Frank Baumbauer
* 2.9.1945 München (D). Sohn der Schauspieler-Agentin Erna B. ∞ Gundi Ellert, Schauspielerin.
Studium der Germanistik, Theaterwissenschaft, Publizistik, Soziologie und Geschichte in München und Düsseldorf, daneben Regieassistent unter anderem bei Hans Schweikart, →Heinz Hilpert, Karl Heinz Stroux und →Walter Felsenstein. 1970–72 Regieassistent am Düsseldorfer Schauspielhaus. Ab 1972 am Bayerischen Staatsschauspiel München, zunächst als Regieassistent, 1975–83 als Leiter des künstlerischen Betriebsbüros, ab 1980 auch als persönlicher Mitarbeiter des Intendanten Kurt Meisel, 1983–86 als Intendant. Dort mehrere eigene Inszenierungen, darunter 1974 Mühls "Rheinpromenade", 1975 Molières "Der Misanthrop", 1979 Kohouts "Armer Mörder", 1980 Horváths "Kasimir und Karoline", 1985 de Filippos "Die Kunst der Komödie". 1986/87 Stellvertreter des Schauspielintendanten Ivan Nagel am Staatstheater Stuttgart. 1988–93 als Nachfolger von →Horst Statkus Direktor des →Theaters Basel. Das Haus erhielt unter der Leitung B.s, der in Basel nicht selbst inszenierte, ein überregionales Renommee. Unter anderen führten Ruth Berghaus, Barbara Bilabel, Harald Clemen, →Werner Düggelin, Achim Freyer, →Hans Hollmann, Peter Konwitschny, Johann Kresnik, Andreas Kriegenburg, Antje Lenkeit, Christof Nel, Werner Schroeter, →Herbert Wernicke und →Jossi Wieler Regie. Frank Castorf inszenierte erstmals im Westen ("Aias" von Sophokles, später auch Schillers "Wilhelm Tell"), der Schauspielmusiker →Christoph Marthaler erhielt erste Regieaufgaben. Prägende Dramaturgen waren →Wilfried Schulz, Matthias Lilienthal, Stefanie Carp, →Barbara Mundel, Ute Becker und →Albrecht Puhlmann, Ballettleiter →Heinz Spoerli und ab 1991 →Youri Vàmos. Zum Schauspielensemble gehörten unter anderem →Urs Bihler, Stephan Bissmeier, Gottfried Breitfuss, Gundi Ellert, Inka Friedrich, →Miriam Goldschmidt, →Peter Jecklin, →André Jung, →Désirée Meiser, →Nicolas Rosat, →Bernhard Schütz, →Norbert Schwientek, →Siggi Schwientek, →Reinhild Solf, Michaela Steiger, →Nikola Weisse, Michael Wittenborn. Cesare Lievis Inszenierung von Kleists "Das Käthchen von Heilbronn" und Harald Clemens Inszenierung von Dorsts "Korbes" wurden 1989 und 1991 zum Berliner Theatertreffen eingeladen, mehrere Inszenierungen für das Fernsehen aufgezeichnet. Trotz der grossen Erfolge des künstlerisch innovativen Theaters konnte die Besucherfrequenz die Erwartungen nicht ganz erfüllen. B. gelang es jedoch, ein jüngeres Publikum zu gewinnen, nicht zuletzt durch zahlreiche Zusatzveranstaltungen wie das "Nachtcafé"und den "Jugendtreff". Auf Grund drohender Einsparungen im Etat (die Schliessung der →Komödie oder der Wegfall einer Sparte wurden diskutiert) lehnte B. eine Vertragsverlängerung über 1993 hinaus ab. Glückloser Nachfolger in Basel wurde 1993 →Wolfgang Zörner. B. war von 1993–2000 Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, wo er die Zusammenarbeit mit vielen zuvor in Basel tätigen Künstlern wie etwa Marthaler erfolgreich fortsetzte. 1994, 1996 und 1997 wurde das Deutsche Schauspielhaus in der Kritiker-Umfrage der Zeitschrift "Theater heute" zum Theater des Jahres gewählt. B. war 1999 und 2000 künstlerischer Leiter des Schauspielprogramms der Salzburger Festspiele. Mit Beginn der Saison 2001/02 trat er die Nachfolge Dieter Dorns, des langjährigen Intendanten der Münchner Kammerspiele, an. B. ist Mitglied der Deutschen Akademie der darstellenden Künste, Frankfurt am Main.
Literatur
- Theater Basel 1988–1993, 1993.
Autor: Thomas Blubacher
Bibliografische Angaben zu diesem Artikel:
Blubacher, Thomas: Frank Baumbauer, in: Kotte, Andreas (Hg.): Theaterlexikon der Schweiz, Chronos Verlag Zürich 2005, Band 1, S. 134.