerin E. am →Stadttheater St. Gallen engagiert, wo sie etwa die Titelrolle in Ibsens "Nora oder Ein Puppenheim" (Regie: Antje Lenkeit) und Lotte in Botho Strauß’ "Gross und klein" verkörperte. 1988–96 gehörte E. unter den Direktionen von →Frank Baumbauer, →Wolfgang Zörner und Hans Peter Doll zum Ensemble des →Theaters Basel. Dort spielte sie unter anderem 1988 Fräulein Benjamenta in "Jakob von Gunten" nach →Robert Walser (Regie: →Stephan Müller), 1989 die Titelrolle in Ibsens "Hedda Gabler" (Regie: Lenkeit), 1990 in "Stägeli uf, Stägeli ab, juhee!"(Regie: →Christoph Marthaler), 1991 Berta von Bruneck in Schillers "Wilhelm Tell" (Regie: Frank Castorf), 1993 Elisabeth in Fassbinders "Katzelmacher" (Regie: Andreas Kriegenburg), 1994 Lona Hessel in Ibsens "Stützen der Gesellschaft" und 1996 Lady Macbeth in Shakespeares "Macbeth" (Regie beide: →Uwe Eric Laufenberg). Am Theater Basel war E. ausserdem Mitbegründerin und – zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten →Marcus Mislin – Leiterin des "Jugendtreffs", einer Reihe von Theaterworkshops für Jugendliche, für die auch erste gemeinsame Regiearbeiten mit Mislin entstanden. 1995 sprangen E. und Mislin an der Schauspiel-Akademie Zürich als Regieteam für die Inszenierung mit der Abschlussklasse ein. Diese Produktion, eine Szenenfolge über den Schauspielerberuf unter dem Titel "Theaterspielen bis es Euch gefällt", fand über Zürich hinaus Beachtung. Im selben Jahr inszenierte E. im →Theater Roxy Birsfelden die Schweizer Erstaufführung von Hanoch Levines "Jakobi und Leidental". Ab 1996 freischaffend tätig, wirkte E. in der Folge vorwiegend als Regisseurin. Sie inszenierte häufig im Regieteam mit Mislin, etwa an den Württembergischen Staatstheatern Stuttgart (1997 Walsers "Der Gehülfe" in einer Bühnenfassung von Mislin), am Maxim Gorki Theater Berlin (1998 Fontanes "Effi Briest", ebenfalls in Mislins Dramatisierung, 1999 Ibsens "Die Wildente", 2000 "Wilhelm Tell oder Wie ein Bergvolk zufälligerweise zu Revolutionären wird" nach Schiller), am →Luzerner Theater (1999 Offenbachs "Die Banditen", 2000 Kleists "Das Käthchen von Heilbronn"), an den Städtischen Bühnen in Freiburg im Breisgau (2000 Johann Strauß’ "Die Fledermaus") und wiederholt am Theater Graz (2002 Josef Haslingers "Das Vaterspiel" in Mislins Bühnenfassung, 2003 Brechts "Herr Puntila und sein Knecht Matti", 2004 Elias Canettis "Die Hochzeit"). Daneben schuf E. eigene Inszenierungen, beispielsweise am Staatstheater Oldenburg (2001 Roland Schimmelpfennigs "Die arabische Nacht", 2002 Strindbergs "Fräulein Julie") und am Stadttheater Konstanz (2001 "Dreifünfundsechzig, steigend – Ein Heimatabend", 2005 "Der Sandmann" nach E. T. A. Hoffmann). E. trat auch weiterhin als Schauspielerin auf, etwa in Zürich am →Theater Neumarkt und am Schauspielhaus. Ausserdem Hörspiel- und Fernsehrollen sowie Lehrtätigkeit an der →Theaterhochschule Zürich, an der →Hochschule für Musik und Theater Bern und an der Hochschule der Künste Berlin.
Autorin: Tanja Stenzl
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Stenzl, Tanja: Deborah Epstein, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 537.