Enzo Scanzi
<math>*</math> 15.2.1953 Bergamo (I), eigentlich Vincenzo S.
Ausbildung zum Tapezierer-Dekorateur, ab 1976 Arbeit als Bühnentechniker am →Theater am Neumarkt Zürich, dort 1977 erster Bühnenauftritt als Gitarrist in "Lieder gegen den Tritt" (Regie: Jochen Fölster). 1977–79 Mitbegründer und Mitglied der Theaterwehr Brandheide im deutschen Gorleben. 1979 Rückkehr in die Schweiz. 1979/80 Mitglied der Truppe Jerry Dental Kollekdoof in der Produktion "Inwieferno". 1984–86 Zusammenarbeit mit dem Clown →Pello unter dem Namen "Pello & Matto" beim Programm "Von eins bis hundert". 1981 gründete S. die freie Theatergruppe Teatro Matto (zunächst Teatro Matto Inflagranti). Mit der ersten Produktion "Eine italienische Emigrationsoperette" tourte die Gruppe 1981–83 erfolgreich auf Plätzen, Strassen und Festivals. In der Folge fanden unter dem Namen Teatro Matto zunehmend Ein-Mann-Produktionen von S. statt. In der rund zwanzigjährigen kontinuierlichen Arbeit fand S. eine eigenständige Form: das Erzähltheater. Ein wesentlicher Bestandteil ist ausserdem die Musik (seit 1998 Zusammenarbeit mit dem Musiker Luigi Archetti). Die wichtigsten Produktionen, die an zahlreichen Gastspielorten in der Schweiz sowie im Ausland gezeigt wurden, waren: 1986 "Das Mäuschen – La storia di Anna e Pasquale" (Regie: →Paul Steinmann), 1987 "Ausbrecher – La notte del 15 febbraio" (Regie: Steinmann/Stefan Lichtensteiger, mit Johanna Lier), 1989 «Agentenfieber – quasi un’operetta» (Regie: Steinmann, mit Lier), 1991 "Das Leben oder nicht" von und mit S., 1993 "Hasenjagd oder Griechischer Nebel in der Bucht von Syrakus" von →Christoph Frick und S. (Regie beide: Frick), 1994 "Fabulazzo" nach Geschichten von Dario Fo (Regie: →Jean Grädel), 1998 "Novecento" von Alessandro Baricco, 1999 "Nero" nach Elke Heidenreichs Erzählung "Nero Corleone", 2000 "La voce del mare" nach Motiven aus Bariccos Roman "Oceano Mare" (mit →Grazia Pergoletti), 2001 "Bombay" nach Antonio Tabucchis "Indischem Nachtstück" (Regie jeweils: André Becker, Musik jeweils: Archetti). Daneben Regiearbeiten, unter anderem für →Karl’s kühne Gassenschau (1987 "Die Kreuzfahrt auf der MS Matterhorn"), für das Vorstadttheater Frauenfeld (1992 Milena Mosers "Lily", Koregie: Corinna Glaus), am →Theater an der Winkelwiese Zürich (1995 Admiraals "Du bist meine Mutter" als Koproduktion mit der →Klibühni in Chur, 1997 →Urs Bihler/S.s "Requiem für einen verbotenen Teppich") sowie bei Soloproduktionen von →Klaus Henner Russius (1994 Kleists "Michael Kohlhaas", 1996 "Das Nibelungenlied"). 1994–99 war S. zusammen mit Grädel (bis 1997) und Peter-Jakob Kelting (ab 1997) Koleiter des Theaters an der Winkelwiese Zürich. Diverse Film- und Fernsehrollen.
Auszeichnungen
- 1998 ZKB-Förderpreis am →Zürcher Theaterspektakel Zürich für "Novecento".
Autor: Jean Grädel
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Grädel, Jean: Enzo Scanzi, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 3, S. 1576, mit Abbildung auf S. 1576.